Neuer Erzbischof, altes Filmepos: Tag des Hl. Wenzel mit zwei Premieren
An den populärsten böhmischen Landespatron, den heiligen Wenzel, wurde am Dienstag an verschiedenen Orten Tschechiens erinnert. Die St. Wenzel-Feierlichkeiten hatten in diesem Jahr zwei Höhepunkte: Zum einen die traditionelle große Wallfahrt in Stará Boleslav / Altbunzlau, dem Ort, wo der Přemyslidenfürst am 28. September 935 ermordet wurde. Zum anderen erlebte die Neufassung eines 80 Jahre alten Filmepos über den Nationalheiligen in Prag eine erneute Premiere.
„Wir brauchen den heiligen Wenzel, damit er uns lehrt, den Mut und die Mutigen zu achten.“
Neben zahlreichen kirchlichen Würdenträgern aus Tschechien und dem Ausland nahm auch eine Reihe von Spitzenpolitikern am Gottesdienst teil, unter ihnen auch Präsident Václav Klaus, der von Erzbischof Duka zum Namenstag beglückwünscht wurde. Nach der Messe erinnerte Klaus die Versammelten an die christlichen Wurzeln Böhmens, die eben mit Fürst Wenzel verbunden sind:
„Das ist eine der bedeutendsten Traditionen in unserem Land. Zudem ist sie authentisch, sie wurde nicht künstlich geschaffen. Seit der Kindheit nehmen wir diese Tradition wahr. Erhalten wir sie aufrecht!“Die St. Wenzelfeierlichkeiten hatten neben der traditionellen Wallfahrt in Stará Boleslav am Dienstag noch einen Höhepunkt: Im Prager Rudolfinum wurde nach 80 Jahren der Stummfilm „Heiliger Wenzel“ wieder aufgeführt. Live wurde der Film vom Sinfonieorchester des Tschechischen Rundfunks begleitet, die Vorstellung wurde vom Tschechischen Fernsehen live übertragen.
Die Originalmusik für den fast zweistündigen historischen Großfilm stammt von Oskar Nedbal und Jaroslav Křička. Das Werk von Regisseur Jan Stanislav Kolár stellt bislang den einzigen Versuch dar, die Geschichte von Fürst Wenzel zu verfilmen. Für die damaligen Verhältnisse war es ein ungewöhnlich teueres Projekt. Das Wenzel-Filmepos verschlang fast sechs Millionen Kronen in einer Zeit, wo Filme üblicherweise nur einige Zehntausend Kronen kosteten. Es sei der erste Film gewesen, den der Staat zum Teil mitfinanziert habe, sagt Vladimír Opěla vom tschechischen Filmarchiv:„Es wurden renommierte Schauspieler nicht nur aus der Tschechoslowakei, sondern auch aus dem Ausland engagiert. Die heilige Ludmila spielte die russische Theaterdiva Vera Baranovskaya. Die Dreharbeiten dauerten ein Jahr lang. Auf dem Prager Hügel Strahov wurden zwei Burgstätten gebaut. Die Kampfszenen wurden im Urwald auf dem Berg Boubín / Kubany gefilmt. Darum wurde dort sogar ein Generator errichtet, was damals ein technisches Wunder war.“
Der Film sollte ursprünglich 1929 anlässlich des 1000. Todestages von Wenzel in die Kinos gehen. Die Historiker waren nämlich damals noch der Meinung, dass Fürst Wenzel 929 und nicht 935 ermordet wurde. Wegen der hohen Kosten wurde der Film erst 1930 aufgeführt, was für ihn sehr ungünstig war. Ein halbes Jahr nach den 1000-Jahr-Feierlichkeiten weckte der Stummfilm auch aus einem weiteren Grund kein großes Interesse mehr: Es hatte bereits die Ära der Tonfilme begonnen. Mit der Wiederaufführung des 80 Jahre alten Films wollten die Initiatoren vor allem zur Diskussion über den Inhalt des verhältnismäßig jungen Staatsfeiertags des 28. Septembers beitragen.