Neuer Intendant des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens (CT) plant Verjüngung der Anstalt/ Die jüngsten Zusammenstöße von Vaclav Klaus mit den Medien

Jiri Janecek, Foto: CTK

Zwei Themen, die in der vergangenen Woche nicht nur für Schlagzeilen in den Medien gesorgt haben, sondern auch unmittelbar die Medien selbst betreffen, stehen im Mittelpunkt unserer heutigen Sendung: Zum einen hat das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen (CT) hat nach einem monatelangen Provisorium in der Führungsetage seit Mittwoch einen neuen Intendanten. Sie erinnern sich bestimmt noch an die Bilder, die im Winter 2000/2001 durch die Medien gingen, als Zehntausende in Prag auf die Straßen gingen und die Abberufung des damaligen CT-Intendanten Jiri Hodac forderten, dem sie parteipolitische Gebundenheit vorwarfen. Hodac musste schließlich den Hut nehmen, und im November vergangenen Jahres wurde auch sein Nachfolger Jiri Balvin abberufen, wegen "organisatorischer Mängel". Zu einer durchgreifenden Reformierung des Senders, deren Notwendigkeit außer Zweifel steht, ist es seit dem nicht gekommen. Welche Pläne verfolgt nun der neue Intendant, Jiri Janecek, in dieser Hinsicht? Weiteres Thema des heutigen Medienspiegels sind die jüngsten Zusammenstöße von Präsident Vaclav Klaus mit den Medien.

Jiri Janecek,  Foto: CTK
Die Wahl von Jiri Janecek zum neuen Intendanten des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens (CT) sei eine gute Nachricht vor allem für dessen Mitarbeiter - kommentierte die Zeitung Lidove noviny am Donnerstag. In der Tat schien einer der Hauptgründe für die Wahl von Janecek nicht nur dessen langjährige Erfahrungen als Moderator und Nachrichten-Chef im Tschechischen Fernsehen zu sein, sondern auch sein gutes Verhältnis zu den CT-Mitarbeitern.

Bei dem inzwischen nahezu legendären Fernseh-Streik des Winters 2000/2001 hatte sich Janecek auf die Seite der protestierenden Redakteure gestellt und diese in ihren Forderungen unterstützt.

Gleichwohl setzen die Pläne des Intendanten Janecek zur Reformierung des Tschechischen Fernsehens hin zu einer Verjüngung und höheren Professionalität eben bei den Redakteuren an, die Janecek u.a. durch Audits zu mehr Leistung motivieren will:

"Es werde darauf hinauslaufen, so Janecek, dass auf die Festangestellten wesentlich mehr Arbeit zukomme und es nicht mehr so viele Externisten geben werde. Ihm sei klar, dass das ein äußerst unpopulärer Schritt sei, aber er sei notwendig."

Was die inhaltliche Neugestaltung des Tschechischen Fernsehens anbelangt, liegt eine der wichtigsten Prioritäten für Janecek im Nachrichtenbereich, der von seinem Vorgänger Jiri Balvin zwecks einer besseren Zuschauerquote stark beschnitten worden war:

"Ich habe Redakteure aus der BBC, aus der tschechischen BBC, aus der Zeitung Mlada fronta dnes, der Zeitschrift Euro angesprochen, denn ich will kommentierte Nachrichten, ich will Diskussionssendungen einführen mit, sagen wir, offenem Ende, damit die Politiker endlich genügend Zeit haben, sich zu äußern und uns nicht vorwerfen, dass wir sie einengen."

Das soll nicht auf Kosten der Zuschauerquote gehen, denn um diese will Jiri Janecek mit den privaten Sendern durchaus konkurrieren. Dabei setze er aber nicht auf importierte ausländische Serien, sondern auf das schöpferische Potential der tschechischen Redakteure, sagte Janecek in einem Interview mit der Zeitung Lidove noviny.

Eine Verjüngung also des Tschechischen Fernsehens, höhere Professionalität, bessere Nachrichtensendungen und eine höhere Quote - wenn Janecek nur die Hälfte seiner Vorhaben gelinge, wäre das fast ein Wunder, kommentiert die Zeitung Mlada fronta dnes. Auch Jaroslav Sonka von der Europäischen Akademie Berlin, der sich seit vielen Jahren mit Medienfragen, auch im internationalen Vergleich, beschäftigt, warnt vor zu hohen Erwartungen an den neuen Intendanten:

"Die Prozesse, um die es geht, haben eine Laufzeit von Monaten und Jahren. Und es wäre eine reife mediale Kritik von Nöten, die bewertet, ob sich die Sachen in die richtige Richtung bewegen oder nicht. Denn die komplette Lösung wird ein neuer Generaldirektor des Tschechischen Fernsehens nicht nächste Woche vorschlagen können."


Themenwechsel: Während des Frankreich-Besuchs von Präsident Klaus kam es zu einem kleinen Eklat mit der Zeitung "Le figaro". Auf die Frage einer ihrer Journalistinnen, wie er die Unterstützung der Kommunisten bei seiner Wahl zum Präsidenten bewerte, erklärte Klaus das Gespräch erzürnt für beendet und drohte, seinen Pressesprecher zu entlassen, der ihm die Fragen der Journalistin vorher nicht vorgelegt hatte.

Vaclav Klaus und Jacques Chirac,  Foto: CTK
Wenige Tage zuvor war es zu einem offenen Zerwürfnis zwischen dem Präsidenten und der öffentlich-rechtlichen tschechischen Nachrichtenagentur CTK gekommen. Klaus hatte sich seit seinem Amtsantritt im März wiederholt über "fehlerhafte Berichterstattung" beschwert und die Auswechslung des für die Prager Burg zuständigen Redakteurs gefordert. Als die Nachrichtenagentur dieser Forderung nicht nachkam, zog die Präsidentenkanzlei die Konsequenz und bestellte den CTK-Service kurzerhand ab. Für sein schlechtes Verhältnis zu Journalisten ist Vaclav Klaus schon lange bekannt. Lässt sich die Kündigung des CTK-Services nur als weiterer Ausdruck dafür bewerten? Darüber unterhielt ich mich vor dieser Sendung mit dem Medienspezialisten Jaroslav Sonka von der Europäischen Akademie Berlin:

"Es ist mit Sicherheit so, dass man der tschechischen journalistischen Szene Fehler vorwerfen kann. Diese Fehler soll man ihr auch vorwerfen, aber man soll sie in einem Ton werfen, in dem es um eine Besserung geht. Das ist im Prinzip eher eine professionelle Angelegenheit, die dann ohnehin innerhalb der Redaktionen geklärt wird. Aber es ist keine Aufgabe für einen Politiker. Ein Politiker ist eine Partei in diesem Streit, und keine Aufsichtsinstanz. Und Vaclav Klaus spielt sich auf mit einem Unterton, als sei er diese Aufsichtsinstanz. Und das ist einfach unverschämt."

Welches sind Ihrer Meinung nach die Hauptfehler der tschechischen Journalisten, die Sie ansprachen?

"Naja, also die tschechischen Medien haben sehr wenig Geld. Sie versuchen, Geld zu sparen. Und dieses Sparen betrifft manchmal auch die falschen Ecken. Die guten Argumente beim Kommentieren oder die faktographische Basis fehlt, weil man nicht genügend Aufwendungen bringt, um die Information zu besorgen, die Leute fortzubilden, sich ein bisschen mit dem Ausland zu beschäftigen. Aber auch hier sind graduelle Verbesserungen zu beobachten. Und zu dieser Verbesserung könnte man beitragen. Man könnte als Präsident der Republik z.B. einen Journalisten-Preis stiften und das von der guten Seite herleiten. Sich gegen die Journalisten auf diese Art und Weise zu profilieren, das ist bei dem Nicht-Wissen, das Vaclav Klaus in letzter Zeit, beispielsweise über die EU, präsentiert, für mich ein bisschen lächerlich."