Neuer Preis macht deutsche Bohemistik sichtbar

Libuše Heczková (Foto: Archiv der Karlsuniversität in Prag)

An deutschsprachige Bohemistinnen und Bohemisten richtet sich ein neuer Preis: der Otokar-Fischer-Preis. Mit ihm sollen die bedeutendsten Facharbeiten zu tschechischer Sprache, Kusnt und Kulturgeschichte ausgezeichnet und sichtbar gemacht werden.

Libuše Heczková  (Foto: Archiv der Karlsuniversität in Prag)
Der Otokar-Fischer-Preis wird zum ersten Mal im Juni dieses Jahres vergeben. Dies geschieht im Prager Kampa-Museum, zusammen mit der Verleihung des renommierten tschechischen F.-X.-Šalda-Preises für Kunstkritik. Libuše Heczková ist Literatur-Dozentin an der Prager Karlsuniversität und Mitglied des Stiftungsfonds für den Šalda-Preis:

„Wir fanden es schade, dass sich der Šalda-Preis für Kunstkritik zu sehr auf Tschechien konzentriert. Wir sind uns dessen bewusst, dass in den böhmischen Ländern bis Mitte des 20. Jahrhunderts drei Kulturen existiert haben. Aber wir wissen nur wenig darüber, was hinter der tschechischen Grenze geschieht, insbesondere im deutschsprachigen Raum, zu dem wir enge Bezüge haben.“

Für den Otokar-Fischer-Preis können gelungene Arbeiten von deutschen Forschern vorgeschlagen werden, die in vergangenen drei Jahren erschienen sind. Eine Jury von vier Vertretern aus deutschen Universitäten und vier tschechischen Mitgliedern wird die Werke beurteilten. In Deutschland sei die Bohemistik aber derzeit nicht gerade auf Rosen gebettet, sagt Libuše Heczková:

„Dies gilt auch für andere kleinere slawische Sprachen und Kulturen. Wenn irgendwo in Deutschland Slawistik betrieben wird, dann handelt es sich primär um Russistik. Das Tschechische ist nicht besonders gut gestellt. Doch weiter besteht auch bei den Deutschen ein großes Interesse an unserer Sprache und Kultur. Die Deutschen sind an unserer Gegend durchaus interessiert. Wie auch in anderen Fächern schränken fehlende Gelder aber die Möglichkeiten ein.“

Der Otokar-Fischer-Preis wird vom Institut für Literaturforschung ausgeschrieben. Mit der Auszeichnung ist kein Preisgeld verbunden, sie hat eher symbolischen Charakter:

Otokar Fischer  (Foto: Public Domain)
„Es ist ein Ehrenpreis. Unser wichtigstes Anliegen ist es, die von uns ausgezeichneten deutschsprachigen Forschungsarbeiten in Tschechien bekannt zu machen. Der Preisträger soll einen Vortrag im Goethe-Institut halten. Außerdem wird ein größerer Ausschnitt seiner Arbeit in einer Fachzeitschrift in tschechischer Übersetzung veröffentlicht.“

Die Auszeichnung trägt den Namen eines bedeutenden tschechischen Germanisten und hervorragenden Übersetzers aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Otokar Fischer. Unter anderem ist seine Übersetzung von Goethes Faust hierzulande bekannt.