Neues Regierungsprogramm will Tschechien für Digitalnomaden attraktiver machen

Mit einem neuen Förderprogramm versucht das tschechische Handels- und Industrieministerium, qualifizierte Arbeitskräfte ins Land zu holen. Die neuen Arbeitskräfte sollen keinen Arbeitsvertrag von einer tschechischen Firma mehr brauchen, um ein Visum zu erhalten.

Das Projekt des Handels- und Industrieministeriums ziele vor allem auf die IT-Branche ab, berichtet Lucia Legáthová vom Expat Centre Prague. Diese Einrichtung bietet einen Anlaufpunkt für Menschen aus dem Ausland, die in Prag leben und arbeiten.

Lucia Legáthová | Foto: Amelia  Mola-Schmidt,  Radio Prague International

„Im Fokus des Ministeriums stehen Arbeitnehmer aus einigen ausgewählten Ländern: Australien, Japan, Kanada, den USA, aus Großbritannien und Taiwan. Das Programm richtet sich an zweierlei Arten von Digitalnomaden: Einerseits jene, die bei einer Firma im Ausland arbeiten und überlegen, nach Tschechien zu ziehen. Und andererseits Ausländer, die in Tschechien als Selbstständige arbeiten wollen. Sie brauchen unter anderem eine tschechische Handelslizenz.“

Sogenannte Digitalnomaden (auf Englisch: digital nomads) sind Menschen, die von überall aus arbeiten können und das oft an wechselnden Orten im Ausland tun. In dem Förderprogramm werde ebenso an Familien gedacht, fährt Legáthová fort. So können auch Ehepartner und eingetragene Partner nach Tschechien kommen und bei ihren Angehörigen sein, die hier als Digitalnomaden leben.

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Ein Programm wie dieses sei neu in Tschechien, schildert Legáthová. Es sehe vor, dass die Menschen, die nach Tschechien kommen, weiterhin für ihre Arbeitgeber im Ausland arbeiten können. Wenn also jemand aus Kanada nach Tschechien zieht, kann die Person immer noch für eine kanadische Firma tätig sein. Entsprechend bezieht sie weiterhin das kanadische Gehalt, das meist über den Löhnen in der Tschechischen Republik liegt. Hierzulande seien aber die Lebenserhaltungskosten geringer, so Legáthová:

„Tschechien wiederum gewinnt hoch ausgebildete Menschen und kann deren Wissen und Kenntnisse für die hiesige Industrie nutzen. Das ist das Tolle an Digitalnomaden: Sie bringen ihre Fähigkeiten mit in die Länder, in die sie ziehen.“

Legáthová fährt fort, dass die Digitalnomaden, die nach Tschechien kommen, meist sehr gut ausgebildet seien und oft einen Universitätsabschluss hätten. Viele von ihnen würden zudem in den Bereichen der wissensbasierten Wirtschaft oder in kreativen Branchen arbeiten. Dies seien jene Branchen, die die Tschechische Republik aktuell fördern wolle. Die hochqualifizierten Arbeiter könnten zudem dabei helfen, diese Bereiche weiterzuentwickeln, argumentiert Legáthová. Doch das sei noch nicht alles:

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„Diese Digitalnomaden sind oft sehr gut bezahlt. Wenn sie aus wohlhabenden Ländern kommen, bringen sie ihre hohen Gehälter mit, die sie dann in Tschechien ausgeben. Das hilft der hiesigen Wirtschaft. Auch können sie dazu beitragen, neue Arbeitsstellen zu schaffen. So entstehen neue Firmen, die auf dem Wissen der Expats aufbauen. Auch könnten Unternehmen gegründet werden, die voll auf Digitalnomaden ausgerichtet sind und ihnen spezielle Berufe anbieten.“

Wie viele Menschen sich für das Förderprogramm des tschechischen Industrieministerium interessieren, wisse man noch nicht, räumt Legáthová ein. Besondere Bedingungen für die Bewerbungen gebe es jedoch nicht. Auch soll die Bearbeitungszeit der Anträge kürzer sein als bei anderen Behördenverfahren. Spätestens nach 45 Tagen würde feststehen, ob ein Antrag bewilligt wird oder nicht, so Legáthová.

Autoren: Daniel Grabowski , Amelia Mola-Schmidt
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