Neues von der Prager Burg: Palais Rožmberk wieder geöffnet

Palais Rosenberg

Wenn man vom Georgsplatz auf der Prager Burg durch die schmale Georgsgasse in Richtung Alte Schlosstreppe geht, kommt man rechts an einem großen Gebäudekomplex vorbei. In einigen Stadtführern wird er gar nicht erwähnt – das Palais Rosenberg. Die Prager kennen es eher als das so genannte Ústav šlechtičen – zu deutsch das Stift für adelige Damen. Nach einer grundlegenden Renovierung wurde das Palais vor kurzem wieder geöffnet.

Die Prager Burg
Der östliche Teil der Prager Burg war in der ältesten Epoche der Prager Burg zunächst nur sehr wenig besiedelt. Aber schon im 14. Jahrhundert entstanden dort einige Bauten. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts befanden sich hier Häuser bedeutender Adeligenfamilien – wie Svamberk, Rozmberk (Rosenberg), Rozmitals und Pernstejn. Es gab hier auch das Haus von Hanus Pehm, der für König Vladislav Jagiello arbeitete. Er war dafür zuständig, die Durchführung sämtlicher Bauarbeiten für den König zu besorgen. Der Vladislav-Saal im königlichen Palast sowie die Befestigung der Prager Burg wurden nach Entwürfen des Architekten Benedikt Ried erbaut. Hanus Pehm war derjenige, der als eine Art Manager sämtlichen Tätigkeit von Benedikt Ried unterstützte. Im Jahre 1541 brannte die Prager Burg aus. Stark beschädigt waren auch die Häuser im östlichen Teil der Burg. Die Herren von Rosenberg, die dort vor dem Brand schon ein Haus besaßen, begannen daraufhin ein herrliches Renaissancepalais zu bauen – am Ort, wo zuvor Hanus Pehms Haus stand.

Das Palais Rosenberg wurde in zwei Etappen erbaut. In den Jahren 1545 – 1556 entstand ein Bau um den heutigen Hof herum. Der Entwurf für das Palais stammte von einem gewissen „Hons Vlach“ – also Hans, dem Italiener. Unter diesem Namen verbirgt sich wahrscheinlich Architekt Giovanni Fontana. Das Haus der Herren von Svamberk, das auf westlicher Seite neben dem neuen Palais stand, wurde 1573 von Wilhelm von Rosenberg gekauft. Der einflussreiche Mann kaufte auch das Haus Rozmital, um sein Palais erweitern zu können. Den Bau leitete damals der kaiserliche Baumeister Ulrico Aostalli. Das Rozmital-Haus wurde bis auf die Kellerräume abgerissen. Vom Haus der Svamberks ist nur der östliche Teil beibehalten worden. Die zweite Bauetappe dauerte nur noch 38 Wochen.

Im 18. Jahrhundert wurde das Palais Rosenberg in das Stift für adelige Damen umgebaut. Gegründet wurde das Stift von Kaiserin Maria Theresia im Jahre 1753. Das Stift war für Töchter aus Adeligenfamilien bestimmt, die älter als 24 Jahre waren. Geleitet wurde das Stift von einer unverheirateten Erzherzogin aus der Familie Habsburg-Lothringen, die den Titel der Äbtissin trug. Das Stift wurde nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik im Jahre 1919 aufgelöst. Das Gebäude gehörte seitdem bis 1990 dem Innenministerium. Nach einer anspruchsvollen Rekonstruktion wurde das Palais Anfang Januar unter Teilnahme der tschechischen politischen Spitze feierlich wieder geöffnet.

Die Wiedereröffnung des Gebäudes spielte sich im prunkvollen Rosenberg-Saal ab. Wie sah es im Palais einst unter den Rosenbergs aus? Die Leiterin der Denkmalschutzsektion der Präsidentenkanzlei Ivana Kyzourová meint:

„Das Interieur des Palais Rosenberg war sehr reich geschmückt. Die Inventarverzeichnisse aus dem 16. Jahrhundert zeugen davon, dass das Palais mit vielen Gemälden, Tapisserien, türkischen Teppichen und wertvollen Möbeln ausgestattet war. Viele Räumlichkeiten hatten getafelte Decken. Man kann sich davon eine Vorstellung machen, was für ein prunkvoller Sitz das Palais war. Es entsprach der Stellung der Familie Rosenberg in der damaligen Gesellschaft. Die Rosenbergs erreichten damals den Höhepunkt ihrer Macht. Wilhelm von Rozmberk hatte den höchsten Posten im Königreich seit 1570 bekleidet, denn er war Burggraf.“

Haben die Archäologen und Restauratoren bei ihrer Arbeit im Palais etwas gefunden, was überraschend oder kurios war? Ivana Kyzourová:

„Die archäologischen Ausgrabungen belegen, dass die Ausstattung des Palastes im 16. Jahrhundert wirklich luxuriös war. Es wurden beispielsweise Bruchteile vom chinesischen Porzellan oder herrliche Kacheln gefunden. Die Räumlichkeiten mussten mit schönen Kachelöfen ausgestattet gewesen sein. Ich möchte noch auf eine interessante historische Spur aufmerksam machen: Wenn man auf den Hof des Palais Rosenberg kommt, kann man sehen, dass zwei der Renaissancesäulen auf den Seiten ein wenig abgeschunden sind. Wir vergaßen sie nicht bei der Renovierung, aber es sind Rillen, die durch Wagen verursacht wurden, auf denen einst Heu in die Pferdeställe gebracht wurde. Dies ist eine Spur aus der Vergangenheit, die hier trotz der Renovierung erhalten blieb.“

Im Rahmen der jetzigen Rekonstruktion wurde auch die 1755 errichtete Kapelle renoviert. Die Kapelle der Heiligen Dreifaltigkeit und der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria ist mit eindrucksvollen Wandgemälden von Josef Hager und Jan Petr Molitor verziert. Die Akustik sowie der Raum, der mit seiner Höhe praktisch drei Etagen umfasst, sind einzigartig. Wird die Kapelle zugänglich sein? Ivana Kyzourová meint:

„Zurzeit haben wir noch keine genaue Vorstellung darüber, wie dieses Objekt genutzt wird. Es werden da zweifelsohne Ausstellungen, Konzerte und gesellschaftliche Treffen stattfinden. Wir haben vor, in der Kapelle Konzerte zu veranstalten, aber der Raum ist auch für kleinere Ausstellungen gut geeignet. Ich glaube, dass Ausstellungen über Restaurationsarbeiten in der Kapelle installiert werden könnten.“

Für die Öffentlichkeit soll das renovierte Palais ab Beginn der Touristensaison im April dieses Jahres geöffnet sein. Nach der Auflösung des Frauenklosters beim Heiligen Georg auf der Prager Burg überging das Recht, die böhmische Königin zu krönen, auf die Äbtissin des Stifts für adelige Damen, das im Palais Rosenberg untergebracht war. Falls Sie wissen, um welchen Frauenorden es sich handelte, der einst im Georgskloster gewirkt hatte, können Sie es uns schreiben. Denn so lautet auch die heutige Quizfrage, für deren richtige Beantwortung Sie ein Buch über Prag gewinnen können. Ihre Zuschriften richten Sie bitte an Radio Prag, Vinohradska 12, 120 99 Prag 2.

Vor vier Wochen fragten wir Sie in der Sendung über den Prager Stadtteil Prosek danach, wann der heilige Wenzel in Stara Boleslav ermordet wurde. Es war 929 – man kann jedoch in einigen historischen Quellen auch die Angabe von 935 finden. Beides erkennen wir in unserem Quiz an. Ein Buch geht diesmal an Peter Spittler aus Glauchau.