Nicht viel Neues: Seit Sonntag gilt der neue Bahnfahrplan

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Noch im Sommer hatte der neue Verkehrsminister Vít Bárta massive Kürzungen im Bahnverkehr angekündigt. Dutzende Nebenstrecken und Schnellzugverbindungen sollten eingestellt werden. Nach heftigen Protesten von Lokalpolitikern und Fahrgastvertretern bleibt beinahe alles beim Alten. Nur einige wenige Nebenbahnen sind tatsächlich eingestellt worden und auch bei den Schnellzügen gibt es nur wenige Einschränkungen. Weitgehend unverändert bleibt das Angebot auf der europäischen Transitachse von Berlin über Prag nach Wien beziehungsweise Bratislava und Budapest. Unerfreuliche Neuerungen gibt es allerdings auf der Strecke Prag – Linz.

Bahnfahrplan
Der Schnellzug Matthias Braun, der frühmorgens von Salzburg über Linz nach Prag und am Abend wieder zurück fuhr, wurde ersatzlos aus dem Fahrplan gestrichen. Wegen Bauarbeiten auf der Strecke Prag - Budweis, wie die Tschechischen Bahnen argumentieren. Mit der Einstellung dieses Zuges wurden auch der gut frequentierte Schlafwagen nach Zagreb und die Liege- und Schlafwagen nach Zürich aufgegeben. Das Angebot auf der Strecke Prag – Linz ist damit wieder beinahe so schlecht wie zu Zeiten des Eisernen Vorhanges. Als einzige Direktverbindung verbleibt der zum Schnellzug degradierte ehemalige Intercity „Anton Bruckner“, der morgens von Prag nach Linz und am Nachmittag wieder zurück fährt. Konnte man bisher nach einem Termin oder einem Wochenende in Prag um 17 Uhr direkt nach Linz zurückfahren, muss man nun schon um 15.16 Uhr losfahren und in Budweis in einen Eilzug umsteigen. Von Linz nach Budweis wird zwar noch gegen 17 Uhr ein Regionalexpress mit Anschluss nach Prag angeboten, dieser steht allerdings nicht weniger als eine halbe Stunde im Grenzbahnhof Summerau und fährt außerdem nur von Montag bis Freitag.

Bahnfahrplan
Trotz Millioneninvestitionen in die Modernisierung der Strecke weiterhin nur mit Umsteigen kommt man auch von České Budějovice / Budweis nach Wien. Wegen der schlecht abgestimmten Fahrpläne darf man dabei bis zu einer halben Stunde in der desolaten Bahnhofshalle von České Velenice / Gmünd-Bahnhof verbringen.

Wie bisher je zweimal am Tag direkt geht es per Bahn von Prag nach München und Nürnberg, auch das Expressbus-Angebot in die fränkische Metropole bleibt wie bisher bestehen. Der letzte Zug abgefahren ist hingegen auf der Strecke von Rumburk nach Ebersbach in Sachsen; mangels Nachfrage wurde diese Verbindung gestrichen. Mit deutlichen Verbesserungen aufwarten kann dafür der Regionalverkehr zwischen Bad Schandau und Děčín / Tetschen-Bodenbach: Statt der alten tschechischen Waggons fahren dort nun moderne deutsche Triebwagen, die nicht nur komfortabler, sondern auch wesentlich schneller sind. Dadurch ergeben sich bessere Anschlüsse in Děčín. Neu eingeführt wurde zudem eine Abendverbindung von Sachsen nach Nordböhmen. Mehr Züge und moderne Fahrzeuge bringt ein Betreiberwechsel auch auf der Strecke von Liberec / Reichenberg nach Zittau und weiter nach Varnsdorf oder Seifhennersdorf. Die Direktverbindungen zwischen Liberec beziehungsweise am Wochenende Tanvald und Dresden bleiben erhalten.

Einige Neuerungen präsentiert haben die Tschechischen Bahnen auch im Tarif. So gibt es die Kundenkarte „In Karta“ neu auch mit 50 oder 100 Prozent Ermäßigung. Neu geordnet und zum Teil deutlich verteuert wurden die beliebten Wochenend-Familienkarten „SoNe+“ Wie bisher angeboten werden die vergünstigten Internetfahrkarten nach Deutschland, Österreich und in weitere europäische Länder, die neu unter dem Namen „SporoTiket Evropa“ („Sparticket Europa“) vermarktet werden.


Die Änderungen im Überblick:

Berlin – Prag – Wien / Budapest – Bratislava - wie bisher Zwei-Stunden-Takt mit Eurocity-Zügen (Stundentakt Prag - Břeclav) - geänderte Abfahrts- und Ankunftszeiten der Spätverbindung Berlin – Prag - neue Supercity-Schnellverbindung Prag – Brastislava

Prager Hauptbahnhof
Prag – Budweis – Linz / Wien - Einstellung der Direktverbindung „Matthias Braun“ Salzburg - Linz - Prag mit Kurswagen nach Zürich und Zagreb - neue direkte Abendverbindung Linz – Budweis (langer Aufenthalt an der Grenze) - weiterhin keine durchgehenden Züge Wien – Gmünd – Budweis

Regional- und Fernverkehr Böhmen – Bayern - keine nennenswerten Änderungen



ČD-Fahrkarte
Regionalverkehr Böhmen – Sachsen - Einstellung der Strecke Rumburk – Ebersbach (Sachs.) - Dichterer Fahrplan, neue Abendverbindung und moderne Züge auf der Strecke Děčín – Bad Schandau - neuer Betreiber, mehr Züge und moderne Triebwagen auf der Dreiländerstrecke Liberec – Zittau – Varnsdorf / Seifhennersdorf

Verkehr Tschechien – Polen - vier neue durchgehende Regionalzüge Pardubice – Kłodzko - neue Abfahrts- und Ankunftszeiten der Nachtzugverbindung Prag – Warschau und Prag – Krakau

Fernverkehr in Tschechien - Streichung einzelner Schnellzugleistungen außerhalb der Hauptverkehrszeit und abseits der Hauptstrecken (Prag – Tanvald, Prag – Písek – Budweis, Prag – Königgrätz) - ab Mitte 2011 neue Züge des privaten Betreibers RegioJet auf der Strecke Prag – Ostrava – Bohumín (einzelne Züge bis und ab Žilina in der Slowakei)

Regionalverkehr in Tschechien - Einstellung folgender Strecken: Chrudim město – Heřmanův Městec, Rumburk – Ebersbach (Sachs.), Litovel – Mladeč, Bakov nad Jizerou – Dolní Bousov, Moravské Budějovice – Jemnice (ab 1.1.), Dívčice – Netolice (ab 27.3.) und Číčenice – Týn nad Vltavou (ab 27.3.)

Illustrationsfoto: Jana Šustová,  Radio Prague International
Neuerungen im Tarif - Kundenkarte InKarta nach deutschem Vorbild neu mit 25, 50 und 100 Prozent Ermäßigung und Gültigkeitsdauer von wahlweise 1, 2 oder 3 Jahren - Streichung der Familien-Wochenendtickets SoNe+ in der vergünstigten Variante für Nahverkehrszüge, Ersatz durch regionale Netzkarten ČD Net region - Zusammenlegung der Sparangebote eLiška und SporoTiket Česko - Senkung der Rückfahrtermäßigung von 10 auf 5 Prozent - Anhebung der Gebühr für den Kauf von Fahrkarten im Zug von 30 auf 40 Kronen. Neu Vorverkauf von Fahrkarten im Zug ohne Aufpreis und Aufzahlung in die 1. Klasse ohne Bordpreis-Zuschlag.

Nähere Informationen erhalten Sie – auch auf Deutsch – am Infotelefon der Tschechischen Bahnen (ČD): 00420 840 112 113 oder per E-Mail unter [email protected]