Soziale Hilfsleistungen in Tschechien
Was tun, wenn das monatliche Durchschnittseinkommen für viele Bürger nicht ausreicht, um die eigene Familie zu ernähren? In einer solchen Situation, die den meisten postkommunistischen Staaten bekannt sein dürfte, ist der Staat gefragt. Und der hat im Falle Tschechiens vergangenes Jahr ordentlich in die Tasche gegriffen, um soziale Unterstützungen locker zu machen. Silja Schultheis berichtet.
Laut Angaben des Ministeriums für Arbeit und Soziales haben im Jahr 2000 allein zwei Millionen Menschen - das entspricht ca. 20% der Bevölkerung - andere soziale Hilfsleistungen als Kinder- und Arbeitslosengeld sowie Rente bezogen. Letzte machte mit Abstand den größten Anteil der staatlichen Unterstützungen aus. Auch der Umfang der sozialen Hilfsleistungen hat sich erhöht. Der Anteil der staatlichen Unterstützungen am Einkommen eines durchschnittlichen tschechischen Haushaltes betrug im vergangenen Jahr ganze 19%.
Als Grund für die hohe Zahl von Empfängern sozialer Unterstützungen durch den Staat nennt die Tageszeitung "Lidove noviny" in ihrer Dienstagsausgabe unter Berufung auf das Forschungsinstitut des Ministeriums für Arbeit und Soziales die Tatsache, dass das vom Staat festgelegte Existenzminimum wesentlich höher angesetzt sei als das minimale Einkommen. Wie die Zeitung weiter anführt, lagen im vergangenen Jahr nahezu zwei Drittel der tschechischen Beschäftigten unter dem Durchschnittseinkommen, das rund 13.500 Kronen (rund 770 DM) betrug. Brutto. Die durchschnittliche Arbeitslosenunterstützung belief sich hingegen auf knappe 2800 Kronen (ca. 160 DM).
Den Angaben des Ministeriums für Arbeit und Soziales ist ferner zu entnehmen, dass sich die meisten Empfänger sozialer Hilfsleistungen in den Kreisen Usti/Aussig, Ostrava/Ostrau und Jihlava/Iglau finden, die wenigsten hingegen in Prag, Mittelböhmen sowie im Pilsener Kreis.