Radio Free Europe: Umzug, nicht Ausquartierung
In die bislang weitgehend hinter den Kulissen bzw. von und in den Medien geführte Diskussion über den möglichen Umzug des im Prager Stadtzentrum angesiedelten Senders "Radio Free Europe/Radio Liberty" hat sich nun einer der ranghöchsten Vertreter der Tschechischen Republik, Senatspräsident Petr Pithart eingeschaltet, der am Montag den Sender persönlich besuchte. Silja Schultheis berichtet.
"Ich möchte erneut betonen, dass es sich hier um einen Umzug, und nicht um eine Ausquartierung handelt. Das ist ein bedeutender Unterschied. Ein Umzug erfolgt nach einer Übereinkunft, das heißt, beide Seiten stimmen zu. Es gibt keinen Grund, warum dieser Sender ausgerechnet hier, in unmittelbarer Nähe des Wenzelsplatzes sein muss."
Bezüglich der entscheidenden Frage nach möglichen Alternativstandorten für "Radio Free Europe" treten die Gespräche zwischen beiden Seiten nach wie vor auf der Stelle. Sonia Winter, Sprecherin des Senders, formulierte diplomatisch, bei ansonsten guten Beziehungen mit der tschechischen Regierung sei es hier zu Missverständnissen gekommen. Die Positionen sind nach wie vor unverändert: während die Leitung des Senders vor Pithart erneut bekräftigte, ihr sei bislang von der tschechischen Regierung kein neuer Sendestandort vorgeschlagen worden, lies der Sprecher des Außenministers am Montag zum wiederholten Male verlauten, das die Regierung "Radio Free Europe" fünf Alternativeobjekte vorgeschlagen habe, die der Sender jedoch abgelehnt habe.
Der Programmleiter von "Radio Free Europe", Jeffrey Timble begrüßte die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen, die die tschechische Regierung nach dem 11. September unternahm, um den Sender zu schützen, und bedauerte die Unannehmlichkeiten, die dies für die Prager Bürger mit sich bringe. Von einer Journalistin auf den Knackpunkt der ganzen Angelegenheit angesprochen, die Frage nämlich, was passieren müsse, damit sein Sender umziehe, und wie es mit dem Verhältnis zwischen Verantwortung für die Sicherheit der Bürger und der Tätigkeit des Radios im Stadtzentrum aussähe, blieb er bei vagen Worten:
"Wir möchten und müssen fortfahren, unsere Arbeit zu machen. Wir müssen verantwortungsbewusst und besorgt um unsere Mitarbeiter und um unsere tschechischen Nachbarn und um Prag sein. Und genau darum drehen sich die Diskussionen mit den tschechischen Verantwortlichen. Wir versuchen, die richtige Balance zu finden, um all diesen Aufgaben gerecht zu werden. Es ist nicht einfach."