Proteste von österreichischen Atomgegnern
Die österreichisch-tschechischen Grenzen waren am Wochenende einmal mehr zum Schauplatz der Proteste von österreichischen Atomgegnern. Ein über die Grenze ausgeweitetes Transparent solle den Demonstranten zufolge die Verbundenheit der beiden Völker symbolisieren. Dagmar Keberlova berichtet.
An die 600 österreichische Atomgegner haben am Sonntag erneut in der Nähe des tschechisch- österreichischen Grenzübergangs gegen das südböhmische Atomkraftwerk Temelin protestiert. Die Demonstranten haben ein zwei Kilometer langes Transparent mit Anti-Temelin-Losungen entlang der Strasse plaziert. Den Verkehr haben sie wie das letzte mal am 31. Oktober allerdings nicht blockiert. Der Beauftragte der oberösterreichischen Regierung für Atomenergie Radko Pavlovec hat dem südböhmischen Landesvertreter Vaclav Halama das sog. schwarze Buch übergeben. Es handelt sich um eine Studie der Sicherheitsmängel des AKW Temnelin, die von 29 ausländischen Experten ausgearbeitet wurde und die Radko Pavlovec zufolge in Tschechien weniger bekannt ist:
"Die Studie beinhaltet eine Reihe von sehr ernsthaften Sicherheitsmängeln. Wir hoffen, dass es gelingt, diese Studie dem tschechischen Präsidenten Vaclav Havel zu übergeben. Gleichzeitig wollen wir ihn bitten, sich dafür einzusetzen, das das AKW mit diesen Mängeln nicht in Betreib genommen wird."
Die Demonstranten haben angeblich das längste Transparent der Welt entlang der Zufahrstrasse von der Kirche Maria Schnee bis zum Grenzübergang ausgeweitet. Dieses solle als ein Symbol der Kooperation zwischen den Tschechen und den Österreichern gedeutet werden. Ob die Blockaden bisher nicht genau das Gegenteil bewirkt haben, bleibt jedem zu Beurteilung überlassen. Durch die tschechischen Medien lief gestern auch die Meldung, dass der geplante Vertrag zwischen Oberösterreich und dem Landkreis Südböhmen nicht unterschrieben wurde. Der Grund hierzu sei allerdings nicht Temelin, wie für Radio Prag der Landeshauptmann Südböhmens Jan Zahradnik auslegte. Landeshauptmann Zahradnik zufolge war die Unterzeichnung des Vertrags für den 28. November angesetzt, sein oberösterreichischer Amtskollege Josef Pühringer habe sich aufgrund eines Treffens mit Romano Prodi entschuldigt. Die Unterzeichnung wird auf den 14. Dezember verlegt, wo Jan Zahradnik an der Anzündung des Licht von Bethlehem in Linz teilnehmen wird. In dem Vertrag soll die Zusammenarbeit der beiden Länder festlegen werden.