Projekt Nevo Kher / Das Neue Haus
In der nordböhmischen Stadt Ceska Lipa / Böhmisch Leipa gibt es ein ungewöhnliches Atelier. Es ist nicht nur ein Ort, wo Kinder und Erwachsene sich ihrem künstlerischen Talent widmen können, für einige Kinder ist das Atelier auch ein alternatives Zuhause. Welche Kinder es sind und wer sich das Projekt Nevo Kher - was in der Roma-Sprache soviel wie Das Neue Haus heißt, für diese Kinder einfallen liess, erfahren Sie von Dagmar Keberlova.
In den Anfängen war es ein Atelier wie jedes andere. Der Künstler Pavel Kraus, der in der Region von Ceska Lipa seit 7 Jahren lebt, hat hier eine Privatschule für bildende Künste eröffnet. Unterrichtet hatte er vorher an einer Grundschule, doch dort war er mit den Unterrichtsmethoden und dem ganzen Schulsystem unzufrieden. Das Atelier besuchen Kinder und Erwachsene, Menschen, die sich den bildenden Künsten weiter widmen möchten oder auch solche, die Spaß daran haben, einen Nachmittag, statt vor dem Fernseher oder im Supermarkt zu verbringen, kreativer Tätigkeit zu widmen, so Pavel Kraus. Nach einiger Zeit kamen aus Neugier immer öfter ein paar Roma-Kinder aus einem Nachbarhaus, und Pavel Kraus entdeckte in ihnen große künstlerische Begabung. Er wollte in seinen Kursen die weißen und die Roma-Kinder zusammenbringen. Ob es ihm gelungen ist, teilt Ihnen Pavel Kraus mit:
"Ich bin darauf gekommen, das es überhaupt nicht geht. Die Kinder mögen sich gegenseitig nicht. Die weißen Kinder wiederholen die dummen Aussagen der Eltern über die Roma, die sie zu Hause hören, und die Roma Kinder nehmen es sehr ernst. Das schafft einen großen Abstand unter ihnen. So habe ich dieses Jahr nur Roma-Kinder."
Pavel Kraus ist ihr Freund, sie lieben ihn und nehmen ihn ganz anders als die Lehrerinnen in der Schule, zu denen sie kein Vertrauen haben. Warum sie so gerne in sein Nevo Kher, ihr neues Zuhause, kommen, hierzu Pavel Kraus weiter:
"Hier lernen sie Dinge, die sie sonst nicht machen könnten. Wir arbeiten an Themen, die einen sozialen Hintergrund haben, und ich versuche, den Roma-Kindern ihre eigene Identität näher zu bringen, sie bekommen hier einen sozialen Kontext, der ihnen fehlt."