Nachkriegsvertreibung der Sudetendeutschen als Thema der "Künstlergruppe Rafani"

Im Rahmen des Off-Programms des "Prager Theaterfestivals Deutscher Sprache" wurde am Donnerstagabend eine Ausstellung der "Künstlergruppe Rafani" eröffnet. Ihr Name war "Böhmerwald". Ihr Thema: die Nachkriegsvertreibung der Sudetendeutschen aus der damaligen Tschechoslowakei. Markéta Maurová hat die Vernissage besucht.

Mit skeptischer Spannung wurde erwartet, womit die "Künstlergruppe Rafani" diesmal kommt. Kürzlich, am 28. Oktober, dem Staatsfeiertag der Tschechischen Republik, machten diese fünf jungen Künstler nämlich sehr kontrovers auf sich aufmerksam: Ihr Happening, auf dem eine schwarz-weiße Kopie der tschechischen Nationalflagge verbrannt wurde, wodurch auf Mängel der heutigen Demokratie verwiesen werden sollte, hat bei der Öffentlichkeit nur wenig Verständnis gefunden. Bei der Eröffnung der Ausstellung "Böhmerwald" wurde glücklicherweise nicht nach ähnlichen Mitteln gegriffen, doch spektakulär war sie dennoch auch: Auf tschechisch und deutsch wurde zunächst ein Manifest der Gruppe vorgetragen:

"Das Ziel der Bürgervereinigung "Künstlergruppe Rafani" ist eine Tätigkeit, die dazu beiträgt, eine Gesellschaft mit einer höheren Qualität der Menschlichkeit zu erreichen. Das Mittel ist der Kampf an der Künstlerfront. Einer der Schritte, der auf dieses Ziel ausgerichtet ist, sind Aktivitäten, bei denen Erscheinungen und Ereignisse abgebildet werden, die aus dem historischen Bewusstsein stammen, und welche absichtlich verheimlicht bzw. verdreht werden. Diese Ereignisse müssen aus dem historischen Kontext herausgenommen werden, man darf sich nicht mit ihren Ursachen und Folgen befassen, denn diese werden in einer Gesellschaft, die noch nicht reif genug ist, als Alibi für die Bemühung, nicht zu diskutieren, und dem Bestreben, einer Aussöhnung mit sich selbst zu entgehen, benutzt. Nur eine Gesellschaft, die sich ihrer eigenen Geschichte bewusst ist, und zwar sowohl der hellen als auch der dunklen Seiten, kann zielbewusst in die Zukunft freier und eigenständiger Bürger blicken. Falls es nicht zu einer solchen Aussöhnung kommt, wird die Vergangenheit als Last empfunden, die die weitere Entwicklung hemmt."

In zwei Sälen der Prager Galerie Mala Spalovka hängen neun großflächige schwarz-weiße Silhouettenbilder. Ihre Motive wurden durch typische deutsche Volkskunst aus dem Erzgebirge inspiriert, nämlich Kerzenhalter mit einem Silhouettendekor. Auf den Bildern sind aber Figuren mit Peitschen bzw. Gewehre, Panzer oder aber Gehenkte dargestellt. Einer der "Rafani", Marek Meduna dazu: "Zwischen dem Stil dieser Kerzenkarusselle und unseren Motiven, die die Gewalt darstellen, entsteht eine Ambivalenz. Die Bilder sind aber gleichzeitig auch phantastisch, so dass sie einen lustigen, aber gleichzeitig unheilverkündenden Unterton haben."

Jedes Bild wird darüber hinaus von einem Zitat aus historischen Dokumenten begleitet und damit konfrontiert. Beispiele: "Die Tschechen empfinden eine tiefe Bitterkeit gegenüber den deutschen", "Unser gute Wille endete im Jahre 1938", "Gerecht, aber unnachgiebig" und weitere.