Tschechische Eisenbahn reduziert Strecken und senkt Fahrpreise
Die tschechische Eisenbahngesellschaft Ceské drahy (CD) ist eines der großen staatlichen Unternehmen, das der Prager Regierung noch schwer im Magen liegt. Auch wenn der Gütertransport eine positive Entwicklung genommen hat und ständig Zuwächse verzeichnet, das Sorgenkind bleibt der Personenverkehr. Bei diesem werden nach wie vor hohe Verluste gemacht, weil Aufwand und Nutzen in keinem günstigen Verhältnis stehen. Wie Ceské drahy dieses Dilemma zu beheben sucht, dazu mehr von Lothar Martin.
In einer Zeit der Rezession, wo jede Krone dreimal umgedreht werden muss, ehe sie ausgegeben werden kann, hat auch der seit Juli im Amt befindliche Verkehrsminister Milan Simonovský ganz genau hingeschaut, wo man in seinem Ressort sparen kann. Und Simonovský ist fündig geworden. In Tschechien, wo der Busverkehr über ein relativ eng geknüpftes Liniennetz verfügt, ist es nicht selten der Fall, dass Bus und Bahn Strecken parallel und damit doppelt bedienen. "Das Angebot von Ceské drahy ist komfortabler als es sich der Staat leisten kann," stellte der Minister dann auch ohne Umschweife fest und rief die territorialen Landeshauptmänner dazu auf, in ihren Regionen genau zu prüfen, welche Zugverbindungen nur zur Hälfte ausgelastet und damit uneffektiv seien. Derartige Verbindungen wird es in Zukunft nach Simonovskýs Vorstellungen nicht mehr geben, da Kreisämter und örtliche Kommunen nicht länger staatliche Gelder in unrentable Personentransporte stecken sollen. Eine politische Weichenstellung, die auch von den Tschechischen Eisenbahnen begrüßt wird, wie uns CD-Pressesprecher Petr Stáhlavský bestätigte:
"Eine Zusammenarbeit, dei der Bus und Bahn nicht konkurrieren und sich gegenseitig die Fahrgäste wegnehmen, ist in völligem Einklang mit dem, was wir schon längere Zeit fordern und worauf wir aufmerksam machen. In den Regionen sollte die Eisenbahn sozusagen das Skelett des Personentransports bilden, an das die Autobuslinien anknüpfen sollten. Mit Beginn des neuen Fahrplans sind von uns schon einige Neuheiten in dieser Richtung vorbereitet worden, und zwar im Kreis Karlovy Vary/Karlsbad, Ústí nad Labem/Aussig und im Mährisch-Schlesischen Kreis. Im letzteren Kreis ist eine Gesamtkonzeption geschaffen worden, bei der einige Strecken im Intervall-Verkehr bedient werden mit der Vorgabe, dass weitere Zug- sowie Autobusverbindungen auf diese Strecken zeitlich abgestimmt sind."
Der neue Fahrplan wird am 15. Dezember in Kraft treten. Dann will die Eisenbahngesellschaft Ceské drahy auch durch Preissenkungen, insbesondere im Personen-Nahverkehr, dafür sorgen, dass sie einige Fahrgäste von den Autobusunternehmen wieder zurückgewinnt. Ebenso sollen einige InterCity-Züge wieder als Schnellzüge und damit ohne Express-Zuschlag verkehren. Erste kleine Schritte in die richtige Richtung. Ob sie allerdings schon ausreichen werden, um den Personentransport im Zugverkehr rigoros umzukrempeln, das bleibt abzuwarten.