Tschechien: Inflationsrate so niedrig wie noch nie - Weihnachtskauf boomt

Supermercado

Vorweihnachtszeit heißt Großeinkaufszeit. Und die meint es diesmal gut mit der tschechischen Bevölkerung, die noch im August in nicht geringem Maße vom verheerenden Jahrhunderthochwasser heimgesucht wurde. Denn im November war die Inflationsrate so niedrig wie noch nie in der neuzeitlichen Geschichte der selbstständigen Tschechischen Republik. Das hat zur Folge, dass der Einzelhandel einen regelrechten Boom beim Weihnachtsgeschäft verzeichnet. Lothar Martin mit weiteren Einzelheiten.

Die Verbraucherpreise in Tschechien sind im Durchschnitt genauso hoch bzw. niedrig wie im vergangenen Jahr. Aus diesem Grund wird hierzulande die niedrigste Inflationsrate seit der Gründung des Landes am 1. Januar 1993 registriert. Zu den genauen Zahlen gab der stellvertretende Vorsitzende des Tschechischen Statistischen Instituts, Jan Tucek, wie folgt Auskunft: "Die Verbraucherpreise sind im November gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozent gesunken. Im Vergleich zum November letzten Jahres waren sie nur um 0,5 Prozent höher. Die wichtigste Ziffer, die sicher alle sehr interessiert, ist dabei die Inflationsrate. Sie wird ausgedrückt durch den durchschnittlichen Anstieg des Indexes der Verbraucherpreise für die letzten 12 Monate im Vergleich zum durchschnittlichen Zuwachs der vorangegangenen 12 Monate. Diese Inflationsrate lag im November bei 2,1 Prozent, was eine Verlangsamung des Anstiegs um 0,3 Prozent gegenüber der Inflationsrate vom Oktober bedeutet."

Mit dem gegenwärtig minimalen Anstieg der Verbraucherpreise gehört Tschechien zu den Spitzenreitern in Europa. Laut einer OECD-Prognose für das gesamte Jahr 2002 wird selbst die Eurozone zum Jahresende mit 2,4 Prozent knapp darüber liegen. Worauf die günstige Inflationsrate zurückzuführen ist, dazu sagte Jan Tucek: "Im vergangenen Jahr ist die niedrige Inflationsrate vor allem von den Preissenkungen bei Lebensmitteln, alkoholischen Getränken und bei den Treibstoffen beeinflusst worden. Der Rückgang des Inflationsanstiegs im letzten Monat ist insbesondere auf die Preissenkungen bei Fleisch, frischem Gemüse, Milch, Käse und weiterer Milchprodukte zurückzuführen. Demgegenüber stiegen die Preise für Butter, Eier, Kartoffeln und Obst."

Für die relativ niedrigen Preise bei Lebensmitteln und Benzin werden immer wieder zwei Gründe genannt: das die Nachfrage übersteigende Angebot sowie die gerade im zurückliegenden Jahr nicht nur sehr stabile, sondern im Wechselkurs zu Dollar und Euro im Wert gestiegene Tschechische Krone. Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass die stagnierende bzw. sogar fallende Inflation in Tschechien noch zwei bis drei Monate anhalten wird. Danach würden aber die Preise wieder kräftig ansteigen, hieß es. Zum Oktober nächsten Jahres erwartet die Tschechische Nationalbank einen Inflationsanstieg von 1,5 bis 2,9 Prozent, während die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Tschechien für das Jahr 2003 einen Inflationszuwachs von 2,5 Prozent voraussagt.