50 Jahre der tschechischen Akademie der Wissenschaften

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Vor 50 Jahren, genau am 1. Januar 1953, ist die Tschechoslowakische Akademie der Wissenschaften gegründet worden, an deren Tätigkeit nach der Teilung des Staates am 1. Januar 1993 die Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik anknüpfte. In einem breiten Spektrum von wissenschaftlichen Disziplinen ist diese Institution mit Forschung bzw. Entwicklung beschäftigt und bemüht ist, sowohl mit internationalen Trends Schritt zu halten als auch die aktuellen Bedürfnisse der tschechischen Gesellschaft zu berücksichtigen. Sie muss aber auch um ihre Existenz kämpfen. Mehr von Jitka Mladkova im folgenden Beitrag:

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59 wissenschaftliche Institute, über sechs Tausend Mitarbeiter - das ist die heutige Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, die sich trotz der Arbeit an aktuellen wissenschaftlichen Aufgaben immer noch mit dem Erbe ihrer kommunistischen Vorgängerin schwer tut, die das Monopol für die Grundlagenforschung innehatte. In der seit Jahren laufenden Diskussion über den Sinn der Akademie, wird dieser u.a. vorgeworfen, sie sei nach wie vor ein bürokratischer Koloss, der wegen der Finanzierung aus dem Staatshaushalt weitgehend von der politischen Macht abhängig sei. Darauf angesprochen sagte uns die Vorsitzende der Akademie, Helena Illnerova:

"Wissen Sie, das kommt mir komisch vor! Das gilt doch für jede Institution: wenn sie vom Staatshaushalt abhängig ist - wie z.B. jedes Ministerium, die Nationalbibliothek, das Nationalmuseum - dann ist sie auch von der Staatsmacht abhängig. Das ist eine Sache, die andere ist, ob der Staat eine solche Institution braucht, und ich bin davon überzeugt dass die Wissenschaftsakademie ihre Mission erfüllt. Sie forscht außerhalb des Hochschulbereichs, diese Forschung ist aber in hohem Masse mit Hochschulen verknüpft ist."

Diese nach Meinung vieler Kritiker unzureichende Verbundenheit dokumentiert Helena Illnerova mit dem Hinweis, dass ein Viertel bis ein Drittel der wissenschaftlichen Mitarbeiter der Akademie Vorträge an Hochschulen hält. Außerdem organisiert die Akademie für viele Hochschuldiplomanten bzw. -doktoranden Fortbildungsmöglichkeiten, es gebe derzeit rund 70 gemeinsame Arbeitsstätten, etwa ein Drittel der wissenschaftlichen Projekte der Akademie würden in Zusammenarbeit mit Universitäten realisiert u.v.a.m, sagt Helena Illnerova. Sie spricht in diesem Zusammenhang von einem Evolutionsprozess, der eine Erweiterung der Zusammenarbeit mit sich bringt. Auf die Frage, ob sie mit der finanziellen Unterstützung der Forschung seitens des Staates zufrieden sei, antwortete sie:

"Ich wäre froh, wenn es etwas mehr sein könnte. Die Unterstützung von Seiten des privaten Sektors ist hierzulande eher gering, die Hälfte beziehen wir aus dem Staatshaushalt. Wenn ich es mit den EU-Ländern vergleichen sollte, dann muss ich sagen, dass wir schlecht dran sind."

Hierzu argumentiert Illnerova mit folgenden Zahlen: Belaufen sich derzeit in der EU die Mittel für die Unterstützung der Wissenschaft und Forschung auf ca 2 Prozent des durchschnittlichen Bruttoinlandsproduktes, so sind es in Tschechien nur 1,2 Prozent. Gemessen am tschechischen Staatshaushalt, werden in diesem Jahr etwa knappe 0,6 Prozent für diesen Bereich freigegeben. Die Präsidentin der Akademie ist jedoch zuversichtlich, dass der EU-Beitritt Tschechiens positive Auswirkungen für die gesamte Wissenschaft im Lande haben dürfte, ausgelöst vor allem durch die Druckausübung der EU auf die Regierungen der neuen Mitgliedsländer. Mehr Mittel für Forschung und Entwicklung haben ihrer Meinung nach gleichzeitig auch einen positiven Effekt für den Ausbildungsgrad und überhaupt die Kultur des jeweiligen Landes.