Ceské dráhy kündigt Entlassungen an - Skoda droht langer Tarifstreik

Tschechische Eisenbahn will mindestens 2000 Arbeitsnehmer entlassen

Zum Jahresende 2002 wurde in Tschechien eine Arbeitslosenquote 9,8 Prozent registriert. Ein Wert, mit dem der bisherige Negativrekord vom Januar 2000 erneut erreicht wurde. Die wenig optimistischen Prognosen verheißen sogar, dass sich die Arbeitslosenquote bereits in diesem Monat weiter erhöhen und erstmals die "magische Grenze" von 10 Prozent durchbrechen werde. Warum dem so ist, dazu mehr von Lothar Martin.

Im Januar eines jeden Jahres erhalten die Arbeitnehmer in der Regel eine Lohnerhöhung in der Mindesthöhe der Inflationsrate des abgelaufenen Jahres. Eine Voraussetzung dafür ist, dass es sich beim jeweiligen Arbeitgeber um eine wirtschaftlich prosperierende Firma mit einer entsprechenden Arbeitseffektivität handelt. Diese Voraussetzung ist zumeist bei großen Unternehmen mit hoher Beschäftigungszahl nicht gegeben. Eines dieser Unternehmen ist die hochverschuldete Eisenbahngesellschaft Ceské dráhy, die derzeit 81.000 Beschäftigte hat. Mindestens 2.000 Arbeitsnehmer will die tschechische Eisenbahn in diesem Jahr entlassen, es könnten aber auch bis zu 3.000 werden. Das hänge vor allem vom Abschluss der derzeit verhandelten Tarifverträge ab, äußerte dazu der Sprecher der Bahn, Peter Stahlavský, in einem Gespräch für die Tageszeitung "Lidové noviny". Die Leitung der Eisenbahngesellschaft Ceske dráhy hat eine Lohnerhöhung von 6,2 Prozent vorgeschlagen, die Gewerkschafter fordern 7 Prozent. "Jedes Prozentzehntel über unserem Vorschlag hat die Entlassung von 300 Arbeitnehmern zur Folge," fügte Stahlavský an, um die Brisanz der laufenden Lohnverhandlungen zu verdeutlichen.

Noch weiter liegen die Vorstellungen einer Lohnerhöhung jedoch im größten tschechischen Unternehmen, der Skoda-Auto AG in Mlada Boleslav auseinander. Während die Firmenleitung eine Erhöhung von bis zu 3,2 Prozent angeboten hat, verlangen die Beschäftigen 10 Prozent mehr in der Lohntüte. Daher ist es auch nach der achten Verhandlungsrunde noch zu keiner Einigung gekommen. Durch einen mehrtägigen Streik wollen die Gewerkschafter nun den Druck auf die Unternehmensführung erhöhen. Skoda-Gewerkschaftschef Jaroslav Povsík hat angekündigt, dass die Beschäftigten bereits an diesem Samstag die Produktion des Skoda Octavias aussetzen werden.

"Das bedeutet, dass weder in Mladá Boleslav noch in Vrchlabí produziert wird. Stattdessen werden wir dort ausgedehnte Meetings durchführen und unseren Standpunkt erklären. Für diesen werden wir die Arbeitnehmer um deren Unterstützung bitten und wir werden ihnen für den ersten Samstag danken, an dem nicht gearbeitet wird."