Václav Klaus in seiner Antrittsrede: Ich möchte ein guter Präsident aller Bürger sein
Seit dem vergangenen Freitag weht auf der Prager Burg nach einem Monat wieder die Präsidentenfahne, im altehrwürdigen Wladislaw-Saal wurde der neue Präsident Václav Klaus in sein Amt offiziell eingeführt. Am Sonntagabend hielt er im Tschechischen Fernsehen seine Antrittsrede, in der er den Wunsch zum Ausdruck brachte, ein guter Präsident aller tschechischen Bürger zu sein. Martina Schneibergová fasst zusammen.
Václav Klaus leistete den Amtseid und hielt danach seine erste Rede im Präsidentenamt. Einleitend betonte er, er verspreche, dass alles, was er in seinen Reden vor der Präsidentenwahl sagte, auch weiterhin gelte. Er fügte hinzu, er wolle einen Beitrag zur Erhöhung des Vertrauens der Bürger in die Politik leisten. Der Präsident deutete auch seine außenpolitischen Aktivitäten an:
"Als ein bedeutendes Element meiner Arbeit sehe ich die Rolle als Repräsentant der Tschechischen Republik im Ausland. Insbesondere werde ich mich für die Stärkung guter Beziehungen zu unseren unmittelbaren Nachbarn einsetzen. Als eine weitere Priorität sehe ich den Prozess der Integration unseres Landes in die Europäische Union bzw. die Verteidigung unserer Interessen innerhalb dieser Gemeinschaft."
Nach der Inauguration wurde der Präsident im dritten Burghof von ungefähr ein Tausend Anhängern begrüßt. Die Atmosphäre erinnerte dabei an die Wahlmeetings. Auf dem Hradschiner Platz, wo zur selben Zeit ein Volksfest stattfand, gab es auch einige Proteste gegen den neu gewählten Staatspräsidenten. Am Sonntagabend hielt der neue Präsident eine Antrittsrede, die vom öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen und vom Tschechischen Rundfunk übertragen wurde. Er betonte einleitend:"Ich werde alles dafür unternehmen, um nicht nur die Erwartungen derjenigen zu erfüllen, die mich als Staatspräsident gewünscht haben, sondern ich werde während meiner fünfjährigen Amtsperiode auch versuchen allmählich die Sympathien derjenigen zu gewinnen, die mir in den vergangenen Tagen die Stimme nicht gegeben haben."
Die Tschechische Republik hat Klaus zufolge gute Voraussetzungen für die künftige Entwicklung, und zwar auch dank der Arbeit seines Vorgängers im Amt, Václav Havel. Klaus forderte die Gesellschaft dazu auf, die Zeit nicht mit nie enden wollenden Streitigkeiten zu verbringen, die eine Bilanz der Vergangenheit und vor allem des letzten Jahrzehnts betreffen. Er versprach, er werde sich darum bemühen, dass es in den nächsten fünf Jahren mehr erfolgreiche und zufriedene und weniger enttäuschte Menschen gibt.
Der versöhnende und entgegenkommende Ton der Reden des neuen Staatspräsidenten erweckte die Aufmerksamkeit der Kommentatoren. So bemerkte beispielsweise der Politologe Bohumil Dolezal in der Tageszeitung Mlada fronta Dnes, die Antrittsrede sei sehr geschickt geschrieben worden. Dolezal zufolge handelt es um die am wenigsten konfrontierende Rede von Václav Klaus.