Kahnfahrten durch Kamnitz-Klammen in Hrensko (Herrenskretschen)

Foto: CzechTourism

In einem ziemlich unerfreulichen Kontext konnte man in den letzten Monaten vom nordböhmischen Ausflugsort Hrensko (Herrenskretschen) hören. Sobald dieser die Folgen der Hochwasserkatastrophe vom August letzten Jahres überwunden hatte, kam am Anfang dieses Jahres eine weitere Flutwelle, die die ausgetrockneten bzw. renovierten Häuser wieder beschädigt hat. Trotzdem kommt Hrensko allmählich wieder zu sich und bereitet sich darauf vor, im Frühling neue Touristen zu begrüßen. Schon bald, zu Ostern, wird auch die wichtigste Attraktion eröffnet, nämlich die Klammen auf dem Fluss Kamenice/Kamnitz, die auf Kähnen befahrbar sind. Mehr erfahren Sie in der heutigen Touristensprechstunde, zu der Sie nun Silja Schultheis und Markéta Maurová begrüßen.

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Wasser, Holz, Schiffe. Dies alles spielte seit jeher eine bedeutende Rolle in der Geschichte von Hrensko (Herrenskretschen). Die Elbe war bereits in der Vergangenheit eine wichtige und frequentierte Verkehrsader und einer der ersten böhmischen Handelswege. Und gerade dort, wo sie das Gebiet Tschechiens verlässt und sich weiter nach Deutschland begibt, liegt Hrensko (Herrenskretschen). Seit dem 15. Jahrhundert stand an diesem Ort, genauer an der Mündung des Flüsschens Kamenice (Kamnitz) eine Schenke, die von Flößern aufgesucht wurde. Und dass sie wohl von großer Bedeutung war, beweist auch der deutsche Name der Gemeinde Herrenskretschen. Er geht auf die slawische Bezeichnung eines Gastwirts, eines Kretzmars zurück. Eine interessante schriftliche Nachricht über Herrenskretschen finden wir im Jahre 1475. Im Ort wurde ein Mord an drei Nürnberger Kaufleuten untersucht.

Herrenskretschen erfreute sich seit dem Mittelalter einer allgemeinen Bekanntheit - vom Osten her führte eine Nebenstraße des Böhmischen Handelssteigs hierher und an der Mündung der Kamnitz ging sie an einem Holzlager vorbei. Holzarbeiter und Flößer bauten später ein paar Hütten in der Nähe und bald wurde auch eine Mühle in Betrieb genommen. Seit dem 16. Jahrhundert setzten sich neue Kolonisten in Herrenskretschen nieder, wobei das Holz nicht mehr das einzige auf dem Wasserweg beförderte Erzeugnis war. In Herrenskretschen wurden auch Getreide, Handwerkererzeugnisse, Glas, aber auch Salz gelagert, das nach Böhmen importiert wurde.

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Die Holzbearbeitung blieb jedoch auch im 17. Jahrhundert, als die Bedeutung des Ortes als Handelszentrum wuchs, der entscheidende Produktionszweig. In Hrensko arbeiteten vier Sägewerke, und das Holz wurde nicht nur nach Sachsen, sondern auch in weiter entfernte Regionen exportiert. Eine Spezialität stellten dabei massive Baumstämme dar, die in Seewerften als Material für die Herstellung von Masten für große Segelschiffe gebraucht wurden. Weiteres Holz wurde zu Schindeln, Geschirr, Werkzeug, Stangen für die Hopfenzucht und anderen Waren verarbeitet. Gehandelt wurde in Hrensko aber auch etwa mit Pilzen, mit denen man Märkte in Usti nad Labem, Decin und Varnsdorf versorgte. Aber nicht nur offizielle Handelswege führten mal über Hrensko. Bereits zum Jahre 1492 wird ein Schmugglerweg, genannt "Pascherin", belegt. Geschmuggelt wurde dort vor allem Salz, aber auch etwa Tücher und Tabak.

Ein neuer "Industriezweig" wurde in Hrensko im 19. Jahrhundert entdeckt - der Tourismus. Bot doch die romantische Landschaft dafür die besten Bedingungen. Verlassen wir daher den breiten Elbe-Strom mit seinen großen Lastschiffen und biegen wir in das Tal des Flüsschens Kamenice/Kamnitz ab. Auch dort begegnet man Schiffen, doch wesentlich kleineren. Die Kahnfahrten werden dort von Hana Kozakova betrieben: "Die Geschichte von Hrensko geht bis in das 14. Jahrhundert zurück, als es eine kleine Siedlung war. Später, besonders im 17., 18. und am stärksten im 19. Jahrhundert kam es dazu, dass der Besitzer, Fürst Edmund Clary den Tourismus hierher brachte. Im Jahre 1890 nahm er den Bootsbetrieb in der Edmund-Klamm auf. Sie wurde später in Stille Klamm umbenannt, und nun haben wir den Namen Edmund-Klamm wiederbelebt. Einige Jahre später wurde die Wilde Klamm in Betrieb genommen, wodurch die ganze Gegend für Wanderer zugänglich wurde. In den Klammen finden Kahnfahrten statt. Man kommt zu Fuß zur Hafenstätte, wo die Fährleute warten. Beim Kahnverkehr wird die Tradition eingehalten, d.h. man benutzt Stangen, keine Motorboote, und alles findet traditionsgemäß und zugunsten des Naturschutz - in der Form, wie es ursprünglich war.

Direkt in Hrensko befinden sich die beiden bereits erwähnten Klammen. Ursprünglich gab es noch eine Schlucht mit Kähnen, ein bisschen stromaufwärts, in Srbska Kamenice; die sog. Ferdinand-Klamm ist jedoch seit mehreren Jahren für Boote geschlossen und dient nur für Fußwanderungen. Die Klammen in Hrensko sind bequemer, und - wie Hana Kozakova betont - sie sind auch für behinderte Touristen und ältere Leute zugänglich. Die Gesamtstrecke der Edmund-Klamm und der Wilden Klamm beträgt etwa 7 Kilometer. Davon fallen knapp zwei Kilometer der Bootsfahrt zu. Und was muss der Tourist selber leisten?

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"Es hängt davon ab, wie viel Zeit der Besucher in Hrensko verbringen will. Er kann entweder etwa anderthalb bis zwei Kilometer zum ersten Landungsplatz bequem zu Fuß wandern. Dann folgt die Bootsfahrt bis zu einer Raststätte zwischen den beiden Klammen, dort kann man sich in einem kleinen Restaurant erfrischen, am offenen Feuer kann man Würste braten und dann entweder den Weg in die Wilde Klamm fortsetzen, d.h. etwa weitere anderthalb Kilometer oder eine lange Treppe ins Dorf Mezna hinaufsteigen, wo es zahlreiche Pensionen und Gaststätten gibt."

Die Natur hat in den Felsenschluchten Bilder, Skulpturen und Szenerien geschaffen, die nirgendwo anders zu sehen sind. Zur Fahrt in kleinen Kähnen, die je 21 Personen fassen, gehört auch eine Besichtigung dieser Felsformationen, über die die Fährleute erzählen.

"Jeder Fährmann ist geschult und bietet eine Erläuterung über die Geschichte der Klammen, über die Natur, darüber, dass die Klammen Bestandteil des Nationalparks Böhmische Schweiz sind. Und sie machen auch darauf aufmerksam, was das Auge des Touristen selbst nicht sieht, auf die Felsformationen und deren Namen usw."

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Die Fährleute sprechen Tschechisch, Deutsch, manchmal auch Englisch und Russisch. Und was zeigen sie, was kann man während der Fahrt sehen?

"Wir haben einige historische Namen der Felsformationen übernommen: Sie können dort eine Steinerne Familie oder einen kleinen Zoogarten sehen - Elefanten, Tiger, Affen, einen Delphin, eine Schlange. Die Felsgebilde erinnern an Menschen, Tiere, Märchengestalten. Und die Phantasie der Touristen trägt dazu bei, dass jedes Jahr neue Formationen ihre Namen bekommen."

Eine Sonderattraktion bildet der Wasserfall. Er ist keine Naturerscheinung, sondern der Fährmann muss an einem Fels landen und den Wasserfall mit Hilfe einer Schnur in Gang bringen. Oben, in der Höhe von etwa 80 Metern fließt nämlich ein kleiner Bach. Und einmal kam man auf die Idee, dieses Bächlein attraktiver zu machen. Es wurde dort eigentlich ein Damm gebaut, der mit Hilfe von einem Schnursystem geöffnet wird, wodurch ein Wasserfall entfesselt wird.

Die Saison in den Klammen beginnt traditionell am Osterfreitag und endet am Sonntag nach Allerheiligen. Während des Jahres werden dort auch verschiedene Sonderveranstaltungen organisiert, wie etwa eine Märchenwanderung für Kinder oder Wettfahrten der Fährleute. Wenn man Glück hat, kann man im Sommer in Hrensko auch einen ganz außerordentlichen Fährmann finden - einen Opernsänger aus dem Theater in Liberec, der die Schifffahrt auf Wunsch der Touristen mit Arien und Liedern begleitet. Für die Zukunft wird auch die Einführung von Nachtfahrten und eine Beleuchtung der Felsenschluchten und weiteres mehr geplant. Zögern Sie also nicht und planen Sie Hrensko in Nordböhmen und die Bootsfahrten auf dem Kamnitz-Fluss in Ihr Ausflugsprogramm für die nächste Zeit ein. Mit dieser Empfehlung verabschieden sich nun von Ihnen Silja Schultheis und Markéta Maurová.

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