Adolf Born: Ausstellung im Museum der Hauptstadt Prag
Über 200 Büchern hat er ein Gesicht gegeben, etwa 70 Trickfilme hat er mitgestaltet. Die Rede ist von einem der bedeutendsten Illustratoren, die Tschechien vorzuweisen hat. Sein Name ist Adolf Born. In unserem heutigen Kultursalon stellt ihnen Katrin Sliva diesen Künstler vor und sagt Ihnen, wann und wo Sie seine Arbeiten bewundern können.
Geboren wurde Adolf Born am 12. Juni 1930 im tschechisch-österreichischen Grenzstädtchen Äeské Velenice. Sein Vater war Eisenbahner. Kurz nachdem Hitler die Tschechoslowakische Republik zum Protektorat Böhmen und Mähren erklärt hatte, wurde Borns Vater nach Prag versetzt, wohin er seine Familie mitnahm. Adolf Born begann kurz darauf in Prag an der Pädagogischen Fakultät der Karls-Universität Kunst zu studieren. Unterrichtet wurde er unter anderem vom Maler und Grafiker Cyril Bouda. Kurze Zeit später durfte er an den begehrten Karikatur- und Illustrationsstunden von Antonin Pelc, des wohl bekanntesten Karikaturisten des Landes, teilnehmen. Gemeinsam wechselten sie dann an die Hochschule für angewandte Kunst. Im Jahre 1955 beendete Born dort sein Studium.
Gleich im Anschluss an sein Hochschulstudium begann Adolf Born Karikaturen in den damals noch tschechoslowakischen Tageszeitungen zu veröffentlichen. Seine humorigen Zeichnungen zierten die Seiten der "Lidove noviny" oder auch der damaligen Jugendzeitschrift "Mlady svet" und "Kvety", um nur einige zu nennen. Seine Karikaturen erfreuten sich einer derart großen Beliebtheit, dass er schon bald eigenständige Zeichenbände veröffentlichte. Zu den bekanntesten gehören die "Nachmittage eines Clowns", die er 1967 unter anderem in Berlin präsentierte, der Band "Bornographie" oder auch "Bilderbuch der Verführungskunst". Für diese Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet. Den allerersten Preis für seine Illustrationen bekam er 1964 vom Odeon-Verlag, später gewann er die Goldene Medaille der Internationalen Buchkunst für seine Illustrationen zu Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder" und nahm mehrmals erfolgreich an dem Wettbewerb "Das schönste Buch des Jahres" teil. Zuletzt mit seinen Arbeiten zu Astrid Lindgrens "Pipi Langstrumpf", die 1993 veröffentlicht wurden. Besonders geschätzt wird an seinen Zeichnungen, die Exaktheit und die Sachlichkeit. Born kann sich damit brüsten, literarische Werke solcher Berühmtheiten gestaltet zu haben wie Jaroslav Hasek, Ota Pavel und Karel Capek. Besondere Aufmerksamkeit verdienen auch seine phantastischen Arbeiten zu Defoes "Robinson Crusoe" und seine Illustrationen von Jean de la Fontaines Fabeln.
Im Jahre 1973 traf Adolf Born die kommunistische Zensur. Fortan durfte er seine Karikaturen nicht mehr veröffentlichen. Doch er ließ sich nicht entmutigen. Schließlich hatte er bereits damit begonnen, sich einer anderen Aufgabe zu widmen: der Gestaltung von animierten Filmen. Zunächst arbeitete er mit dem Regisseur Vaclav Bedrich zusammen an Filmen wie "O Prahu krasnejsi" (Für ein schöneres Prag) und "Jak se moudry Aristoteles stal je"t" moudrejsim" (Wie der weise Aristoteles noch weiser wurde). Etwa zur gleichen Zeit schloss er sich dem Drehbuchautor Milos Macourek und dem Animator Jaroslav Doubrava an, um mit ihnen gemeinsam an Filmprojekten zu arbeiten. Kaum damit begonnen, hagelte es auch in diesem Bereich schon Auszeichnungen: Für den Film "Aus dem Leben der Vögel" schon 1973 in der Tschechoslowakei, ein Jahr später in Oberhausen, Zagreb, Teheran und ein weiteres Jahr später in New York. Und die Serie seiner Erfolge setzte sich bis Ende der 80er Jahre in dieser Weise fort. Sprich: Es verging kaum ein Jahr, in dem er nicht mindestens einen internationalen Preis überreicht bekam. Den größten Fernseherfolg feierte Born mit der 13-teilgen Zeichentrickserie "Mach und Sebestova", die ab 1976 entstanden ist. Der Schuljunge "Mach" und seine Mitschülerin "Sebestova" erleben allerlei Abenteuer, beispielsweise mit einem magischen Telefonhörer. Einige Teile dieser Serie wurde auch in Deutschland ausgestrahlt, allerdings hießen die beiden Hauptfiguren dort Paul und Brigitte.
Zum Schluss möchte ich Sie nochmals ins Museum der Hauptstadt Prag auf die Ausstellung einladen, die dem Grafiker, Illustrator und Karikaturisten Adolf Born gewidmet ist. Sie zeigt einen Querschnitt durch sein enormes Werk und umfasst neben Lithografien auch Aquarelle. In Anbetracht des inzwischen über 200 Buchtitel und über 70 Trickfilme umfassenden Werkes, kann diese Ausstellung natürlich nur einen Einblick in die Arbeit des Künstlers bieten. Zu sehen wird sie noch bis zum 18. Mai im Gebäude des Museums der Hauptstadt Prag (an der U-Bahn-Station Florenc) sein, und zwar täglich bis auf Montag von 9 bis 18 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt 40 Kronen, ermäßigt die Hälfte. Familiekarten kosten 60 Kronen. Am kommenden Wochenende, also am 17. Und 18. Mai, ist der Museumsbesuch gar für nur eine tschechische Krone zu haben. Ein Tipp: An besagtem Wochenende wird der Internationale Tag der Museen und Galerien begangen. Folglich können sie auch in anderen kulturellen Einrichtungen der Hauptstadt mit ermäßigten Eintrittspreisen und Sonderveranstaltungen rechnen.
So, liebe Hörerinnen und Hörer, wir sind am Ende unseres heutigen Kultursalons angelangt. Ich wünsche Ihnen weiterhin einen schönen Tag und freue mich, Sie bald wieder hier begrüßen zu dürfen. Am Mikrofon verabschiedet sich von Ihnen Katrin Sliva.