Tschechien: Ein Transit - und ein Zielland für Drogengangs

Eine wenigstens grobe Vorstellung über die Aktivitäten der internationalen Drogengangs auf dem Gebiet Tschechiens kann man sich anhand der Lektüre des jüngsten, mehr als zwanzig Seiten umfassenden Jahresberichts der tschechischen Antidrogenzentrale machen. Dem Bericht zufolge ist der illegale Heroinhandel in Tschechien vor allem mit der albanischen Kommunität verbunden. Der Kokainhandel wird im internationalen Maßstab vor allem von nigerianischen Verbrecherorganisationen gesteuert, die in Tschechien mit einheimischen Kurieren kooperieren. Der Handel mit Cannabis wird dagegen vorwiegend von arabischen Gangs beherrscht.

Eine wenigstens grobe Vorstellung über die Aktivitäten der internationalen Drogengangs auf dem Gebiet Tschechiens kann man sich anhand der Lektüre des jüngsten, mehr als zwanzig Seiten umfassenden Jahresberichts der tschechischen Antidrogenzentrale machen. Dem Bericht zufolge ist der illegale Heroinhandel in Tschechien vor allem mit der albanischen Kommunität verbunden. Der Kokainhandel wird im internationalen Maßstab vor allem von nigerianischen Verbrecherorganisationen gesteuert, die in Tschechien mit einheimischen Kurieren kooperieren. Der Handel mit Cannabis wird dagegen vorwiegend von arabischen Gangs beherrscht. Tschechien galt ungefähr bis 1993 eher als ein Transitland, was den illegalen Handel mit Narkotika anbelangt. 1990 begannen die Drogenhändler, einen der wichtigsten europäischen Drogenwege, auf dem Heroin geschmuggelt wurde - die sog. "Balkan-Route" -- über tschechisches Gebiet zu führen. Der Weg fängt in Europa in der Türkei an, überquert den Balkan und gabelt sich auf tschechischem Gebiet in einige Richtungen auf - u.a. auch in Richtung Deutschland, als eines der Zielländer. Nach Worten von Jiri Komorous, dem Chef der tschechischen Antidrogenzentrale, hat sich die Lage dann vor ungefähr zehn Jahren geändert:

"1993 waren das Drogenbusiness und die Verbrechergruppen, die vor allem aus ethnischen Albanern bestanden, auf tschechischem Gebiet so stark verwurzelt, dass sie einen Zweig der Balkan-Route auch auf unser Gebiet richteten. Das bedeutet, dass die Tschechische Republik heute, was das Drogengeschäft anbelangt, ähnlich wie andere europäische Länder dran ist - sie stellt für die Drogengangs nicht nur ein Transit-, sondern auch ein Zielland dar."

In den letzten Jahren erfreut sich eine Droge Namens Crystal besonderer Beliebtheit, auch in Deutschland. Die Droge - eigentlich Methaphetamin - wird in Tschechien unter dem Namen "Pervitin" illegal produziert. Wie kam es zum Export dieser Droge?

"Vor ca. zwei Jahren begannen sich russischsprachige Verbrechergruppen an der illegalen Produktion und an allen mit dieser Droge zusammenhängenden Aktivitäten zu beteiligen - in Kooperation mit tschechischen Gangs. Diese knüpften Kontakte zu deutschen Verbrecherorganisationen an, und es entstand ein neuer Drogenweg, der aus Tschechien nach Deutschland führte. Ein Weg, auf dem eine Droge vertrieben wird, die in illegalen Labors auf tschechischem Gebiet produziert wird. Wie vor zwei Wochen auf einer Interpol-Konferenz in Lyon konstatiert wurde, gibt es jedoch ähnlich große Probleme z. B. auch in Japan oder in den USA. Gegen die Verbreitung dieser Droge begannen wir mit unseren deutschen Kollegen im Rahmen einer internationalen Arbeitsgruppe, die eben "Crystal" genannt wurde, zu kämpfen. Es gelang uns bislang, sowohl einige tschechische Labors für die Crystal-Produktion, als auch Abnehmer der Droge und einen Teil des Vertriebsnetzes in der BRD auszuschalten."

Der bevorstehende EU-Beitritt Tschechiens wird sich nach Meinung von Jiri Komorous auf die Arbeit seiner Leute nur wenig auswirken. Denn eine umfassende internationale Zusammenarbeit stellt für die Tätigkeit der Zentrale bereits seit ihrer Gründung im Jahre 1991 eine Grundvoraussetzung dar. Nach dem EU-Beitritt werden nach Meinung des Polizeiexperten nur noch einige Formalitäten wegfallen. Er rechnet aber auch mit bestimmten negativen Folgen des EU-Beitritts, der zu einer einfacheren Bewegung der kriminellen Strukturen im Rahmen der gesamten EU beitragen kann.