Gutwasser in Südböhmen
In der Sendung von Radio Prag geht es nun weiter mit einer neuen Ausgabe des Regionaljournals. Diesmal klärt sie Dagmar Keberlova darüber auf, warum es in Südböhmen so viele Dörfer und Städte gibt, die Dobra Voda, also Gutwasser heißen, und lädt Sie in zwei von ihnen ein.
"Um zum Anfang der Geschichte von Dobra Voda zu gelangen, müssen wir bis zum 15. Jahrhundert zurückgehen. Unsere Stadt ist nicht als eine mittelalterliche Gemeinde entstanden, sondern als eine Anhäufung von Bergbauerwohnorten. Damals wurde hier Silber, später Gold abgebaut. Mit der Schöpfung hörte man nach dem Ersten Weltkrieg auf, dann war der Bergbau nicht mehr rentabel."
Die Geschichte der Stadt ist aber auch mit dem Heilwasser verbunden. Bis heute erhaltenen Dokumenten zufolge verbrachte der Schreiber und Notar von Budweis, Jan Karmensky, aus Eibenfeld, der ursprünglich aus Krakau war, hier in Dobra voda einen Kuraufenthalt und auch seine Frau wurde mit diesem Wasser geheilt. Als Beweis seiner Dankbarkeit begann er hier im Jahre 1630 eine kleine Kirche zu bauen. Im Jahre 1860 wurde sie umgebaut, als das damalige Rathaus von Ceske Budejovice beschloss, daraus ein Gasthaus zu machen. Eine Kirche gibt es jedoch im Ort und die Einwohner von Dobra Voda bemühen sich auch um ihre Erhaltung, erzählte uns Herr Sabatka weiter:
"Mit dem Bau der heutigen Kirche wurde im Jahre 1733 begonnen und sie wurde innerhalb von zwei Jahren erbaut, was für die damalige Zeit sehr schnell war. Der berühmte Prager Architekt Kilian Ignatz Dietzenhofer hat sich dieser Aufgabe angenommen, und an der Kuppel sieht man, dass sie "aus seiner Feder stammt". Dadurch ähnelt sie der Sankt Nikolaus Kirche auf der Prager Kleinseite. Die Kirche hatte 4 Glocken, die im 1. Weltkrieg zerstört wurden. Danach wurden in Passau neue gegossen, nach dem 2. Weltkrieg wurden sie wieder liquidiert. Jetzt haben wir eine Sammlung durchgeführt, um die Glocken wieder neu zu gießen. Wenn alles gut geht, sollten wir im Jahre 2005 neue Glocken haben."
In der Nähe der Kirche gibt es zwei Pfarreien, eine alte und eine neue. In der alten, die bereits rekonstruiert worden ist, sind jetzt vier Ordensschwestern untergebracht. Sie stammen aus Italien, Deutschland und Österreich und kümmern sich um die dortige Kirche. Sie geben den Kindern hier Sprachunterricht in Deutsch und Italienisch.
In einem Buch über Dobra Voda sehe ich deutsche Postkarten vom Anfang des 20. Jahrhunderts, die die Aufschrift "Sommerkurort Gutwasser" tragen. Nach dem 2. Weltkrieg hörte der Ort auf als Kurort zu fungieren, beantwortet mir der Bürgermeister meine Frage danach, ob heute noch etwas von dem Heilwasser übrig ist. Heute gebe es nur ein neues Schwimmbad. Und wieso ist das Wasser so gut? Weil es nie verunreinigt wurde, antwortet Herr Sabatka, es hat in der Umgebung nie Industrie oder andere Quellen von Verunreinigung gegeben. Heute kommen Menschen von weit her, um sich hier mit dem guten Wasser, das unterhalb der Kapelle fließt, zu versorgen. Der Bürgermeister ließ auch einen Test machen, um festzustellen, wie gut das Wasser ist. Das Resultat: Es ist sehr gut, aber es heilt nicht. Die Stadt unterstützt den Tourismus, der hier immer stark ausgeprägt war. Aus geschichtlichen Dokumenten geht hervor, dass Dobra Voda die Sommerfrische für Leute aus Ceske Budejovice war, ein Ausflugsort mit sieben Restaurants. Dobra Voda zeichnet sich auch durch reiche Häuser aus. In der Nähe war ein anderer Ausflugsort, die Bedingungen waren also sehr gut. Heute gibt es zwei Radwege, die durch den Ort führen. Was es heute noch gibt, sind die traditionellen Osterfeiern, bei denen viele Menschen in die Stadt kommen. Ein modern aufgefasster Kreuzweg ist auch ein Merkmal der Stadt:
"In der Nähe der Kirche befindet sich ein Kreuzweg, der um das Jahr 1860 erbaut wurde. Auch dieser wurde, wie schon vieles, nach dem 2.Weltkrieg zerstört. Mit Unterstützung der hiesigen Bewohner, und hier vor allem der akademischen Malerin Renata Stolbova, die ihn neu gestaltet hat, wurde er 1996 rekonstruiert und wieder feierlich eingeweiht."
Unser zweites Dobra Voda, das versteckt in den Wäldern liegt, hat neben dem Namen mit dem ersten zwei Dinge gemeinsam: gutes Wasser und eine bedeutende Kirche. Nach der Entstehung der Wallfahrtskirche in Dobra Voda fragten wir den Verwalter Libor Albert:"Die Wallfahrtskirche in Dobra voda entstand in den Jahren 1708 bis 1715, aber der Ort wurde schon früher besucht. Beide Orte, sowohl Dobra Voda als auch das unweit gelegen Hojna Voda, hatten Heilwasser, dass im Jahre 1650 entdeckt wurde. Von 1701 an war der Besucherandrang recht groß. Es kam dort zu einer Erscheinung Marias und zu deren Ehren wurde eine Kappelle gebaut. Die Kappelle reichte aber nicht aus und daher entschied der Graf Albert Karl Boquoy, einen Dom zu bauen."
Die Wallfahrtskirche ist aufgrund der Lage in der Grenzregion zu einem Begegnungsort geworden, erzählt uns weiter Herr Albert:
"In Dobra voda finden zwei Wallfahrten statt. Eine zu Pfingsten und die zweite zu Maria Himmelfahrt. Dadurch, dass wir uns in der Grenzregion befinden, nehmen von den hiesigen Leuten nur wenige teil. Aber dazu kommen dann die Pilger aus dem Ausland, und hier vor allem aus Österreich, von denen so an die 400 jedes Jahr kommen."Ich fragte ihn, ob es vielleicht Legenden über die Heilwirkung des Wassers gibt?
"Geschichten kenne ich nicht. Was aber dokumentiert ist, dass Menschen mit dem Wasser geheilt wurden, sogar solche mit Augenerkrankungen. Auch gab es einen Fall von einem todkranken Soldaten aus Ceske Budejovice, der durch das Trinken des Wassers von Dobra Voda geheilt wurde. Dies alles ist durch Bilder dokumentiert oder durch Geschenke, die geheilte Menschen entweder sofort oder später brachten. Diese sind dort erhalten."
Trinkt er selber das Wasser noch? Kommen viele Leute nach Dobra Voda, um es zu holen?
"Klar, ich probiere das Wasser immer wieder aufs Neue. Obwohl, jetzt werden wir vielleicht etwas Schwierigkeiten bekommen, denn wir werden ein EU-Staat werden und nach den EU-Vorschriften sollte das Wasser behandelt werden. Und das wird es hier nicht. Aber viele Leute kommen nach Dobra voda und nehmen sich es mit. Vor zwei Jahren habe ich dort sogar einen Lastwagen gesehen, der sehr viel Wasser mitgenommen hat. Ich fragte die Menschen, wozu sie so viel Wasser brauchen. Sie antworteten mir, dass sie ein Aquarium haben und dass sich die Fische in diesem Wasser sehr gut vermehren."
In Tschechien gibt es sogar eine Wassermarke, die Gutwasser heißt. Welche ist es eigentlich, wenn es so viele gibt?
"Die Quelle, die über uns liegt, ist eine Gebirgsquelle, die aus dem Berg Kravi hora ausfließt. Also unsere Quelle ist eine echte Bergquelle, und die Werbung, die im Fernsehen läuft unter dem Titel "Gutes Wasser aus Novohradske Hory", ist falsch. Das Wasser, was unter diesem Namen verkauft wird, stammt in Wirklichkeit aus einem geologischen Bruch."
Abschließend fragten wir Herr Libor Albert, ob er auch erlebt hat, dass die Menschen die Ortschaften verwechseln:
"Selbstverständlich verwechseln uns die Menschen mit anderen "Gutwassern". Unlängst kamen Pilger, um den Glasaltar zu besichtigen, dieser befindet sich allerdings in Dobra voda in Sumava/Böhmerwald. Oder aber wir werden verwechselt mit Dobra voda bei Ceske Budejovice, ja, sie verwechseln ..., oft."
Das war das Regionaljournal von heute, in dem sie zweimal nach Dobra Voda eingeladen worden sind.