"Mit Kommunisten spricht man nicht" - Musiker protestieren gegen die Existenz der kommunistischen Partei

Concierto 'Con los comunistas no se habla'

"Mit Kommunisten spricht man nicht" - lautete das Motto des Konzerts, das am Dienstagabend in einer ehemaligen Fabrikhalle im Prager Stadtteil Karlín stattfand. Namhafte tschechische Rockgruppen und Liedermacher protestierten mit diesem Benefizkonzert gegen die Existenz der Kommunistischen Partei.

"Mit Kommunisten spricht man nicht" - lautete das Motto des Konzerts, das am Dienstagabend in einer ehemaligen Fabrikhalle im Prager Stadtteil Karlín stattfand. Namhafte tschechische Rockgruppen und Liedermacher protestierten mit diesem Benefizkonzert gegen die Existenz der Kommunistischen Partei. Das Konzert knüpfte an eine gleichnamige Petition an, die im Juni dieses Jahres von zahlreichen bekannten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unterzeichnet wurde. Darin wurde die Beunruhigung darüber zum Ausdruck gebracht, mit was für einer Sorglosigkeit die Kommunistische Partei auf der politischen Szene sowie in den Medien akzeptiert wird. Als eine Art Höhepunkt wurde von den Unterzeichnern die Einladung der Kommunisten durch Präsident Vaclav Klaus zu den politischen Beratungen über den EU-Beitritt bezeichnet.

Die Petition wurde inzwischen von ca. 8.000 Menschen unterzeichnet, und die darin enthaltene Warnung scheint mehr als aktuell zu sein. Denn wie wir Sie vorige Woche informierten, kämen der neuesten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Factum zufolge die Kommunisten derzeit auf 23,4 Prozent der Wählerstimmen und würden damit hinter der ebenfalls oppositionellen Demokratischen Bürgerpartei ODS auf Platz zwei liegen.

Mit ihrer stalinistischen, nicht reformierten kommunistischen Partei stellt die Tschechische Republik nach Meinung des Politologen Jirí Pehe eine Ausnahme in Mittel- und Osteuropa dar. In seinem Kommentar in der Mittwochausgabe der Tageszeitung Lidové noviny misst er insbesondere der Tatsache, dass sich auch viele junge Menschen den Protesten gegen die Kommunisten anschließen, hohe Bedeutung bei.

Jaroslav Hutka  (Foto: CTK)
Auch im Publikum herrschte auf dem Konzert die junge Generation vor. Unter den Künstlern, die sich in dem für ein solches Konzert gut geeigneten Fabrikmilieu befanden, waren neben den Gruppe Lucie und Garage auch ehemalige Dissidenten - die Liedermacher Jaroslav Hutka und Vlasta Tresnak. Die jüngere Generation wurde auf der Bühne u.a. von der Gruppe Krystof vertreten. Nach den Beweggründen für ihre Teilnahme am Konzert fragten wir den Leader der Gruppe, Richard Krajco:

"Ich meine, dass die Antwort darauf einfach ist - ähnlich wie die Organisatoren des Konzerts war ich über die steigenden Wahlpräferenzen der Kommunisten erschrocken. Sinn des Konzertes war es, auf diese Tatsache aufmerksam zu machen, und das ist meiner Meinung nach gelungen."

Worin sieht Krajco die Gefährlichkeit der Kommunisten?

"Es ist einerseits die Erfahrung unserer Republik mit dem Kommunismus, andererseits habe ich meine eigenen Erfahrungen damit - mein Großvater wurde von den Kommunisten verfolgt. Und schließlich mag ich das Theater, die Musik, ich reise gern und ich habe Angst, dass ich dies alles unter den Kommunisten verlieren würde, ich dürfte meine Texte nicht schreiben, wie ich möchte, ich dürfte nicht frei Musik spielen und nirgendwohin reisen. Die Republik würde sich wieder in eine Art Käfig verwandeln."

Könnte die Lage durch das Verbot der kommunistischen Partei gelöst werden?

Foto: CTK
"Davon bin ich hundertprozentig überzeugt. Ich bin nur der Meinung, dass die kommunistische Partei zum richtigen Zeitpunkt verboten werden sollte. Die Frage des Verbots wurde ein paar Jahre nach der Revolution diskutiert und man sollte heutzutage die Politiker, die damals an der Macht waren, einschließlich des heutigen Staatspräsidenten danach fragen, warum es nicht zu dem Verbot der Kommunisten kam, ob dabei das Business eine Rolle spielte oder was für Gründe sie dafür hatten."

Soweit Richard Krajco von der Gruppe Krystof. Der Erlös des Benefizkonzerts geht an die Hochwasseropfer im Stadtteil Karlín, über den Ivan Hlas das gleichnamige Lied sang.