Dr. Friederike Frühwirth - Leiterin der Sprachdienste am Prager Goethe-Institut
Die Sprachkurse, die das Goethe-Institut in Prag anbietet, sind bekannt und begehrt. Sie werden zuweilen auch als "Mercedes" unter den Sprachkursen bezeichnet. Die Organisation und Durchführung derselben obliegt seit vielen Jahren Frau Dr. Friederike Frühwirth. Sie wuchs im Bezirk Baden bei Wien auf, besuchte die Bundeslehrerinnenanstalt in Wiener Neustadt und studierte nach der Matura Geschichte mit Kunstgeschichte und Anglistik. Nach einer Zusatzausbildung am Goetheinstitut begann sie ihre Arbeit in verschiedenen Goethe-Instituten. Seit nunmehr 35 Jahren steht sie in deren Diensten. So wirkte sie unter anderem in Kanada und der Ukraine, bevor sie nach Prag kam. Im März kommenden Jahres nun tritt sie in den Ruhestand. Für Radio Prag eine Gelegenheit, die engagierte Pädagogin ans Mikrofon zu bitten. Mit Frau Dr. Frühwirth sprach Alexander Schneller.
Frau Dr. Frühwirth, seit wann sind Sie in Prag?
Seit dem 1. Januar 1997 und am 2. Dezember sind es genau 35 Jahre, dass ich am Goethe-Institut arbeite.
Was sind Ihre hauptsächlichen Aufgaben hier am Goethe-Institut in Prag?
In Prag bin ich Referentin für Sprachkurse, d.h. ich bin für den Sprachkursbetrieb verantwortlich, und mein zweites Standbein ist sozusagen die Sprachkursverbindungsarbeit. Das heisst, wir arbeiten mit Partnern zusammen und zwar mit Lizenzpartnern, die in Zlin, in Ostrava, in Brünn, Liberec zu Hause sind, und wir haben auch zwei Lizenzpartner hier in Prag. Und einige Schulen stehen noch zur Lizenz an, und dann gibt es auch noch eine Reihe von Schulen, mit denen wir zusammenarbeiten, also Sprachschulen, aber auch Gymnasien.
Sie sind doch schon recht lange hier in Prag.Wie erleben Sie die tschechischen Studentinnen und Studenten oder die jungen Menschen, mit denen sie zusammenkommen?
Also da kann ich nur etwas Positives sagen, das Positivste überhaupt. Die jungen Leute, die zu uns ins Institut kommen und Deutsch lernen, sind sehr motiviert, sie haben ganz klar im Blick ihre Zukunft, wozu sie die deutsche Sprache lernen. Und allgemein gesehen finde ich, die jungen Leute sind hier sehr höflich. Ich denke nur an meine Fahrten mit der Strassenbahn, wenn ich einsteige und kein Platz mehr frei ist, dann passiert es sehr oft, dass sie aufspringen und Platz machen. Und das, glaube ich, ist in anderen Ländern heute nicht mehr der Fall.
Vor allem im Westen wahrscheinlich.
Was hat sich, Frau Dr. Frühwirth, verändert, seit Sie am Goethe-Institut tätig sind? Vor allem im Hinblick auf die Sprachkurse.
Wenn ich bedenke, als ich hierher gekommen bin, hatten wir 33 Sprachkurse im Programm und ungefähr 370 Studenten, und wenn ich jetzt auf unser Programm sehe, dann sind es 87 Sprachkurse, die wir anbieten. Wir haben natürlich die Wünsche und Bedürfnisse der Kundschaft aufgegrifffen und neue Kurse eingerichtet, zum Beispiel den "Guten-Morgen-Kurs", der findet jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag statt von 7.45 Uhr bis 8.45 Uhr für Berufstätige, die hinterher dann in ihr Büro eilen oder zu ihrem Arbeitsplatz. Dann haben wir eingerichtet Prüfungsvorbereitungskurse und Fernkurse für die "Zentrale Oberstufenprüfung" und KDS und Mittagskurse von 13 Uhr bis 14 Uhr auch dienstags, mittwochs und donnerstags. Grammatikaufbaukurse, Konversationskurse, Deutsch für Gymnasiasten, Abiturienten. Seit diesem Herbst bieten wir auch Post- Maturitätskurse an für Fortgeschrittene, und wir können dieses Programm wahrscheinlich nächsten Herbst auch für Anfänger erweitern, und dann möchten wir auch noch einen Fernkurs für das "Grosse Deutsche Sprachdiplom" einrichten, also einen Vorbereitungskurs.
Wann beginnen diese Guten-Morgen-Kurse?
Um 7.45 Uhr beginnen die und seit diesem Semester gibt es auch eine Abendschiene, und zwar von 19.45 Uhr bis 21.15 Uhr, um auch jenen Platz zu bieten, die in der Schiene vorher von 18 Uhr bis 19.30 Uhr keinen Platz finden, denn diese Schiene ist die beliebteste überhaupt. Das heisst, die Leute kommen nach der Arbeit und möchten auch noch ihren Sprachkurs besuchen.
Können Sie auch etwas sagen über die Zahl der Prüfungsteilnehmer, wie sich das enwickelt hat?
Sehr gerne. Im Januar 1997 waren es 3 Kandidaten, die das Zertifikat "Deutsch" abgelegt haben, damals hiess es noch Zertifikat "Deutsch als Fremdsprache", inzwischen wurde es reformiert. Davon waren zwei externe (Kandidaten) und ein interner (Kandidat) und einer ist auch noch durchgefallen bei der Prüfung. So war das eigentlich nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Inzwischen haben wir dieses Jahr ungefähr 800 Prüfungsteilnehmer, und zwar vom Zertifikat "Deutsch" bis zum "Grossen Deutschen Sprachdiplom", und das sind Zahlen, die sehr zufriedenstellend sind. Man kann sie natürlich nicht mit Ungarn vergleichen, wo sich 5500 gemeldet haben oder Italien 12500, aber ich glaube, das ist gar nicht so sehr unser Ziel. Unser Ziel ist, dass wir die Kandidaten, die zu den Prüfungen kommen, gut vorbereitet haben. Für interne (Kandidaten) ist das kein Problem, für externe haben wir eine Prüfungsberatung eingerichtet jeden Mittwoch von 12.30 Uhr bis 18 Uhr, und wir legen darauf Wert, dass jeder die Prüfungsaufgaben für seine Prüfung kennen gelernt hat, d.h. er lernt nicht die Prüfung kennen, sondern er weiss nur, wie man ein Leseverstehen lösen kann oder ein Hörverstehen und wie man schreiben muss. Jeder, der zur Prüfungsberatung kommt, schreibt auch einen Aufsatz, der dann korrigiert wird mit den anderen Arbeiten, und wir legen sehr grossen Wert auf die persönliche Betreuung vor der Prüfung, und das ist natürlich auch sehr gut für die Prüflinge, und die Bestehensquote liegt dann doch über 96 %.
Das hat sich entwickelt, das kann man sagen.
Sie ziehen sich ja in den wohlverdienten Ruhestand zurück im nächsten Frühling. Welches Fazit ziehen Sie beruflich und persönlich aus den Prager Jahren?
Für mich war die letzte Dienststelle ein Geschenk, anders kann ich es nicht bezeichnen. Ich bin aus der Ukraine gekommen, das war auch sehr interessant, diese Stelle und sehr viel Arbeit, aber hier hatte ich wirklich das Gefühl, als ich angekommen bin, ich befinde mich in einem Paradies. Ich habe natürlich auch Freunde hier kennen gelernt, mit denen ich sehr viel Zeit verbringe und die mir auch eine Menge über das Land gezeigt haben und auch erklärt haben, sodass ich mich eigentlich irgendwo schon verwurzelt fühle. Ich werde bestimmt öfters noch hierher kommen.
Vielleicht eine indiskrete Frage: Wie sieht Ihre Zukunft nach Prag aus?
Oh, die stelle ich mir sehr schön vor. Ich werde mal die Kulturszene in München geniessen, dorthin ziehe ich nämlich, dann werde ich alle meine Freunde besuchen, die so ein bisschen zu kurz gekommen sind. Ich werde mich auch meinen Familienangehörigen widmen und dann Vorlesungen hören, und ich plane auch noch ein Studium zu beginnen, und zwar Religionswissenschaften.
Dann sind Sie ja voll ausgelastet, auch nach der Pensionierung.
Also, das kann ich wohl sagen, langweilig wird es mir bestimmt nicht werden.
Vielen Dank, Frau Dr. Frühwirth.