Tábor: Geburtsstadt des Komponisten Oskar Nedbal gedenkt ihres Meisters
Am 26. März würde er seinen 130. Geburtstag feiern: der Komponist, Dirigent und Bratsche-Spieler Oskar Nedbal. In der Sendereihe Reiseland Tschechien besuchen Sie gemeinsam mit Markéta Maurová seine Geburtsstadt Tábor in Südböhmen, die durch eine Ausstellung ihres Musikers gedenkt.
Am 26. März würde er seinen 130. Geburtstag feiern: Oskar Nedbal. Er war ein begabter Komponist und Schüler von Antonín Dvorák. Er spielte Bratsche und war ein Mitglied des berühmten "Tschechischen Quartetts". Als Dirigent leitete er u.a. die Tschechische Philharmonie und war auch in Wien und in der Oper des Slowakischen Nationaltheaters tätig. Im Bewusstsein der Öffentlichkeit ist er heute jedoch vor allem als Autor von Operetten wie etwa "Polenblut" oder "Die Winzerbraut" bekannt. Geboren wurde er vor 13 Jahrzehnten im südböhmischen Tábor. Diese Stadt gedenkt nun ihres Musikers durch eine Ausstellung, die in der Galerie des städtischen Informationszentrums auf dem Hauptplatz eröffnet wurde. Während der Vernissage habe ich die Leiterin der Abteilung für Kultur und Tourismus des Stadtamtes von Tábor, Lenka Horejskova, angesprochen:
"Es ist die erste Veranstaltung dieses Jahres und meiner Meinung nach die umfassendste. Die Ausstellung betrifft das ganze Leben Oskar Nedbals, sie umfasst eine Reihe von Dokumenten. Wir werden natürlich auch weitere Veranstaltungen folgen lassen. Es wird die Vorstellung der Operette "Die Winzerbraut" in unserem Oskar-Nedbal-Theater folgen und während des Jahres noch eine Reihe von Konzerten, mit denen wir an diese Persönlichkeit erinnern werden."
Die Ausstellung ist eigentlich im Moment die einzige Möglichkeit, bei der Interessierte etwas über den in Tábor Geborenen erfahren können:
"Es gibt leider kein Museum. Nach Nedbal wurde das Theater in Tábor benannt. An dem Haus, in dem er lebte, hängt eine Gedenktafel. Es ist heute ein normales Mietshaus. Es tut uns leid, aber es ist möglich, dass wir künftig geeignete Räume finden. Wir möchten hier bestimmt in einem höheren Maße an diese Persönlichkeit erinnern."
"Wenn wir durch die Palacky-Straße gehen, kommen wir gegenüber dem Theater zum Haus Nr. 355, an dem eine Gedenktafel platziert ist, dort steht: Hier wurde am 26. 3. 1874 Oskar Nedbal geboren, ein Komponist, Dirigent von weltweitem Ruhm und Mitglied des Tschechischen Quartetts, ein Sohn von Dr. Karel Nedbal, dem Begründer des Musikvereins in Tábor."
"Der Vater, JUDr. Karel Nedbal hatte insgesamt acht Kinder. Ein Kind, ein Sohn starb. Die weiteren Kinder waren musikalisch sehr begabt und der Vater führte Sie zur Musik, denn er selbst musizierte und lud hervorragende Persönlichkeiten in sein Haus ein. Z.B. war der Geigenvirtuose Frantisek Ondrícek oft bei der Familie zu Gast, auch Antonín Dvorák hat sie besucht, und verschiedene weitere Persönlichkeiten. Sie musizierten in ihrem Haus gegenüber dem Theater. Zwei ältere Söhne spielten ein Instrument - der eine Bratsche, der andere Violine. Und alle drei Mädchen widmeten sich der Musik auch noch im erwachsenen Alter. Seine Schwester Marie war sehr begabt. Sie studierte Klavier, und dann reiste sie durch die Welt und begleitete eine bedeutende russische Opernsängerin. Und später, nach der Rückkehr von ihrer Weltreise, gründete sie eine Musikschule in Prag. Sie führte einen bedeutenden Musik- und Literatursalon, in dem sich hervorragende Persönlichkeiten jener Zeit trafen. Sein Bruder Vilem sang gut. Und die jüngeren Schwestern, Luisa und Elsa, die widmeten sich auch der Musik und gründeten eine Musikschule hier in Tábor."
Nicht nur vom musikalischen, sondern allgemein vom kulturellen Leben in der Stadt am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts spricht auch Lenka Horejskova.
"Ich glaube, das kulturelle Leben in Tábor war sehr reich. Denn Tábor war damals ein bedeutendes Kulturzentrum und hatte eine wichtige Stellung im Rahmen Südböhmens überhaupt. Anfang des 20. Jahrhunderts fand hier z.B. eine Regionalausstellung statt. Das war ein riesiges Ereignis, bei dem sich damalige tschechische Firmen im Rahmen Österreich-Ungarns präsentierten. Für die hiesigen Bewohner war es eine große Ehre. Und damit war auch eine Reihe von Kulturereignissen verbunden. Es wirkte hier der Gesangchor 'Hlahol', der bis heute in Tábor singt, auch wurde hier das Kammerorchester 'Bolech' gegründet, das ebenso bis heute in Tábor mit seinen Programmen auftritt. Also wir schöpfen aus diesem Erbe gewissermaßen bis heute."
Für die musikalische Begleitung der Vernissage sorgte das Streichquartett von Tábor. Seinen Bratschisten, Jaroslav Zadrazil, bat ich ans Mikrophon:
"Wir sind vor fünf Jahren sozusagen geboren, in der Zusammensetzung, in der wir heute gespielt haben. Wir spielen nur Klassik und moderne Musik - Sie haben das gehört - Antonín Dvorák, Oskar Nedbal, Bedrich Smetana, Janácek, aber in erster Linie Klassik."
Bei welchen Gelegenheiten spielt Ihr Quartett?
"Wir spielen jedes Jahr bei den so genannten Tábor-Festen. Und dann bei solchen Gelegenheiten wie heute. Viermal bis zehnmal im Jahre."
Sie knüpfen mit ihrer Tätigkeit an die musikalische Tradition von Tábor an. Wie ist diese Tradition eigentlich beschaffen?
"Etwas haben Sie schon gehört, das war Oskar Nedbal. Und dann Herr Bolech, das war der Begründer eines gemischten Ensembles in Tábor, und dann lebten und dirigierten hier manche berühmte Personen unserer Militärmusik."
Soweit liebe Hörerinnen und Hörer, der Besuch in Tábor. Abschließend noch die heutige Quizfrage: Schreiben Sie uns mindestens drei Werke, die Oskar Nedbal komponierte - seien es seine Operetten, Ballette oder aber etwa seine Kammerwerke. Unsere Adresse lautet: Radio Prag, Vinohradska 12, 120 99, Prag 2 oder per e-mail an: [email protected].
