Privater Rundfunk soll Hochsprache verbreiten

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Sprecher privater Radio- und Fernsehsender sollen in Zukunft dazu verpflichtet sein Schrifttschechisch zu sprechen. Das sieht ein Gesetz vor, das die Abgeordneten der tschechischen Unterkammer am Dienstag abgestimmt haben. Über den neuen Vorstoß in Sachen tschechischer Sprachpflege berichtet Daniel Satra.

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Tschechisch ist nicht gleich Tschechisch. Die Schriftsprache, das so genannte Hochtschechisch, lernt der Tscheche erst in der Schule beim Schreiben. Ähnlich wie der Schwabe dem Hochdeutschen das erste Mal in der Schulbank begegnet. Gesprochen wird die "spisovná cestina", das Schrifttschechisch, das auf der mittelböhmischen Mundart fußt, nur bei offiziellen bis hoch-offiziellen Anlässen. Anders die "hovorová cestina", das gesprochene Tschechisch. Einfacher als die Schriftsprache und in aller Munde hat das Umgangtschechisch längst Einzug in Hörfunk und Fernsehen gehalten. Zumindest bei den Privaten, denn der öffentlich-rechtliche Rundfunk arbeitet mit internen Sprachbestimmungen. Geht es nach dem Gesetz, das die Kommunistische Partei im Parlament zur Abstimmung gebracht hat, sollen private Sender in Zukunft bei unsachgemäßem Tschechisch einen Rüffel bekommen. Michal Zelenka von der Assoziation privater Rundfunkbetreiber hält diesen Vorstoß für falsch:

"Ich bin der Meinung, dass es Unsinn ist, ein striktes Schrifttschechisch einzufordern. Wer Schrifttschechisch redet wirkt unglaubwürdig. Das wirkt wie der Versuch seriös oder vertrauenswürdig sein zu wollen, das bedeutet aber nicht zugleich Glaubwürdigkeit. Ich bin überzeugt davon, dass Medien eine Sprache sprechen müssen, bei der Hörer oder Zuschauer auch glauben, dass dort ein menschliches Wesen zu ihnen spricht."

Auch der private Fernsehsender TV Nova hat seinem Unmut Luft gemacht. Gegenüber der Tageszeitung Mlada fronta Dnes sagte der Nova-Sprecher Dan Plovajko, Fernsehformate wie Talkshows vertragen keine Schriftsprache. Sollte das Gesetz auch im Senat Zustimmung finden, müssen auch private Radiosender Probleme fürchten. 76 Sendelizenzen hat der Tschechische Rundfunkrat vergeben. Die meisten davon halten Regionalsender mit lokaler Ausrichtung. Und dort zählt oft die Mundart zur Hörerbindung, meint auch Zelenka. Warum aber konnte die Kommunistische Partei so viele Abgeordnete für den Gestzesvorschlag gewinnen?

"Die Abgeordneten haben wohl gedacht, dass es fabelhaft und nützlich ist. Aber wenn sie dann Mal Nachrichten in Schrifttschechisch vorgelesen bekommen sollten - also einer ausgesprochen gräten- und leblosen Schriftsprache - wird ihnen selbst auffallen, dass es nicht das ist, was sie gewollt haben."

Bei einem Verstoß gegen die Sprachauflagen soll zwar keine unmittelbare Strafe fällig werden. Jedoch will Ivana Levá, Abgeordnete der Kommunisten und Tschechisch-Lehrerin, den Sprachgebrauch eines Senders spätestens bei der Verlängerung der Sendelizenz prüfen.