Die Finanzierung der Kirchen und die Rückgabe des konfiszierten Kircheneigentums sollen erst gelöst werden
An dem Verhältnis Staat-Kirche hat sich in Tschechien in den letzten Jahren kaum etwas geändert. Die Verhandlungen über die Rückgabe des nach dem kommunistischen Putsch im Jahre 1948 beschlagnahmten Kircheneigentums werden in Tschechien schon fast 15 Jahre lang geführt. In der Tschechischen Republik werden offiziell 23 Kirchen registriert, eine Reihe davon hat eine sehr geringe Zahl von Gläubigen, die sich zu der Kirche bekennen. Mehr von Martina Schneibergova.
Das bestehende System der Finanzierung der Kirchen stammt noch aus den kommunistischen Zeiten. Es gilt eigentlich immer noch die gesetzliche Regelung, nach der das Eigentum der Kirchen beschlagnahmt wurde und die mit der Finanzierung verbundenen Pflichten auf den Staat übertragen wurden. Dieses Gesetz kann nicht aufgehoben werden, solange keine andere Variante der Finanzierung der Kirchen vereinbart wird. Die Kirchen werden also vom Staatshaushalt finanziert, wo jedes Jahr eine bestimmte Summe für diesen Zweck festgelegt wird. Diese Summe wird unter den Kirchen nach der Zahl der Geistlichen der einzelnen Kirchen verteilt.
Nach dem aktuellen Stand der Verhandlungen über die Rückgabe des Kircheneigentums fragte ich den Abgeordneten Jaromir Talír, Mitglied einer Kommission für die Kirchenangelegenheiten:
"Ich muss zugeben, dass in der Tschechischen Republik kein besonders großer politischer Wille herrscht, das Eigentum in dem Zustand beziehungsweise dem Umfang zurückzugeben, in dem es einst konfisziert wurde. Seit der Konfiszierung sind jedoch mehr als 50 Jahre vergangen und viele der Objekte befinden sich in einem recht erbärmlichen Zustand. Nichtsdestotrotz muss die Frage des Eigentums gelöst werden, weil es den Gemeinden allmählich Probleme bereitet. Diese können ihre Entwicklung nicht langfristig planen, da sie den Besitzer des Eigentums nicht kennen. Es gab inzwischen den Gedanken, der Staat könnte den Kirchen für ihr Eigentum eine Art Entschädigung in Form einer Rente auszahlen. Dies betrifft das Problem des konfiszierten Eigentums. Außerdem besteht immer noch das Problem der Finanzierung der Kirchen, was ihr Alltagsleben anbelangt. Ich erinnere daran, dass es neben der katholischen Kirche, die knapp drei Millionen Gläubige zählt, noch kleine Kirchen gibt, die über kein Eigentum verfügten und zu denen sich einige Tausend Gläubige bekennen. Niemand von der politischen Repräsentation möchte das Verschwinden beziehungsweise einen ökonomischen Zusammenbruch dieser kleinen Kirchen verursachen."Soweit Jaromir Talir. Der Vertrag, den Tschechien mit dem Vatikan unterzeichnete, wurde vom Prager Abgeordnetenhaus abgelehnt. In wie weit wirken sich diese Tatsache sowie die immer noch ungelösten Fragen der Rückgabe des Eigentums und der Kirchenfinanzierung auf das Leben der Kirchen aus? Der Sprecher der Tschechischen Bischofskonferenz, Daniel Herman, dazu:
"Es muss gesagt werden, dass es im praktischen Leben nicht die wichtigste Rolle spielt. Die Kirche hat bei uns natürlich auch in der Zeit gelebt, als sie von den Kommunisten verfolgt wurde. Aber auf der anderen Seite ist es ein Zeichen, dass unser Staat - die Tschechische Republik - immer noch fünfzehn Jahre nach der Wende nicht imstande ist, die Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl zu normalisieren. Dies ist meiner Meinung nacht nicht gerade optimistisch."