Filmtage in Selb überschreiten die Grenze

Und abschließend haben wir einen Kulturtipp für Sie: Vom 15. bis 18. April können Sie die so genannten Internationalen Grenzland-Filmtage in der oberfränkischen Stadt Selb besuchen. Was die Zuschauer dort erwartet, darüber hat Markéta Maurová mit der Festivalpräsidentin Elisabeth Jasiowka gesprochen.

Die Internationalen Grenzland-Filmtage in Selb, einer Stadt an der deutsch-tschechischen Grenze, haben eine langjährige Tradition. Zum wievielten Mal findet das Festival statt und wie kann man dieses Festival charakterisieren? Was ist sein Schwerpunkt?

"Die Grenzland-Filmtage finden in diesem Jahr zum 27. Mal statt, es ist also ein ganz altes Festival. Es war von Anfang an ein Festival, das nur europäische Filme gezeigt hat, zum einen, und zum anderen einen Schwerpunkt auf Kino aus Osteuropa hatte. Also das war von Anfang an so, und jetzt 27 Jahre später hat die Geschichte uns eingeholt. Die Situation der Grenzen ist natürlich eine ganz andere. 1989 ist die Grenze zur DDR weggefallen, und in zwei Wochen fällt mit der EU-Osterweiterung die andere, die Grenze zu Tschechien. Ja, wir haben immer Filme aus Osteuropa gezeigt und haben uns immer bemüht, die Kultur, Tradition und Mentalität von 'drüben', wie man so sagt, den Menschen im Westen näher zu bringen. Mit Hilfe des Films."

Wie Sie bereits erwähnt haben, findet das diesjährige Festival nur zwei Wochen vor der EU-Osterweiterung statt. Hat diese Tatsache bei der Gestaltung des Programms eine Rolle gespielt?

"Ja und nein. Also eigentlich könnte das Programm, wie wir es in diesem Jahr machen, auch in jedem anderen Jahr stattfinden. Aber wir haben es uns nicht ganz nehmen lassen, uns etwas Besonderes zu diesem Anlass auszudenken. Und zwar werden wir eine Grenzüberschreitung im wörtlichen Sinne machen. Wir werden einen kleinen Teil unseres Programms in der Tschechischen Republik, in der nahen Grenzstadt Cheb zeigen. Wir machen das zum allerersten Mal. So offen nach Osten die Grenzland-Filmtage auch waren, haben wir es uns noch nie gewagt, sozusagen, richtig ins andere Land zu gehen und dort etwas zu zeigen, obwohl die Grenze sehr nahe liegt. Dieses Jahr ist es ein Experiment, wir haben zum Kulturzentrum Kamenna in Cheb Kontakt aufgenommen, und wir sind dort sehr offen empfangen worden. Und nun, am Freitag werden wir die Zuschauer in den Bus packen, über die Grenze fahren und dann sehen wir mal."

"Wir machen rüber", heißt dieser grenzüberschreitende Ausflug. Was erwartet die Besucher, die in das Kino in Cheb kommen?

"Wir haben zwei Filme ausgewählt, und zwar ist es ein sehr kontrastreiches Programm. Der erste ist ein tschechischer Film, ein älterer Film auch. Er ist ein Film aus einem besonderen Programm, das wir in diesem Jahr haben, ein Programm, das Filme zeigt, die das Thema 'Nachbarschaft' behandeln. Ich glaube, die meisten Leute in Tschechien kennen ihn, es ist 'Vesnicko ma strediskova' von Jirí Menzel. Eine schon ein bisschen ältere Komödie, die aber in Tschechien selbst sehr bekannt ist. In Deutschland kennt man das kaum. Und der andere Film ist ein großer Kontrast dazu, es ist ein ernster Film, eine neue schwedische Produktion mit dem Titel 'Lilya 4-ever'. Er behandelt ein Thema, das hier in der Region Oberfranken sowohl auf der deutschen als auch auf der tschechischen Seite ein Problem darstellt, und zwar Menschen- und Frauenhandel. Ich denke, dass ist ein Thema, das mit der zunehmenden Grenzöffnung auch immer schlimmer werden wird. Das ist natürlich ein ernstes, komplexes und auch ein bisschen ein politisches Thema, auch ein Experiment. Ich hoffe, dass die Zuschauer es gut annehmen, es ist ein hervorragender Film. Ja, wir sind gespannt."