In Tschechien ist kurz vor WM und EU wieder Improvisation gefragt
Der tschechische Premier Vladimír Spidla wurde zuletzt immer wieder danach befragt, wie gut sein Land auf den EU-Beitritt vorbereitet sei und ob er nicht die Befürchtung habe, dass Tschechien als EU-Neuling erst einmal ins Hintertreffen geraten könnte. Nein, antwortete Spidla, diese Befürchtung habe er nicht, man habe sich gut auf diesen Schritt vorbereitet, wisse aber auch, dass man noch viel zu Lernen habe. Im Übrigen, so Spidla, sei es wie im Sport: Man hat sich auf einen Wettkampf vorbereitet, müsse aber auch danach weiterhin trainieren, trainieren und nochmals trainieren.
Und auch die zu Hause gebliebenen, die Millionen zählende Schar der TV-Zuschauer, will auf ihre Kosten kommen. Dazu verlangt sie ein optimales Fernsehbild mit guten Zeitlupeneinstellungen und jeder Menge an Hintergrundinformationen. Diejenigen, die das Glück hatten, eine der heiß begehrten Eintrittskarten im Vorverkaufsdschungel zu ergattern, wollen Sicherheit und Service zugleich. Das ist ihr gutes Recht. Doch zwei Tage vor WM-Beginn, bei der Generalprobe der tschechischen Auswahl gegen das Team Kanada, blieben diesbezüglich noch viele Wünsche offen. Tausende Zuschauer waren verärgert, weil ihnen durch die überaus strengen Sicherheitskontrollen der pünktliche Zutritt zur Prager Arena verwehrt wurde.
Das Tschechische Fernsehen und das WM-Organisationskomitee lagen immer noch in ihrer Dauerfehde um die beste Kameraposition zur Gewährleistung einer optimalen TV-Übertragung. Nun, die Tschechen sind dafür bekannt, dass sie die Meister im Improvisieren sind. Und diese Fähigkeiten sind auch dieser Tage bei der Eishockey-WM in Prag und Ostrava gefragt. Sollten sie nämlich nicht - wie gewohnt - in buchstäblich letzter Minute erneut zum Tragen kommen, dann muss Tschechien bei seinem EU-Beitritt ernüchtert konstatieren: Generalprobe misslungen, aber wir werden trainieren, trainieren und nochmals trainieren.