Bruntal feiert EU-Beitritt mit neuer Kirchenbeleuchtung
Gefeiert wird seit Freitag im ganzen Land. Martina Schneibergova hat die ersten Minuten in der Union zusammen mit den Bürgern im schlesischen Bruntál (Freudental) erlebt.
Im schlesischen Bruntal (Freudental), das soeben nach Europa zurückgekehrt ist, wurde am Samstag die internationale Konferenz zum Thema "Bruntal kehrt nach Europa zurück" fortgesetzt. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten anlässlich des EU-Beitritts Tschechiens stellte jedoch das Treffen der Bürger auf dem Berg Uhlirsky vrch (zu Deutsch etwa Kohleberg) dar. Dieser Berg liegt ein paar Kilometer von der Stadt entfernt. Auch ich habe mich am späten Abend auf den Weg in dieser Richtung begeben, in der Überzeugung den Weg sicher zu finden, weil bestimmt viele Menschen das gleiche Ziel hatte. Die Menschengruppen, die ich vor mir sah, gingen jedoch nicht zu diesem Wallfahrtsort, sondern bogen ab und verschwanden in den zahlreichen Kneipen am Stadtrand, wahrscheinlich um das Eishockeyspiel Tschechien-Österreich zu sehen. Meine Befürchtungen, dass ich den EU-Beitritt in der Marienkirche allein mit dem Pfarrer feiern würde, haben sich jedoch nicht bestätigt, obwohl sie nicht ganz unbegründet waren. Denn Bruntal hat sich in der Vergangenheit als eine Art Bastion der eingefleischten Stalinisten einen Namen gemacht, einer Kommunistengruppierung, von der sich sogar die immer noch stalinistische im Parlament vertretene Partei der Kommunisten Böhmens und Mährens distanziert. Wie ich von einer hiesigen Journalistin erfuhr, hatten eben diese Kommunisten gedroht das EU-Fest zu stören. Dies ist jedoch nicht passiert, bis auf einen Zwischenfall vor der Kirche. Zum Gottesdienst, der um 23 Uhr begann, sind sehr viele Menschen gekommen, Schätzungen gehen von 2000 Menschen aus. Das Haupterlebnis kam jedoch Punkt Mitternacht: Die feierliche Beleuchtung der Kirche wurde angeschaltet. Sie soll von nun an jede Nacht diese Dominante der Landschaft beleuchten. Symbolisch wurde der Knopf dieser Beleuchtungsanlage von einem Mädchen gedrückt, das am 30. April ihren 15. Geburtstag feierte. Vor der Kirche erklang die Nationalhymne und Beethovens "Ode an die Freude". Die Menschen gratulierten sich gegenseitig zum EU-Beitritt. Vor allem Familien mit kleinen Kindern waren zur Feier erschienen. Einige Besucher hatten Slivovitz und Sekt mitgebracht und den Umstehenden und Vorbeikommenden angeboten. Der Erbauer der Beleuchtungsanlage, ein älterer Herr aus Bruntal, sagte mir, er habe fast Tränen in den Augen gehabt, als er die Beleuchtung sah. Er räumte ein, er habe sich nie vorstellen können, dass er es noch einmal in seinem Leben erleben werde, dass die Kirche beleuchtet wird, und dass die Kommunisten ihre Macht verlieren werden. Von nun an werden Pilger also den Weg zu dieser Wallfahrtskirche auch im Dunkeln finden können.