Museum für Kinderzeichnungen
Kunstwerke, die meistens nicht genug hochgeschätzt werden, aber trotzdem eine überzeugende Aussagekraft haben, kann man im historischen Haus Zum grünen Frosch unweit des Prager Altstädter Rings besichtigen. Die Rede ist über Kinderzeichnungen und andere Werke, deren Autoren Kinder sind. In das Prager Museum für Kinderzeichnungen laden Sie in den folgenden Minuten Lothar Martin und Martina Schneibergova ein.
Einige Schritte vom Altstädter Ring entfernt, in der Straße U Radnice, kann man vor einem schmalen Durchgang, der zu dem Haus "Zum grünen Frosch" führt, die Überschrift lesen: "Muzeum detske kresby" - zu deutsch das "Museum für Kinderzeichnungen". Es ist kein richtiges Museum mit hier ständig ausgestellten Exponaten, wie man sich aufgrund der Bezeichnung vorstellen könnte. Dies bestätigt auch Darina Martinovska, die das Museum betreibt:
"Diese Räumlichkeiten im Haus ´Zum grünen Frosch´ sind Ausstellungsräumlichkeiten. Außerdem bemühen wir uns, Zeichnungen und Kunstwerke, die von Kindern geschaffen wurden, zu sammeln und zu erfassen. Ich habe zu diesem Zweck ein Archiv errichtet. Es ist unsere Aufgabe, das Kunstschaffen der Kinder nicht nur aus der Gegenwart, sondern auch aus der Vergangenheit zu erforschen, um eine Aussage über dieses Schaffen zu bekommen."
Auf die Idee, eine solche Institution zu errichten, die sich systematisch mit Kinderzeichnungen befasst, kam Darina Martinovska ihren eigenen Worten zufolge schon vor ungefähr dreißig Jahren. Das Kunstschaffen der Kinder werde, so Martinovska, zu wenig respektiert. In der Schule werden die Kinderzeichnungen zwar mit Noten bewertet, dies sei jedoch die ganze Aufmerksamkeit, die ihnen geschenkt werde. Darina Martinovska sagte dazu:
"Die Idee ist nicht neu, es fehlte uns jedoch jahrelang der notwendige Raum, um die Bilder ausstellen zu können. Und nicht nur das, es sollen auch Räumlichkeiten sein, wo sich nicht nur die Kinder bzw. Pädagogen, sondern auch die breite Öffentlichkeit damit bekannt machen kann, was die Kinder können. Unser Museum ist für jeden Menschen da, der Lust hat, stehen zu bleiben und sich nicht nur über die ausgestellten Bilder, sondern sich beispielsweise auch über sich selbst Gedanken zu machen."
Darina Martinovska ist von Beruf Lehrerin. Sie bemühte sich mit ihren Kollegen bereits mehrere Jahre vor der Wende, d. h. vor 1989 darum, Räumlichkeiten für die Ausstellung der Kinderzeichnungen zu finden. Meistens wurde ihnen damals mitgeteilt, dass solche und ähnliche Werke in den Foyers der so genannten Kulturhäuser oder in den Fluren der Schulgebäude präsentiert werden können. Martinovska aber hatte die Idee, spezielle Räumlichkeiten für diesen Zweck zu finden, die selbst sehr wertvoll sind und eine überraschende Wirkung haben:
"Diese Räumlichkeiten sind ideal, da es historische Räumlichkeiten sind. Das Interieur ist sehr wertvoll. Außerdem befinden sie sich direkt im Stadtkern Prags. Es war ein Zufall, dass es mir überhaupt gelungen ist, das Museum hier zu errichten. 1998 traf ich einen Bauingenieur, der dieses Haus renovieren wollte. Nach den Bedingungen, die vom Besitzer des Hauses, dem ersten Stadtbezirk, ausgearbeitet wurden, sollte das Gebäude auch nach der Renovierung einem öffentlichen Zweck dienen. Ich bot dem Architekten damals mein Museumsprojekt an, und er hat es akzeptiert. So konnte ich meine Idee nach langen Jahren endlich in die Tat umsetzen."
Nach der Renovierung des Hauses "Zum grünen Frosch" wurde im Jahr 2001 auch das Museum für Kinderzeichnungen feierlich eröffnet. Das Programm des Museums, das über keine ständige Exposition verfügt, wird von dessen Leiterin Lucie Mikova zusammengestellt:"Es werden hier Ausstellungen von Werken organisiert, die z. B. Schüler schufen, die eine Grund- oder eine Mittelschule mit künstlerischer Orientierung besuchen. Manchmal stellen hier auch erwachsene Künstler aus, die sich nicht fürchten, ihre Werke in einem Milieu zu präsentieren, das eher für Kinder bestimmt ist."
Das Museum wird sowohl von Erwachsenen als auch von Kindern besucht. Für die Kinder gibt es dabei die Möglichkeit, zu spielen und zu zeichnen. Für die Erwachsenen stellt der Besuch manchmal eine Art Rückkehr in die Kindheit dar, meint Lucie Mikova. Über das aktuelle Programm des Museums sagte sie:
"Zurzeit ist hier eine Ausstellung von Schülerarbeiten, die in der Grundschule mit dem Namen ´Integral´ entstanden sind. Die nächste Ausstellung wird von den in Krankenhäusern betriebenen Schulen vorbereitet, d. h. es wird sich um Zeichnungen von Kinderpatienten handeln. Das Interesse, bei uns auszustellen, ist verhältnismäßig groß. Eine Rolle spielt dabei zweifelsohne die günstige Lage des Museums, das in der Tat im Herzen von Prag liegt. Viele der Besucher des Museums sind ausländische Touristen. Es kommen schon öfters einzelne Besucher oder auch Gruppen, die sich speziell für Kinderzeichnungen interessieren und die von der Existenz unseres Museums zu Hause gehört haben. Oft kommen auch Studenten oder Professoren von Kunsthochschulen zu uns."Nach den Worten von Lucie Mikova knüpfte das Museum vor kurzem Kontakte nach Frankreich an, die vielleicht zur Entwicklung einer längeren Zusammenarbeit führen könnten. Müssen die hier präsentierten Werke bestimmte Kriterien erfüllen? Lucie Mikova meint:
"Man könnte sagen, dass sie mehr oder weniger keinen Kriterien entsprechen müssen. Denn eigentlich jedes Bild, das von einem Kind gemalt wurde, ist schön. Jedes Kind malt oder zeichnet auf seine eigene Art. Bei einem erwachsenen Künstler, der hier ausstellen möchte, müssen wir schon bestimmte Kriterien berücksichtigen. Insgesamt werden hier etwa 15 Ausstellungen während eines Jahres organisiert. Es wechseln sich kürzere Ausstellungen, die von Schulen vorbereitet werden, mit längeren, z. B. thematischen Ausstellungen ab. Im Herbst wird hier eine zweimonatige Ausstellung stattfinden, in der Werke von 99 zeitgenössischen tschechischen Dichtern präsentiert werden. Es werden Handschriften ausgestellt, ihre beliebtesten Gedichte, aber auch Porträts. Ich bin übrigens sehr neugierig, wie es aussehen wird. Die Dichter haben sich bei uns selbst gemeldet, da ihnen die Räumlichkeiten besonders gut gefielen."
Was die Besucherzahlen anbelangt, so sind sie unterschiedlich - je nach Saison, aber auch nach der Art der Ausstellung. Mikova zufolge kommen manchmal auch 100 Besucher am Tag, manchmal sind es weniger. Großes Interesse weckte beispielsweise die Ausstellung, die voriges Jahr von den Pfadfindern vorbereitet wurde und die sich auf den populären tschechischen Kinderbuchautoren Jaroslav Foglar konzentrierte. Das Museum gibt jedes Jahr einen Katalog heraus, in dem die besten Bilder enthalten sind. Außerdem kann man im Museum auch Ansichtskarten mit den Kinderzeichnungen kaufen. Das Museum für Kinderzeichnungen ist täglich außer montags von 13 bis 18 Uhr geöffnet.
Damit sind wir fast am Ende des heutigen Spaziergangs angelangt, es bleibt nur noch die Quizfrage zu stellen, für deren richtige Beantwortung Sie mit einem Souvenir aus Prag belohnt werden können.
Die heutige Frage lautet:
Wie heißt der Prager Stadtteil, in dem sich das Museum für Kinderzeichnungen befindet?
Ihre Zuschriften richten Sie bitte an Radio Prag, Vinohradska 12, PLZ 120 99 Prag 2.
Im April fragten wir Sie danach, in welchem Jahrhundert der Bau des Prager Veitdoms beendet wurde. Es war erst im 20. Jahrhundert, und zwar im Jahr 1929. Ein Buch über Prag geht an Werner Hoffmann aus Güstrow. Herzlichen Glückwunsch!