CzechTrade in Köln

Die tschechische Wirtschaft hat nach der Wende von 1989 einen wahren Umbruch erlebt. In den zurückliegenden 15 Jahren musste vieles von Grund auf neu aufgebaut werden. In einem Land, das nach etwa vier Jahrzehnten des Sozialismus den Weg in die Marktwirtschaft eingeschlagen hat, gibt es kaum ein Bereich, der von der notwendigen Transformation unberührt geblieben ist - im Innen- sowie im Außenhandel. Für den letztgenannten Bereich der zum Großteil maroden Wirtschaft hieß es, für den zusammengebrochenen Markt des Ostblocks einen Ersatz, also neue Absatzmärkte zu finden. Das war das Gebot der Stunde für viele tschechische Unternehmen bzw. Firmen. Keine leichte Aufgabe für diejenigen, die erst Vieles lernen mussten. Um ihnen unter die Arme zu greifen, hat die tschechische Regierung Ende der 90er Jahre die CzechTrade Agentur zur Handelsförderung errichtet, die mittlerweile in vielen Ländern der Welt eine Vertretung hat, u.a. auch in Deutschland - in Köln und in Hamburg. Über ihre Tätigkeit erfahren Sie mehr in der neuen Folge unseres Wirtschaftsmagazins. Mit ihrem Leiter Zdenek Kocarek unterhielt sich kürzlich vor Ort Jitka Mladkova:

Herr Kocarek, soviel ich weiß, hat die Agentur CzechTrade weltweit etwa dreißig Vertretungen in 26 Ländern, zwei davon befinden sich in Deutschland. Vor vier Jahren wurde die CzechTrade-Vertretung hier in Köln eröffnet. Warum ausgerechnet in dieser Stadt?

"Köln ist natürlich eine schöne Stadt, sie liegt am Rhein, und es besteht immer ein großer Anreiz, diese Stadt zu besuchen. Zur Gründung unseres ersten Büros in Deutschland haben uns aber ganz andere Gründe geführt. Sie müssen es so sehen: Nordrhein-Westfalen ist, sagen wir, das Industrieherz Deutschlands, und auch die Zusammenarbeit zwischen den Firmen in Nordrhein-Westfalen und in Tschechien hat eine sehr lange Tradition. Das war also einer der Ausgangspunkte, warum wir gerade in der Mitte von Deutschland, jetzt spreche ich von den alten Bundesländern, präsent sein wollten. Einer der Gründe war auch der, dass in Düsseldorf und später dann auch in Köln unsere Schwesteragentur, die CzechInvest, die tschechische Agentur für Auslandsinvestitionen, schon seit 1994 tätig ist. Wir sind quasi zwei Schwesteragenturen einer Regierung, und wir wollten an einer gemeinsamen Adresse sitzen."

Vor kurzem wurde eine ähnliche Agentur in Hamburg eröffnet. Diese Hamburger Vertretung soll wahrscheinlich die Tür in die Welt öffnen - von Hamburg aus!?

"Das müssen wir so sehen: CzechTrade verfolgt die Strategie, auf den wichtigsten Märkten der Welt, also dort, wo wir die wichtigsten Geschäftspartner haben, gleich mehrere Vertretungen zu eröffnen. So haben wir heute in Russland vier Vertretungen, in den Vereinigten Staaten zwei. Deutschland ist unser wichtigster Handelspartner. Da hat es sich einfach angeboten, dass wir auch in Deutschland eine zweite Vertretung eröffnen. Daran haben wir lange gearbeitet, und seit Herbst letzten Jahres waren wir dabei, das Büro vorzubereiten. Dieses hat vor kurzem seine Arbeit aufgenommen. Die Aufgaben liegen auf der Hand: Wir wollen den Firmen im norddeutschen Raum näher sein und nach unserer Überzeugung ist Hamburg dafür der ideale Standort. Hamburg mit seinen 1,7 Millionen Einwohnern und mit tausenden von Firmen ist eine exzellente Basis für unsere Tätigkeit und für die Anknüpfung von neuen Kontakten. Außerdem ist der norddeutsche Raum bei tschechischen Firmen vielleicht nicht so bekannt. Das waren die wichtigsten Gründe, warum wir Hamburg und Norddeutschland als zweiten Standort gewählt haben."

Wenn Sie jetzt einen kurzen Rückblick auf die zurückliegenden Jahre machen sollten, wo lagen Ihre Schwerpunkte? War es leicht oder schwer, hier festen Fuß zu fassen?

"Vielleicht kann ich am Anfang folgendes sagen: CzechTrade ist eine junge Organisation. Wir wurden faktisch 1997 von der tschechischen Regierung, genauer vom Industrie- und Handelsministerium, ins Leben gerufen. Seit dem Jahr 2000 haben wir die ersten Büros im Ausland errichtet. Wie Sie bereits am Anfang erwähnt haben, haben wir heute insgesamt 30 Büros im Ausland. Mit der Errichtung dieser Büros war es immer sehr ähnlich. Wir haben also praktisch von Null an begonnen. Wir konnten an die zahlreichen Kontakte der tschechischen Firmen und des tschechischen Staates zum konkreten Markt, also in diesem Fall auch zum deutschen Markt, anknüpfen, aber ansonsten haben wir unsere Tätigkeit tatsächlich von Null an aufgebaut. Von diesem Gesichtspunkt her war es nicht einfach. Es war eine Herausforderung, die neue Agentur hier auf den Markt zu bringen, den Namen zu präsentieren und natürlich die Agentur mit Arbeit zu füllen. Etwa 60 - 70 Prozent unserer Tätigkeit geht in Richtung Unterstützung tschechischer Unternehmen beim Markteintritt. Das bedeutet die Suche nach entsprechenden Kontakten zu Informationsquellen oder auch zu potentiellen deutschen Geschäftspartnern. Da haben wir jedes Mal wirklich mit einem reinen Tisch begonnen. Das war nicht einfach, aber ich glaube, dass es erfolgreich war. Die drei Jahre, die wir hinter uns haben, haben uns viele interessante Kontakte gebracht, und zwar sowohl zu deutschen Verbänden und deutschen Industrie- und Handelskammern als auch zu konkreten deutschen Unternehmen, die Interesse an einer Zusammenarbeit mit Tschechien zeigen."

Ich habe mich vor dem Besuch bei Ihnen ein bisschen klug gemacht. Im Rahmen der tschechischen Exporte entfallen 38 Prozent auf die Exporte nach Deutschland. Gleichzeitig aber stellen diese 38 Prozent nur drei Prozent der ausländischen Präsenz auf dem deutschen Markt dar. Das ist ziemlich wenig, denke ich; da haben Sie noch einen großen Handlungsspielraum.

"Ja, auf jeden Fall. Von diesem Gesichtspunkt aus gesehen sind die Potenziale für die Zusammenarbeit unserer beiden Länder riesig, namentlich zwischen kleineren und mittelgroßen Unternehmen. Übrigens, das ist auch die Hauptaufgabe von CzechTrade: Die kleineren und mittelständischen Unternehmen zu unterstützen. Aber zurück zu Ihrer Bemerkung. Drei Prozent am Gesamtumsatz Deutschlands, das ist für ein kleines Land mit zehn Millionen Einwohnern schon etwas. Das ist sehr viel! Das muss man schon von beiden Seiten betrachten. Ich kann neben den drei Prozent auch eine andre Zahl nennen. Es gibt einige wichtige Zulieferer aus dem Bereich Maschinenbau, genauer gesagt aus dem Bereich Maschinenbaukomponenten, nach Deutschland. Das sind Japan, die Vereinigten Staaten, vielleicht auch die Schweiz, da bin ich mir nicht ganz sicher. Aber ich weiß ganz bestimmt, dass an vierter Stelle die Tschechische Republik liegt. Das ist auch eine interessante Zahl. Also zirka zehn Prozent des Anteiles an Importen von Maschinenbaukomponenten hat hier die Tschechische Republik. Nun, was ich damit sagen will: Tschechien, und das liegt auf der Hand, ist konkret wegen der geografischen und traditionellen Nähe wirklich ein wichtiger Geschäftspartner. Und dies ist natürlich auch einer der Ansatzpunkte, auf denen wir unsere Arbeit aufbauen können."

Soweit das Gespräch mit Zdenek Kocarek, dem Leiter der CzechTrade-Vertretung in Köln. Die tschechische Regierungsagentur zur Handelsförderung stößt bei ihrer Zusammenarbeit mit tschechischen Firmen auch auf verschiedene Mängel, die Herr Kocarek sehr ungern sieht. Mehr erfahren Sie in zwei Wochen in einer neuen Ausgabe des Wirtschaftsmagazins!