Gesundheitsminister: Verbot für Gitterbetten
Das tschechische Gesundheitsministerium hat am Dienstag den Gebrauch von vergitterten Betten in Heimen und Kliniken verboten. Vergangenes Wochenende hatte die "Harry-Potter"-Autorin Joanne Rowling aus Großbritannien in einem Brief an die Prager Regierung gegen tschechische Kinder in "Käfigen" protestiert. Daniel Satra berichtet.
Am Montag hatten der scheidende Premier Vladimír Spidla und Präsident Václav Klaus das Protestschreiben Rowlings im Briefkasten. Keine 24 Stunden später hat Gesundheitsminister Jozef Kubinyi ein Gitter- und Netzverbot für Betten in allen Heimen und Kliniken Tschechiens erlassen. Zauberhaft schnell, könnte man denken. Doch Proteste gegen Gitterbetten gibt es in Tschechien schon lange. Das Ministerium für Arbeit und Soziales hatte vor Wochen ihre Abschaffung gefordert. Internationale Organisationen protestieren seit Jahren gegen die - wie sie sagen - unwürdige Pflege. Der Kinderpsychologe Zdenek Matejcek ist der Ansicht, dass Betten mit Eisengittern oder einem Seilgeflecht in einigen Fällen notwendig sind:
"Ich sehe das nicht so tragisch. Es hängt in erster Linie davon ab, ob dort ein Mensch eingesperrt ist, oder ob es zu seinem eigenen Schutz dient. Denn es ist tatsächlich in einigen Fällen bei psychisch schwer gestörten Kindern und Erwachsenen so, dass Maßnahmen zu ihrer Sicherheit erforderlich sind. Und das nicht, um es dem Pflegepersonal bequemer zu machen."
Nach einem Treffen mit Kubinyi auf der Prager Burg am Mittwoch ließ Präsident Klaus mitteilen, das Verbot vom Dienstag sei voreilig gewesen. Das Staatsoberhaupt ist der Meinung, die Entscheidung des Gesundheitsministers leiste populistischen Angriffen gegen das tschechische Gesundheitswesen Vorschub. Kubinyi hingegen versicherte nach dem Treffen, das Gitterbettverbot bedeute keine "Herabwürdigung tschechischer Psychiatrien".In Heimen für psychisch Kranke und geistige Behinderte stehen nach Angaben der Nachrichtenagentur CTK 654 Betten mit Gitter oder Seilgeflecht. In psychiatrischen Kliniken rund 100. Geht es nach Kubinyi sollen diese bis zum Jahresende verschwinden. Statt ihrer sollen Isolationsräume für gefährliche Patienten geschaffen werden. Dort sollen sie dann kurzfristig eingesperrt werden können. Zudem hat Kubinyi alle Einrichtungen dazu aufgefordert, mehr Mitarbeiter einzustellen. Glaubt man die Befürchtungen einiger Experten, wird das Abschaffen von Gitterbetten die Verabreichung von mehr Medikamenten nach sich ziehen. Die Patienten werden dann mit Tabletten ruhig gestellt.