Mangel an Kinder- und Jugend-Psychiatern in Tschechien: Ausbildungsförderung soll helfen

Immer wieder sind in den vergangenen Monaten und Jahren neue Alarmmeldungen veröffentlicht worden, dass Kinder und Jugendliche in Tschechien zunehmend an psychischen Problemen leiden. Doch weiter fehlt es an Fachpersonal zur Behandlung, etwa an Psychiatern. Das Gesundheitsministerium versucht nun, die Ausbildung weiterer Kräfte voranzubringen.

In Tschechien werden händeringend Ärzte gesucht, die Psychiater werden wollen. Denn die Wartelisten in den entsprechenden Ambulanzen hierzulande sind lang. Dabei nehmen laut zahlreichen Studien gerade bei Heranwachsenden die Fälle seelischer Störungen zu. Nikola Špiláčková hat vor kurzem ihr Medizinstudium abgeschlossen – und will tatsächlich Kinder- und Jugendpsychiaterin werden…

Illustrationsfoto: Anna Košlerová,  Tschechischer Rundfunk

„Mich interessiert daran vor allem, dass sich jede psychische Krankheit bei den Patienten unterschiedlich äußert. Vor allem aber sehe ich einen Sinn darin, mit rechtzeitiger Behandlung bei den betroffenen Kindern das ganze künftige Leben beeinflussen zu können“, so beschrieb dies Špiláčková schon im Herbst vergangenen Jahres.

In der Universitätsklinik von Ostrava / Ostrau kümmert sie sich bisher aber nur um Erwachsene und Heranwachsende ab 15 Jahren. Erst im kommenden Jahr ist eine Hospitanz in der Kinderpsychiatrie in Opava / Troppau geplant. Bis Nikola Špiláčková als attestierte Fachärztin dann auch behandeln kann, gehen noch weitere Jahre ins Land:

„Meine Ausbildung zur Fachärztin dauert insgesamt fünf Jahre, ich werde also irgendwann 2028 beginnen können.“

Die Nachwuchsmedizinerin ist in ein spezielles Programm des tschechischen Gesundheitsministeriums eingebunden. Mit diesem wird die Fachausbildung von Medizinern in jenen Bereichen gefördert, in denen hierzulande Ärztemangel herrscht. Dazu gehört eben auch die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Der Staat schießt Gelder zu und garantiert, dass die Weiterbildung auch wirklich in der vorgesehenen Zeit abgeschlossen werden kann.

Für dieses Jahr hat das Ministerium die Zahl der Plätze in seinem Programm für angehende Kinder- und Jugendpsychiater erhöht. Doch so schnell werde sich an der Versorgung hierzulande nichts ändern, sagt der Psychiater Tomáš Kašpárek. Er ist zugleich Berater des Ministeriums:

Tomáš Kašpárek | Foto: Masaryk-Universität in Brno

„Es geht zunächst erst einmal darum, überhaupt das derzeitige Angebot zu erhalten. Das bezieht sich auf die kommenden fünf Jahre. Änderungen sind danach nur im Horizont von weiteren fünf Jahren möglich, also in zehn Jahren. Der Prozess ist langwierig und langsam.“

Denn erst nach einem kompletten Medizinstudium kann man sich hierzulande zum Facharzt für Psychiatrie ausbilden lassen. Künftig sollen aber schon die Studierenden mit diesem Fach in Berührung kommen. Außerdem will die Psychiatrische Vereinigung (Psychiatrická společnost) im Herbst eine Kampagne starten, um den angehenden Medizinern ihre Spezialisierung schmackhaft zu machen.

„Das Ziel ist, einen weiteren Jahrgang an angehenden Medizinern anzusprechen, der sich für seine Spezialisierung entscheiden muss. Wir wissen, dass die Chancen für eine Wahl des psychiatrischen Facharztes steigen, je früher die Studierenden mit dieser Disziplin in Berührung kommen“, so Tomáš Kašpárek.

Illustrationsfoto: ambermb,  Pixabay,  CC0 1.0 DEED

Im vergangenen Jahr hatte das Gesundheitsministerium insgesamt zehn Plätze im Programm für angehende Kinder- und Jugendpsychiater angeboten. Neun seien besetzt worden, heißt es aus dem Ressort. Für dieses Jahr wurden 15 Plätze ausgeschrieben. Dazu Ministeriumssprecher Ondřej Jakob:

„Insgesamt sind vonseiten der Anbieter medizinischer Dienste elf Bewerbungen eingegangen. Allen wurde entsprochen. Im Fall der restlichen vier Plätze hat sich die Ministeriumsleitung entschlossen, diese inklusive der Fördermittel dem Bereich Allgemeine Psychiatrie zur Verfügung zu stellen.“

Die Kliniken weisen aber noch auf einen weiteren Engpass hin. Demnach fehlt auch das ausbildende Personal. Die Krankenhäuser fordern daher, dass ein Facharzt zumindest kurzfristig mehr als drei angehende Kollegen anleiten dürfen sollte.