Gitterbetten-Debatte: Kontroverse weitet sich aus
Ein Brief der "Harry-Potter"-Autorin Joanne Rowling an die Regierung hat in Tschechien eine scharfe Kontroverse über Gitterbetten in Kinderheimen und -Psychatrien ausgelöst. Einen Tag nachdem das Protestschreiben der britischen Autorin eingegangen war, hatte Gesundheitsminister Jozef Kubinyi Betten mit Eisengitter oder Seilgeflecht verboten. Jetzt sind Experten in Tschechien gefragt. Daniel Satra berichtet.
"Die Regierung hat ihre Demission eingereicht. Wir werden also sehen, wie die neue Regierung aussehen wird. Wir werden auch sehen, ob dieser Mensch auch weiterhin Minister bleiben wird", so die deutliche Drohung von Klaus an Kubinyi.
Eine Expertenkommission aus Psychiatern und Neurologen soll jetzt die Argumente der Gitterbett-Debatte zusammentragen und wiegen. Denn das Thema Gitterbett wirft viele Fragen auf. Cyril Höschl ist Mitglied der Expertenrunde, die Klaus eingeladen hat:
"Was bedeutet eigentlich eine Behandlung gegen den eigenen Willen? Wie steht es um unzureichendes Personal in großen Einrichtungen? Ist es wirklich notwendig, dass alle Patienten dort sind? Können Patienten nicht auch in anderen Modellen besser betreut werden? All dies sind Dinge, die tschechische Psychiater seit den vergangenen fünf bis zehn Jahren diskutieren."
Höschl zufolge werden europaweit 10 Prozent aller unruhigen Patienten hin und wieder in Gitterbetten gesteckt. Bisher haben es die tschechischen Sozialexperten und Ärzte nicht geschafft Fragen nach Sinn und Unsinn von Gitterbetten in die breitere Öffentlichkeit zu tragen. Doch die Kritik aus Großbritannien, in dem Gitterbetten verboten sind, hat noch mehr in Tschechien bewirkt: Der Verband tschechischer Patienten hat nun eine Retourkutsche gegen die Briten gestartet. In einem Brief an Premierminister Tony Blair fordert der Verband das Verbot von Isolierzellen und eine geringere Verabreichung von Psychopharmaka an Patienten in britischen Psychiatrien.