Politologe Dolezal wurde von den Vertriebenen ausgezeichnet
Der tschechische Politologe und Publizist Bohumil Dolezal wurde am vergangenen Samstag in Berlin vom Bund der Vertriebenen mit einer Ehrenplakette ausgezeichnet. Damit wurde sein langjähriges Engagement für einen tschechisch-sudetendeutschen Dialog gewürdigt. Dolezal gehörte zu den Unterzeichnern der "Charta 77". Seit der politischen Wende von 1989 setzt er sich für die Anerkennung des Unrechts, das den Sudetendeutschen durch die Vertreibung zugefügt worden ist. Martina Schneibergova fragte Bohumil Dolezal danach, was für ihn diese Auszeichnung bedeutet:
"Die Auszeichnung hat mir eine große Freude gemacht, denn es ist selbstverständlich eine Ehre und eine bestimmte Anerkennung nicht der tschechisch-deutschen, sondern eher der tschechisch-sudetendeutschen Versöhnung und der Bemühungen, gute und offene Beziehungen zwischen den Tschechen und den vertriebenen Sudetendeutschen zu verwirklichen."
"Sie engagieren sich schon Jahre lang im Bereich der Aufnahme eines Dialogs mit den Sudetendeutschen. Dies setzt schon einen bestimmten Mut voraus, rechnen Sie damit, dass Sie jetzt von den so genannten "Patrioten" angegriffen werden?"
"Ja, damit muss man selbstverständlich rechnen. Dies ist aber nicht das Entscheidende. Meiner Meinung nach ist es wichtig, sich nicht einschüchtern zu lassen. Denn es könnte schicksalhafte Folgen für die Gesundheit der tschechischen Gesellschaft haben."
"Eine Art Entschädigung ist - wenn man Realist bleibt - wahrscheinlich nicht möglich, wie könnte Ihrer Meinung nach eine symbolische Geste von den tschechischen offiziellen Stellen gegenüber den Sudetendeutsche aussehen?"
"Ich kann es mir theoretisch vorstellen. Praktisch kann ich mir das - unter diesen Umständen, wie diese Regierung handelt, deren Position sehr labil ist - nicht vorstellen. Aber auf der anderen Seite könnte es nicht so schwierig sein. Es geht im Grund genommen um drei Angelegenheiten: Die erste wäre eine wirkliche und aufrichtige Entschuldigung dafür, was geschehen ist. Dies ist - und das muss ich betonen - von der tschechischen Seite offiziell nicht geschehen. Denn die tschechisch-deutsche Erklärung wird von den tschechischen offiziellen Stellen so gedeutet, dass es um Entschuldigung nur für die Exzesse geht. Die zweite Angelegenheit ist die Aufhebung der Benes-Dekrete ex nunc. Und drittens geht es um eine Entschädigung der am schwersten Betroffenen, die leider unter den jetzigen Bedingungen und im Rahmen der Möglichkeiten der Tschechischen Republik nur symbolisch sein kann. Verschieden Vorschläge dieser Art wurden schon vorgelegt - z. B. vom Sudetendeutschen Sozialwerk - aber sind leider vom Tschechisch-Deutschen Zukunftsfonds sehr strikt abgelehnt worden, und ich muss betonen - auch von den Deutschen, die da sitzen."