Botschafter ihres Gastlandes - Bosch-Lektoren ziehen Bilanz

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Wer den Namen Bosch hört, denkt an Autoelektronik, Kühlschränke und Schlagbohrmaschinen. Kaum jemand aber weiß, dass der Konzern fast ganz im Besitz der Robert Bosch Stiftung ist und die Überschüsse für gemeinnützige Zwecke verwendet werden. Eines der größten Engagements der Robert Bosch Stiftung ist das Lektorenprogramm: Rund 100 deutsche Hochschulabsolventen unterrichten derzeit für ein bis zwei Jahre an Universitäten in Mittel- und Osteuropa, davon zur Zeit fünf in Tschechien. In der vergangenen Woche trafen sich aktuelle und ehemalige Lektoren zum Bilanzziehen in Vilnius. Unser Mitarbeiter Thomas Kirschner, selbst ehemaliger Bosch-Lektor, war dabei.

Sprachstudenten
"In Liberec habe ich Wirtschaftsdeutsch an der Technischen Universität unterrichtet, hauptsächlich für Wirtschaftstundenten, aber auch für andere Fächer, zum Beispiel für Textilmarketing, wo ich vorher nicht mal wusste, dass es das gibt. Jetzt bin ich an der Masaryk-Universität in Brünn und unterrichte hauptsächlich Sprachpraxis und Literatur. Ich gehe jeden Tag in die Uni, habe elf Unterrichtsstunden in der Woche, habe über den Daumen gepeilt ungefähr 100 Studenten - alle sind sehr nett und sehr interessiert und ich gehe da gerne hin."

So beschreibt Annette Krieger ihren Lektorenalltag an der Universität in Tschechien. Nach ihrem Studium suchte die 28jährige Mainzerin ganz bewusst den Weg ins östliche Nachbarland: Trotz aller grammatischer Hürden ist es gerade die tschechische Sprache, die es ihr angetan hat. Zugleich kann sie an der Universität ihre Qualifikationen aus dem Studium von Germanistik und Deutsch als Fremdsprache ideal einsetzen. Die junge Dozentin ist damit fast ein prototypisches Beispiel für die Idee des Lektorenprogrammes. Denn es geht keineswegs nur um die Förderung der deutschen Sprache in den Ländern Mittel-und Osteuropas, sondern um den wechselseitigen Austausch, wie der Leiter des zuständigen Programmbereiches der Robert Bosch Stiftung, Dr. Joachim Rogall erklärt.

"Das Lektorenprogramm ist eine Möglichkeit, Informationen über Deutschland und die Deutschen in eigener Person zu vermitteln und andererseits intensive Kenntnisse des Gastlandes, der Sprache, der Leute, der Kultur und der Geschichte mitzunehmen. Das ist, wie wir in der Bosch Stiftung finden, eine besonders gute Möglichkeit, eine Lobby für die Völkerverständigung insbesondere mit dem jeweiligen Gastland zu schaffen."

Das Bosch-Lektorenprogramm steht mittlerweile im 11. Jahrgang. Mehr als 500 jungen Deutschen hat die Stiftung in dieser Zeit die Möglichkeit gegeben, ein zeitlang in den Ländern Mittel- und Osteuropas zu leben und zu unterrichten, viele davon in Plzen/Pilsen, Brno/Brünn, Olomouc/Olmütz und anderen tschechischen Städten. Bei dem Treffen der aktuellen Jahrgänge in der vergangenen Woche in Litauen wurde deutlich: Für alle ist es mehr als ein Job. Sie gehen als Lektoren und kehren als Botschafter ihres Gastlandes nach Deutschland zurück.