Offizielle Feierstunde zum 17. November - Kommunisten erstmals dabei
Der Sturz des totalitären kommunistischen Regimes in der Tschechoslowakei vor 15 Jahren wurde am Mittwoch dem 17. November an vielen Orten und auf verschiedene Art und Weisen gefeiert. Die politische Spitze Tschechiens war zu einer Feierstunde im Prager Abgeordnetenhaus zusammengetroffen. Mehr hören Sie von Markéta Kachlíková.
"Ich bin fest davon überzeugt, dass wir diese seit 15 Jahren nicht mehr existierende Ära durch ein positives Heute am besten verarbeiten können, d.h. durch die Schaffung einer Gesellschaft, die den Aufstieg neuer Regime dieser Art unmöglich macht."
Stanislav Gross, Premier und Parteichef der Sozialdemokraten, betonte, dass man vor allem an die Zukunft denken müsse. Gleichzeitig verwies er darauf, dass es dank allen postkommunistischen Regierungen gelungen sei, Tschechien an prosperierende Staaten anzunähern.
"Ich glaube, dass die messbaren Angaben, die wir heute auf den Tisch legen können, dies eindeutig beweisen. Daran haben sich in vielen Bereichen alle Menschen verdient gemacht, die den Staat geleitet haben."
Die Politiker, besonders die Parteichefs der regierenden Sozialdemokraten und der oppositionellen Bürgerdemokraten, nutzten die feierliche Gelegenheit allerdings vor allem für ihren Parteikampf und gegenseitige Kritik. Sie einigten sich im Wesentlichen nur darauf, dass Tschechien seit 1989 einen großen Fortschritt gemacht hat. Anders beurteilt der Parteivorsitzende der kommunistischen Partei, Miroslav Grebenícek die Lage:"Ich kann mich mit dieser Entwicklung nicht identifizieren, die die Chancen vernichtet hat, die sich vor 15 Jahren boten."
In Anspielung an Václav Havels damalige Worte sagte Grebenicek weiter Wahrheit und Liebe seien in Kaderüberprüfungen und Kriminalisierung von Lebenden und Toten geendet, der Strom der Lüge und des Hasses sei bis heute nicht versiegt. Die Teilnahme der Kommunisten an den Gedenkfeiern wurde schon im Voraus kritisiert. Während der kontroversen Ansprache des kommunistischen Parteichefs verließen Ex-Präsident Havel sowie Abgeordnete von der Demokratischen Bürgerpartei und der Freiheitsunion den Saal.