Malenovice - Burg der mährischen Landgrafen
Malenovice ist heute eigentlich ein Stadtteil von Zlín, dem Zentrum des gleichnamigen Landkreises in Südostmähren. In der Geschichte war es jedoch eine selbständige Gemeinde, in der im 14. Jahrhundert eine gotische Burg entstand. Bei der Burg Malenovice handelt es sich heute um eines der bedeutendsten Baudenkmäler der Region, das Spuren der Gotik, Renaissance und des Barocks trägt. Sie gehört dem Museum Südostmährens mit Sitz in Zlín, das für die Entstehung der dortigen Ausstellungen und die Ausstattung der Innenräume sorgte. Was man dort sehen kann, erfahren Sie in der folgenden Ausgabe von Reiseland Tschechien.
"Die Burg wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erbaut, in der Zeit, als sich das Herrschaftsgebiet Malenovice im Besitz des Landesfürsten befand. Es wurde vom mährischen Markgrafen verwaltet, zu jener Zeit also von Johann Heinrich von Luxemburg, dem jüngeren Bruder von Karl IV. Von ihm hat die Funktion sein Sohn, der Markgraf Jost von Luxemburg übernommen, der den Bau der Burg fortgesetzte."
Die Burg von Malenovice und deren Herrschaftsgebiet zu halten, war für die Luxemburger sehr vorteilhaft, weil sie dadurch ihren Einfluss in Südostmähren erweitern konnten. Sie besaßen zu jener Zeit bereits das nahe Buchlov und die königliche Stadt Uherské Hradiste. Malenovice hat ihren Besitz also abgerundet.
"Wir wissen nicht genau, wie der ursprüngliche Burgkern aussah, weil er logischerweise viele Male umgebaut wurde. Die umfangreichsten Umbauten erfolgten Ende des 15. und in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, als die Burg dem Adelsgeschlecht der Tettauer gehörte. Ein weiterer Umbau, der die heutige Gestalt der Burg prägte, folgte erst in der Barockzeit und wurde von den Grafen von Liechtenstein-Kastelkorn vorgenommen. Ihre Wappen können Sie über dem Eingangstor sehen."Im Laufe der Jahrhunderte wechselte die Burg mehrere Male ihren Besitzer. Die letzten Besitzer waren die Sternberger:
"Die Sterneberger bekamen die Burg im Jahr 1804 und hielten sie bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie wohnten im nahen Schloss Pohorelice bei Napajedly. Unsere Burg befand sich in jener Zeit in keinem guten Zustand, die Böden und Decken begannen einzubrechen, so dass die Herrschaften die Burg Pohorelice nutzten. Hier befanden sich Kanzleien des Großguts Malenovice und Wohnungen der Beamten, die Burg erfüllte also die Rolle des Verwaltungszentrums für das ganze Herrschaftsgebiet."
Nach dem Krieg befanden sich in der Burg Wohnungen, Büros sowie Lager. Im Jahre 1953 bekam sie das Museum im nahen Zlín, der heutigen Landkreismetropole. Das Museum verwaltet Malenovice bis heute.
"Das Museum hat hier seine Expertenarbeitsstellen, Depositare seiner Sammlungen sowie Ausstellungen, die überwiegend der Archäologie gewidmet sind. Eine Ausstellung gilt den Burgen Südostmährens, die andere der Urzeit in dieser Region."
Ein Durchgang führt uns von der Brücke weiter in einen ziemlich schmalen rechteckigen Burghof, den Burggebäude aus verschiedenen Epochen umgeben."Hier im Burghof verdient der Brunnen eine Erwähnung. Er ist über 30 Meter tief, so wie der Burgturm hoch ist. Er ist aus einem Felsen ausgehauen und befindet sich hier seit dem Anfang der Burg. Wir schöpfen daraus bis heute Wasser."
Danach wendet Herr Bubeník seinen Blick aber bereits auf das eigentliche Burggebäude:
"Bei der Renovierung der Fassade im Jahre 1998 wurden zufälligerweise gotische Fenster entdeckt, von denen man vorher gar nicht wusste. Sie wurden renoviert und in den originalen Zustand gebracht. Auf dem letzten Fenster sind figurale Gemälde erhalten geblieben, konkret der hl. Christoph, ein Schutzpatron der Wanderer. Er wurde vor allem an Kirchenbauten gemalt, so dass wir voraussetzen können, dass sich in diesen Räumen die ursprüngliche Burgkapelle befand, bzw. der ursprüngliche Palast des Markgrafen."
Die Innenräume beherbergen fast nichts mehr von dem ursprünglichen Mobiliar von Malenovice. Die meisten ausgestellten Objekte stammen aus anderen Burgen und Schlössern, und befanden sich bis zur Ausstellung im Depositar des Museums. Der schönste Raum in der Burg ist der gemalte Saal:
"Wir befinden uns jetzt im gemalten Saal, dem sog. 'Walachischen Saal', der als Repräsentationsraum der Burg diente. Das Gewölbe stammt aus der spätgotischen Zeit, die Gemälde sind jünger, aus der Rokoko-Zeit im 18. Jahrhundert. Unter diesen Bildern wurden noch Inschriften aus dem 16. Jahrhundert entdeckt. Die Möbel stammen überwiegend aus dem Schloss Pohorelice, das die Sternberger im Jahre 1804 zusammen mit Malenovice für 660.000 Gulden kauften."
Wir befinden uns zwar in einer mittelalterlichen Burg, aber immerhin in der Stadt Zlín. Und so kann es uns nicht wundern, dass auch hier der Name des Schuhproduzenten Tomás Bata zur Erwähnung kommt.
"Der Teppich hier ist eine Handarbeit. Es handelt sich um ein Geschenk, das Tomás Bata von seinen Handelspartnern bekam. Er blieb in seinem Büro in seiner Schuhfabrik in Zlín, danach kam er in den Besitz des Museums und in unser Schloss. Ursprünglich war es ein Wandteppich, eine Tapisserie, wir haben hier eine so große Wand aber leider nicht zur Verfügung."Durch weitere kleinere Säle und Räume führt uns die Besichtigungsrunde weiter zu einer ungewöhnlichen Kapelle. Ludek Bubeník:
"Die Burgkapelle wurde hier in der Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet. Die Frau des damaligen Besitzers war sehr krank und konnte die St. Nikolaus Kirche in Malenovice nicht besuchen. Für ihre Gebete entstand daher diese kleine Kapelle direkt in der Burg. Man musste alljährlich bei der Kirche um eine Erlaubnis für dieses private Gebetshaus ersuchen. Für die Kapelle wurde ein Vorbau genutzt, der früher als Abtritterker genutzt wurde. In der Kapelle befinden sich Plastiken der hl. Apostel Peter und Paul."
Soweit der heutige Besuch in der Burg Malenovice in Südostmähren. Sollten Sie eine Reise dorthin planen, warten Sie damit bis zum Frühling ab. Die Burg wird nach einer Winterpause nämlich erst im März für die Öffentlichkeit wieder geöffnet. Dann können Sie sich aber nicht nur auf die Besichtigung, sondern auch auf ein kulturelles Begleitprogramm freuen, das dort für die Besucher vorbereitet wird.