Hoffen auf Veränderung - vor 20 Jahren übernahm Michail Gorbatschow die Führung der Sowjetunion
Am Freitag dieser Woche sind genau zwanzig Jahre vergangen, seit Michail Sergejewitsch Gorbatschow zum Generalsekretär der KPdSU gewählt wurde. Nach Jahren der Agonie unter Breschnew und seinen schwerkranken Nachfolgern Andropow und Tschernenko begann Gorbatschow mit Reformen, die schließlich den demokratischen Wandel in Mittel- und Osteuropa einleiteten. Thomas Kirschner erinnert an einen Mann, der das Gesicht Europas verändert hat.
"Ich habe nicht den Eindruck, dass der Amtsantritt von Gorbatschow in der Tschechoslowakei mit großen Hoffnungen verbunden war. Die Menschen waren sehr skeptisch gegenüber Versuchen, den Sozialismus zu reformieren. Aber die Leute haben verstanden, dass mit Gorbatschow Veränderungen kommen werden - und in der Tschechoslowakei war den Menschen damals jede Form von Veränderung willkommen."
Glasnost und Perestroika, Offenheit und Umgestaltung waren die Schlagworte mit denen Gorbatschow einen weit reichenden Reformprozess und das Ende des Kalten Krieges einleitete. Auch die tschechoslowakische Führung, die etwa mit Rumänien und der DDR zur Betonfraktion im Warschauer Pakt gehörte, geriet unter den Druck der Veränderungen, so der Politikwissenschaftler Hnizdo weiter.
Knapp fünf Jahre konnte sich der Panzerkommunismus in der Tschechoslowakei noch halten. Dann fiel das Regime während der Samtenen Revolution wie ein Kartenhaus zusammen. Die Voraussetzungen dazu hat Michal Gorbatschow mit seiner Reformpolitik geschaffen. Heute wird über ihn in Tschechien nicht mehr viel gesprochen, meint der Politologe Borivoj Hnizdo.
"Aber Schweigen heißt natürlich nicht Vergessen und ich denke, die Menschen in Tschechien sind sich dessen bewusst, dass Michal Gorbatschow, höchstwahrscheinlich gegen seine Absichten, Veränderungen herbeigeführt hat, deren Ergebnis er nicht absehen konnte, das die Tschechen und Slowaken aber - wenigstens in ihrer großen Mehrheit - begrüßen."