EQUAL - bessere Chancen für Frauen zwischen Beruf und Familie

EQUAL heißt eine Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Union, die neue Wege finden soll, um Diskriminierungen und Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt zu bekämpfen. Mit einem eigenen Projekt, das zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie beitragen soll, hat sich auch der Tschechische Bund der Frauen an der Initiative beteiligt. Nach mehr als zwei Jahren Arbeit wurde nun in Prag Bilanz gezogen. Thomas Kirschner berichtet.

Von der propagierten Gleichstellung zwischen Mann und Frau ist auf dem Arbeitsmarkt oft wenig zu spüren: Niedrigere Löhne und schlechtere Aufstiegschancen für Frauen sind an der Tagesordnung - nicht nur in Tschechien. Hierzulande kommt allerdings noch hinzu, dass die traditionelle Rollenverteilung besonders wenig hinterfragt wird. Familie wird in Tschechien großteils immer noch als Frauensache angesehen - mit entsprechenden Folgen für Arbeit suchende Frauen, erläutert die Vorsitzende des Tschechischen Frauenbundes Zdenka Hajna.

"In Tschechien ist die Situation sehr schwierig, da das Land ausgesprochen patriarchalisch ist. Und so ist die Stellung der Frauen auf dem Arbeitsmarkt vor allem mit dem Problem der Familie verbunden. Vor allem junge Frauen haben große Probleme, eine Anstellung zu finden, weil die Arbeitgeber schon voraussetzen, dass die Frau sich um ihre Kinder kümmern wird und dass sie mit ihr - in Anführungszeichen - nur Probleme haben werden."

Mit seinem EQUAL-Projekt möchte der Tschechische Frauenbund zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben beitragen. Gemeinsam mit Partnerorganisationen wurden Zielgruppen definiert und verschiedene maßgerechte Ausbildungs- und Beratungsprogramme ausgearbeitet. Die grundlegende Aufgabe sieht die Verbandsvorsitzende Hajna darin, den Frauen mehr Selbstvertrauen zu geben. Dabei sollen zum Beispiel Bewerbungstrainings helfen.

Foto: Archiv Radio Prag
"Die Arbeitsämter berichten immer wieder von Beschwerden der Arbeitgeber, zu denen junge Mütter kommen und gleich zu Anfang sagen: ich kann dies nicht, ich kann das nicht - und natürlich überlegen sich die Arbeitgeber, warum sie so eine Frau denn einstellen sollen. Es ist natürlich richtig zu sagen: Ja, ich habe Familie - aber genau deshalb bin ich die perfekte Organisatorin, denn ich schaffe es, den Familienalltag zu bewältigen, und daneben bleibt mir immer noch Zeit um arbeiten zu gehen."

Das Projekt richtet sich aber nicht nur an Frauen, sondern genauso an Ehemänner und vor allem an Arbeitgeber. Insgesamt will der Bund der Frauen informieren und ein breiteres Bewusstsein schaffen. Wie fällt nach zwei Jahren die Bilanz aus? Nochmals Zdenka Hajna.

"Zwei Jahre sind eine sehr kurze Zeit, um etwas grundlegend zu beeinflussen. Aber wir haben Analysen durchgeführt, wie oft über die Gleichstellung und flexiblere Arbeitsbedingungen gesprochen wird, und wir konnten hier eine deutliche Zunahme feststellen. Außerdem sind die Menschen inzwischen deutlich besser informiert. Ich glaube daher, dass die Bedingungen in der Zukunft bei weitem besser sein werden."

Und dazu will auch der Tschechische Frauenbund beitragen. Als nächstens sollen die erarbeiteten Programm in einem dreijährigen Modellprojekt in Mittelböhmen intensiv erprobt werden.