"Als der Krieg geendet hat" - Ausstellung im Westböhmischen Museum in Pilsen
In den vergangenen Wochen haben wir in unseren Sendungen über zahlreiche Veranstaltungen berichtet, die anlässlich des 60. Jahrestags des Kriegsendes an verschiedenen Orten Tschechiens organisiert wurden. Eine Vorstellung über das Leben auf der Demarkationslinie kurz nach dem Kriegsende kann man sich in einer Ausstellung machen, die im westböhmischen Plzen / Pilsen stattfindet. Mehr erfahren Sie in der heutigen Ausgabe der Sendereihe "Reiseland Tschechien" von Martina Schneibergova:
Der Zweite Weltkrieg endete in Europa offiziell am 8. Mai 1945. Kurz nach dem Kriegsende war ganz Mitteleuropa voll von Armeetruppen, Deserteuren sowie von Flüchtlingen und Heimkehrenden. Das Westböhmische Museum in Pilsen befasst sich mit den Ereignissen vom Ende des Kriegs und den ersten Nachkriegsmonaten in einer Ausstellung, die den Titel trägt "Als der Krieg geendet hat". Der Leiter der historischen Abteilung des Museums, Miroslav Hus erklärte:
"Unsere Ausstellung ist im Vergleich mit anderen Ausstellungen, die wir zum Thema der Befreiung von Pilsen oder der Kämpfe während des Zweiten Weltkriegs bislang vorbereitet haben, etwas ungewöhnlich. Denn sie konzentriert sich vor allem darauf, was danach passierte, nachdem alle diese Truppen nach Westböhmen gekommen waren und als das Leben im Frieden begann. Die Ausstellung betrifft auch die Erneuerung der Wirtschaft, die Erneuerung der Staatsverwaltung, und die Hilfe, die der Tschechoslowakei von den USA und der UNO damals gewährt wurde. Es geht auch um das Alltagsleben, das im Mai 1945 begann." Die Ausstellung ist, war die Ausstellungsfläche anbelangt, nicht enorm groß, aber umfasst alle bedeutenden Ereignisse vom Mai 1945 bis zum Sommer 1945. Dr. Hus sagte;"Wir beginnen mit der Roten Armee, die mit ihren üblichen Uniformen, Waffen, Auszeichnungen präsentiert wird. Mit Dokumenten und Fotos wird der Anteil der Roten Armee an der Befreiung Westböhmens beschrieben. Wir können auch nicht den Gegner, d. h. die deutsche Armee, weglassen. Beschrieben werden sowohl die deutsche Luftabwehr, als auch die Bodentruppen. Gezeigt werden wiederum Uniformen, Waffen, Auszeichnungen und anderes mehr."
Im weiteren Teil der Ausstellung wird die US-Armee vorgestellt. Miroslav Hus erzählt:
"Von den US-Truppen werden sowohl die Kampftruppen, als auch das 22. Armeekorps präsentiert, das erst im Sommer 1945 nach Westböhmen kam. Neben den üblichen Exponaten - wie Waffen, Uniformen, Auszeichnungen - werden auch Alltagsgegenstände ausgestellt: Wie z. B. löslicher Kaffee und weitere Kleinigkeiten, die die US-Armee damals mithatte."Im zweiten Saal werden die einzelnen nationalen Armeen präsentiert, die entweder auf der Seite der Alliierten oder der Deutschen kämpften. Wenig bekannt ist die folgende Tatsache, wie Dr. Hus betont:
"Auf diesem kleinen Gebiet - in Westböhmen - sind einige nationale Armeen einander begegnet. Denn gemeinsam mit der Roten Armee kämpften Polen, Rumänen und auch tschechoslowakische Soldaten. Die deutsche Armee wurde wieder von Slowaken, Ungarn, den Truppen von General Andrej Vlasov und weiteren Freiwilligen aus der ehemaligen Sowjetunion unterstützt. Auf deutscher Seite kämpften damals einige Hundert Tausend Freiwillige aus dem Osten. Diese Tatsache ist wenig bekannt."
Die Truppen von General Vlasov kämpften ursprünglich auf der deutschen Seite. (Die Soldaten der russischen Befreiungsarmee hatten bereits ein recht bewegtes Schicksal hinter sich. Angeworben wurden sie in deutschen Kriegsgefangenenlagern. In ihren Reihen befanden sich Antikommunisten, von Stalin und seiner Kriegsführung Enttäuschte und solche, die hofften, in dieser Armee den Krieg besser überleben zu können als in den Kriegsgefangenenlagern.) Während des Aufstands in Prag sind Vlasovs Soldaten auf die Seite der Aufständischen überlaufen und halfen ihnen zu verhindern, dass die Deutschen Prag erobern. Die Verhandlungen mit der tschechischen Führung, die damals schon unter dem sowjetischen Einfluss stand, darüber, dass Vlasovs Truppen der Status einer alliierten Armee verliehen wird, sind gescheitert, so Dr. Hus. Vlasovs Soldaten zogen aus Prag ab. Bei Lnáre wurden sie von der Roten Armee eingeholt, und entweder gleich erschossen oder in die Arbeitslager nach Sibirien geschickt. Die Befehlshaber wurden 1946 hingerichtet.In der Ausstellung wird der inzwischen fast vergessene Anteil der belgischen, rumänischen und polnischen Soldaten an der Befreiung Westböhmens dargestellt. Dr. Hus würdigt die im Ausland kämpfenden Tschechoslowaken:
"Einen wichtigen Anteil an der Befreiung Westböhmens hatten auch die tschechoslowakischen Soldaten, sowohl diejenigen, die in Großbritannien kämpften, als auch die Soldaten, die mit der Roten Armee nach Böhmen kamen. In der Ausstellung werden auch die Regierungstruppen des Protektorats Böhmen und Mähren erwähnt, die sich am Ende des Krieges auf die Seite der Alliierten stellten."Die Ausstellung ist in den Räumlichkeiten des Ethnographischen Museums auf dem Platz der Republik in Pilsen bis zum Ende August 2005 geöffnet.