Schloss Zákupy – Saisonstart in der Sommerresidenz der Habsburger
Wegen der Corona-Pandemie sind bisher alle Burgen und Schlösser in Tschechien geschlossen. In den vergangenen Wochen haben sich die Verwalter aber auf die Wiedereröffnung der Residenzen intensiv vorberietet. Dies gilt auch für das nordböhmische Schloss Zákupy / Reichstadt.
Etwa acht Kilometer östlich von Česká Lípa / Böhmisch Leipa liegt das Städtchen Zákupy. Das dortige Schloss lässt sich mit Fug und Recht als Dominante des Ortes bezeichnen. Ab 1847 gehörte es dem Kaiser von Österreich und König von Böhmen, Ferdinand dem Gütigen, erzählt Kastellan Petr Weiss:
„Damals starb Ferdinands Schwester Marie Louise. Aufgrund von recht komplizierten Verträgen sollte Zákupy auf den damals herrschenden Kaiser von Österreich übertragen werden. Auf diese Weise ist Ferdinand der Gütige Besitzer von Zákupy geworden.“
Stil des zweiten Rokoko
Ferdinand entschied sich nach den revolutionären Ereignissen von 1848 jedoch, die Führung in der Monarchie abzugeben. Der kinderlose Kaiser legte die Regierungsgeschäfte zugunsten seines Neffen Franz Joseph nieder. In den Jahren 1851 bis 1874 reiste Ferdinand jeden Sommer nach Zákupy.
„Nur ein einziges Mal verzichtete er auf den Besuch: Das war 1866 während des Deutschen Kriegs zwischen Preußen und Österreich. Der Kaiser hinterließ viele Spuren in Zákupy. Das Schloss wurde nach seinen Bedürfnissen und den Vorstellungen seiner Frau Maria Anna von Savoyen vollständig neu gestaltet. Aus der damaligen Sicht gab es in der Residenz nichts Historisches mehr, sie wurde im Stil des Zweiten Rokoko eingerichtet“, so Petr Weiss.
In Zákupy wird regelmäßig mit einer großen Blumenausstellung an Kaiser Ferdinand erinnert:
„Wir haben vor einigen Jahren mit diesen Dahlienausstellungen begonnen. Denn der Kaiser liebte besonders Dahlien. Er ließ sie auf seinen Sommersitzen züchten. Die Dahlienschau findet jedes Jahr in den Schlossgemächern statt. Ferdinand hatte eine besondere Beziehung zur Natur und zur Gärtnerei. Darum hatten alle seine Residenzen immer große Parks. Bei den Habsburgern galt die Regel, dass jeder Familienangehörige ein Handwerk erlernen sollte – für den Fall, dass die Monarchie zusammenbrechen würde. Ferdinand und sein Vater Franz I. entschieden sich für den Beruf des Gärtners.“
Mit Zákupy – zu Deutsch Reichstadt – sind neben Kaiser Ferdinand auch weitere Persönlichkeiten verbunden. Zu ihnen gehörte der einzige legitime Sohn von Napoleon Bonaparte, Napoleon Franz Bonaparte. Er führte den Titel Herzog von Reichstadt.
„L’Aiglon, wie der Sohn von Napoleon Bonaparte und Marie Louise genannt wurde, hielt sich nach Napoleons Sturz am österreichischen Kaiserhof auf. Aus politischer Sicht war es undenkbar, dass er einen europäischen Thron besteigen konnte, denn als Napoleon II. galt er immer noch als eine politische Bedrohung. Seine Mutter Marie Louise wollte aber, dass der Sohn zumindest einen eigenen Herrschaftsbereich besaß. L´Aiglons Großvater, der österreichische Kaiser Franz I., erhob Reichstadt zum Herzogtum und L’Aiglon zum dortigen Herzog. Napoleons Sohn starb jedoch mit 21 Jahren an Tuberkulose. Er schaffte es nicht mehr, sein Herzogtum zu besuchen“, sagt
Kaiserliche Feiern
Vor 120 Jahren, am 1. Juli 1900, fand in der Schlosskapelle von Zákupy eine besondere Hochzeit statt. Der Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich-Este heiratete dort Gräfin Sophie Chotek. Auf dem Schloss werden daher jedes Jahr „Kaiserliche Feiern“ veranstaltet. Sie beziehen sich in der Regel auf ein wichtiges Ereignis aus der Geschichte von Zákupy. Petr Weiss dazu:
„Auch in diesem Jahr wollten wir Mitte Juni diese Feierlichkeiten organisieren. Wegen der Corona-Krise müssen wir aber darauf verzichten. Wir haben uns darum entschieden, wenigstens einen Teil der Veranstaltungen auf das letzte Septemberwochenende zu verschieben, wenn der St.-Wenzels-Tag begangen wird. In Zusammenarbeit mit dem Prager Nationalmuseum für Technik werden wir an die Hochzeit des Thronfolgers in Zákupy erinnern.“
Das Schloss ist recht groß, in den vergangenen Jahren wurden schrittweise weitere Gemächer restauriert und zugänglich gemacht. 2016 wurde beispielsweise anlässlich des 100. Todestags von Kaiser Franz Joseph ein neuer Rundgang eröffnet.
„In diesem Jahr werden wir den letzten Raum zugänglich machen, der zu diesem Rundgang gehört. Dieser wird an das letzte Mitglied der Familie Habsburg erinnern, das Zákupy besucht hat. Es war Kaiser Franz Josephs Enkelin, Erzherzogin Elisabeth zu Windisch-Graetz. Sie kam im September 1904 hierher“, so der Kastellan.
Elisabeth ließ sich später scheiden und heiratete den sozialdemokratischen Politiker Leopold Petznek. Auch sie war eine überzeugte Sozialdemokratin.
Barockgarten und englischer Park
Nicht nur an die Schlossbesitzer wird in Zákupy erinnert. Anlässlich des 100. Jubiläums der Tschechoslowakischen Republik wurde vor zwei Jahren die Wohnung des Forstbeamten für Besucher geöffnet. Dieser verwaltet in den 1930er Jahren Zákupy. Kastellan Weiss macht zudem auf eine historische Schlossküche aufmerksam:
„Diese wurde unter Anna Maria Franziska, Großherzogin der Toskana, im Erdgeschoss im Nordflügel eingerichtet. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Küche umgebaut. Wir zeigen sie nur bei besonderen Anlässen, möchten aber künftig die Herde und den Kamin erneuern und wieder in Betrieb nehmen.“
Zum Schloss gehören zudem ein Barockgarten und ein englischer Park. Sie werden gemeinsam mit dem Schloss wieder geöffnet…
„Das Areal besteht aus zwei Teilen: aus dem Barockgarten mit Terrassen, der etwa ein Hektar groß ist. Der englische Park hat wiederum eine Fläche von etwa neun Hektar“, sagt Petr Weiss.
In den vergangenen Wochen haben sich der Kastellan und seine Mitarbeiter auf die Wiedereröffnung des Schlosses vorbereitet:
Schloss Zákupy öffnet am 25. Mai wieder seine Tore für die Öffentlichkeit.
„Nach der Saison räumen wir alles auf, jeder Gegenstand wird eingepackt. Jetzt musste wieder alles ausgepackt und in der Dauerausstellung installiert werden. Die Innenräume erstrahlen schon in vollem Glanz. Die Arbeiten an der Instandsetzung des Zimmers der Enkelin von Kaiser Franz Joseph sind allmählich beendet. Dort wurden die Wandmalereien im Stil des Zweiten Rokoko restauriert, die später übermalt wurden.“