Amundsen wurde auch in Prag gedreht
Seit voriger Woche wird ein neuer Film über den norwegischen Polarforscher Roald Amundsen in den tschechischen Kinos gezeigt. Der norwegische Regisseur Espen Sandberg, der unter anderem den fünften Teil der Piraten in der Karibik drehte, nahm an der Amundsen-Premiere in Prag teil. Denn der Film ist in Koproduktion mit Tschechien entstanden und wurde teilweise in der tschechischen Hauptstadt gedreht.
Das sagt Pål Sverre Hagen in der Hauptrolle des norwegischen Polarforschers Roald Amundsen. Es ist der Augenblick, an dem er sich entscheidet, mit vier Begleitern zum Südpol aufzubrechen. Und der Norweger hat am 14. Dezember 1911 als erster Mensch den Südpol erreicht. Der Polarforscher hat aber auch noch weitere erfolgreiche Entdeckungsreisen unternommen. Regisseur Espen Sandberg:
„Roald Amundsen ist in Norwegen eine Ikone, schon in der Schule lernen die Kinder über ihn. Ich wohne nahe dem Fram-Museum in Oslo, wo sein Schiff, sein Luftschiff, sein Flugzeug und anderes mehr besichtigt werden kann. Das hat mich schon immer sehr fasziniert. Ich habe mich bemüht, mehr über den Menschen Amundsen zu erfahren. Denn was in der Schule unterrichtet wird, ist nur ein ganz kleiner Teil seiner Lebensgeschichte. Je mehr ich über ihn gelesen habe, desto mehr begriff ich, dass er professionell sehr erfolgreich war, aber im Privaten ein fast tragisches Leben führte. Ich habe einfach versucht festzustellen, wer er war.“
Der Filmemacher las unter anderem Amundsens Autobiografie und etwa 20 weitere Bücher über den Polarforscher. Eine weitere Quelle seien die Tagebücher der anderen Expeditionsmitglieder im Fram-Museum gewesen, erzählt Sandberg.„Zudem ist seine Korrespondenz zum Teil erhalten. Es gibt immer mehr Dokumente, die es ermöglichen, sich eine Vorstellung von ihm zu machen.“
Mehr über Amundsens Leben und die Gründe für seine Forschungsreisen erfahren die Filmzuschauer vor allem aus Gesprächen, die Amundsens Bruder Leon mit Roalds Freundin führt. Der Hauptheld wird sowohl in den dramatischen Szenen in der Antarktis, als auch beispielsweise beim Empfang durch den norwegischen König gezeigt. Gerade die Szenen im Palast stammen aus dem Prager Palais Žofín. Aber auch an anderen Orten hierzulande wurde gedreht. Insgesamt 25 Tage verbrachte der Regisseur mit seinem Team in Tschechien.
„Ich war schon vorher vielmal in Tschechien. Ich habe hier Reklamefilme gedreht oder auch privat das Land besucht. Prag ist eine fantastische Stadt mit so vielen historischen Gebäuden. Es ist schwierig, einen historischen Film in Oslo zu drehen, denn die Stadt ist zu modern geworden. Für uns ist es wie ein Geschenk, hierher zu kommen und authentische Gebäude für den Film zu finden. Zudem gibt es in Tschechien nicht nur hervorragende Schauspielerinnen und Schauspieler, sondern auch Spezialisten für unterschiedliche Bereiche des Films. Dies war ein weiterer Grund dafür, warum wir auch in Tschechien gedreht haben.“Alle Interieurs, wie beispielsweise auch Amundsens Haus, wurden hierzulande aufgebaut. Die Kostüme hat die tschechische Designerin Michaela Hořejší entworfen. Den Flugzeugmechaniker Karl Feucht spielt der populäre tschechische Schauspieler Vojta Kotek, der als Franz Stephan von Lothringen aus dem Fernseh-Mehrteiler Maria Theresia bekannt ist. Regisseur Sandberg:
„Es war wirklich fantastisch. Zudem hat uns der Tschechische Filmfonds auch finanziell unterstützt. Viele der kreativen Mitarbeiter in unserem Team waren Tschechen. Ich bin ihnen sehr dankbar.“Espen Sandberg hat früher bereits einen Film über den norwegischen Forschungsreisenden und Anthropologen Thor Heyerdahl gemacht. Und er habe noch viele weitere cineastische Pläne, sagt er.
„Ich weiß nicht genau, was mein nächster Film ist. Aber ich bin mir sicher, dass es wieder etwas völlig anderes sein wird. Ich finde es spannend, sehr unterschiedliche Streifen zu machen. Zuvor habe ich den fünften Teil der Piraten der Karibik gedreht. Ich sehe es als Herausforderung, unterschiedliche Genres und Formate auszuprobieren.“