Mehr als nur das Kopftuchthema…
Feminismus, religiöse Radikalisierung, der Islam und der Liberalismus: Das sind einige Fragen, die in der österreichischen Komödie „Womit haben wir das verdient?“ angesprochen werden. Der Film wurde beim deutschsprachigen „Filmfest“ in Prag gezeigt.
„Ich habe zwei Töchter, die sind jetzt 19 und 21 Jahre alt. Als sie am Anfang der Pubertät waren, saßen wir in einer Runde von Eltern und haben überlegt, was jetzt in den nächsten Jahren auf uns zukommen wird. Schwanger werden, Drogen nehmen, Schule schwänzen, Schule abbrechen, rechtsradikal werden. Ich habe dann gesagt, dass ich glaube, für mich als Atheistin und Feministin wäre es am schwierigsten, wenn meine Töchter religiös werden würden.“
Wie die Regisseurin weiter betont, halte sie jede Religion für anstrengend, da alle ein ziemlich problematisches Frauenbild hätten. In Bezug auf das Gedankenspiel mit den eigenen Töchtern sagt Eva Spreitzhofer:
„Die größte Provokation wäre dann gewesen, wenn sie sich ein Kopftuch aufgesetzt hätten und sittsame, brave Frauen geworden wären. Das war ein großer Lacherfolg in der Runde. Und dann habe ich mir gedacht, dass es eigentlich eine großartige Idee für eine Komödie in so einem liberalen Umfeld wäre.“
Dafür nahm sich die Regisseurin einen vierzig Jahre alten Monty-Python-Film zum Vorbild: „Das Leben des Brian“.„Ich glaube, dass man zu komplexen Themen am besten Komödien macht, weil man dann unterschiedliche Positionen zuspitzen kann, ohne dass die Menschen unglücklich sind, wenn sie zuschauen.“
„Womit haben wir das verdient?“ ist schon bei einigen Festivals gezeigt worden. Außer in den deutschsprachigen Ländern war er etwa auch in Santa Barbara sowie in Kiew zu sehen. Im Humorverständnis hat Eva Spreitzhofer jedoch keinen Unterschied feststellen können:
„Ich glaube, das hat auch damit zu tun, dass dieses Thema überall auf der Welt uns angeht, dass es fast überall vorkommt. Selbst wenn man nicht unbedingt dieses Kopftuchthema vor sich hat, ist es doch ein Film, in dem es einerseits um pubertäre Situationen geht, die überall auf der Welt bekannt werden, und zum anderen auch einfach um feministische Positionen, die man sich auch übersetzen kann. Ich glaube, der Film eignet sich überall ganz gut.“Das zeigen auch die Publikumsreaktionen aus Prag. Die in Österreich explosiven Themen wie Islam und Radikalismus haben für viele Zuschauer wohl nur eine Nebenrolle gespielt. So sagte die Zuschauerin Michaela nach dem Film:
„Für mich war der Feminismus der Schwerpunkt. Außerdem auch die Mutter-Tochter-Beziehung sowie die Aktualität der Religion im 21. Jahrhundert.“Für Sára standen die gesellschaftspolitischen Themen jedoch eher am Rande:
„In meinen Augen war die Beziehung zwischen Mutter und Tochter am Wichtigsten. Alle weiteren Themen spielen in dem Film zwar eine gewisse Rolle, aber seine Stärke liegt in der Darstellung dieser Beziehung. Mir hat der Streifen sehr gefallen, es wird dort kein Blatt vor den Mund genommen. Der Film ist sehr unkorrekt, sehr humorvoll, aber gleichzeitig sehr sensibel.“
Pavel sagt ergänzend, er halte gerade die Mutter-Tochter-Beziehung für sehr problematisch wegen der starken Persönlichkeit der Mutter:
„Sie dominiert die Familie sehr stark und versucht, die anderen zu beherrschen und ihre sehr starke feministische Weltsicht allen Familienmitgliedern beizubringen. Die Tochter lebt gewissermaßen im Schatten der Mutter, was zu Konflikten führt. Sie will sich vom Einfluss der Mutter befreien, deswegen der Übertritt zum Islam.“
„Womit haben wir das verdient?“ wird im Rahmen des Filmfests noch einmal am Montagabend im Prager Kino Lucerna gezeigt und anschließend noch in Brno / Brünn – und zwar am Mittwoch, 23. Oktober, um 20.15 Uhr im Kino Art.
Die Rolle der Mutter wurde von der deutschen Schauspielerin Caroline Peters verkörpert.
„Ich beobachte auch im Freundeskreis solche Eltern, die so hartnäckig gute, richtige Menschen sein wollen und so hartnäckig den Kindern ‚das Richtige‘ beizubringen versuchen. Es hat mir Spaß gemacht, meinen eigenen Reim darauf zu machen.“