Handelskammer: Keine Energiewende wie in Deutschland
Laut einer Umfrage der tschechischen Handelskammer wollen die Menschen hierzulande sowohl Atomenergie als auch mehr Erneuerbare. Allerdings sind Firmen und Haushalte gegen einen sofortigen Ausstieg aus der Kohle.
In einer Presseaussendung erläuterte dazu Handelskammerpräsident Vladimír Dlouhý: „Firmen und Privathaushalte unterstützen eindeutig sauberere Energiequellen. Zugleich fordern sie aber von der Regierung in ihrem Vorgehen, dass sowohl die Energiesicherheit als auch akzeptable Energiepreise bewahrt werden.“
Laut der Handelskammer sollte man also daher nicht den Weg des Nachbarlands gehen. „Deutschland sollte für uns eine Warnung sein, dort sind wegen der Energiewende in der letzten Zeit die Strompreise rekordartig gestiegen“, meint Dlouhý. Diese Ansicht erläuterte der Verband mit einer eigenen Analyse. Demnach ist in den vergangenen elf Jahren in Deutschland der Strompreis (einschließlich Steuern und Abgaben) für Industriebetriebe um 47 Prozent angestiegen. In Tschechien jedoch sank im selben Zeitraum der Preis um 23 Prozent. Ende vergangenen Jahres zahlte eine mittelgroße Firma in Deutschland 2,3 Mal mehr als in Tschechien für eine Kilowattstunde elektrische Energie.
Die Frage des Energiemix dürfte demnächst schon auf europäischer Ebene zum Thema werden. Die neue Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen möchte, dass die EU bis 2050 klimaneutral wird. Bei einer Präsentation am Mittwoch in Prag betonte Vladimír Dlouhý, Brüssel dürfe nicht den Energiemix diktieren. „Niemand kann sich vorstellen, dass die Länder Mittel- und Osteuropas wie Tschechien und Polen, die vom Erdöl- und Erdgas-Import aus Russland abhängig sind, innerhalb eines Jahres ihre Kohlekraftwerke schließen“, so der Handelskammerchef. Dlouhý will tschechische Politiker aller Parteien demnächst mit den Ergebnissen der Studie bekannt machen.