Großes Philosophen-Treffen in Prag

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Rund 700 Denker aus allen Teilen der Welt sind am Montag in Prag zusammengekommen. Eine Woche lang wollen die Philosophen vor allem über Logik und Wissenschaftstheorie beraten. Es ist das größte Treffen seiner Art in der tschechischen Hauptstadt seit 85 Jahren.

Juraj Hvorecký  (Foto: Archiv der tschechischen Akademie der Wissenschaften)
Das Themenspektrum ist breit gefächert. Es geht um zum Beispiel um Klimawandel und Politik oder die Grenzen der Genforschung. Veranstaltet wird das Treffen der Logiker und Wissenschaftsphilosophen von der tschechischen Akademie der Wissenschaften. Juraj Hvorecký gehört zum Organisationsteam des großen Kongresses in Prag:

„Die Philosophie ist heute sehr diversifiziert. Wenn es ein gemeinsames Thema gibt, dann ist es das Bemühen, die Wissenschaftskulturen quer durch die Disziplinen und Themen miteinander zu verlöten. Verbindend ist für sie das Interesse, die Welt in möglichst genauer Weise zu erkennen.“

Gleich 700 Denker versuchen in den nächsten Tagen, eine gemeinsame Sprache zu finden. Zu ihnen gehören auch solche Kapazitäten der Wissenschaftsphilosophie wie die Amerikanerin Heather Douglas. Ganz allgemein sagt Hvorecký:

„Zwar dominieren beim Kongress die angelsächsische Welt und der Westen, aber wir haben auch Teilnehmer aus Ägypten, Taiwan oder Südamerika. Diesmal ist zudem ein Philosoph aus Nigeria als Redner eingeladen, was bei ähnlichen Kongressen eher eine Seltenheit ist.“

Insgesamt 25 Philosophen werden ihre Gedanken in eigenen Referaten vorstellen, darunter sind im Übrigen auch drei deutsche. Für die Themen, über die diskutiert wird, nennt Hvorecký ein paar Beispiele:

„Die Aufgabe biomedizinischer Forschung, die Ethik autonomen Fahrens oder die Geschlechterfrage in Gesellschaft und Wissenschaft…“

Der Kongress findet in dieser Form seit 1960 regelmäßig statt. In der Bewerbung um die Ausrichtung in diesem Jahr konnte sich Prag gegen das kanadische Vancouver durchsetzen. Für die tschechische Hauptstadt hätte unter anderem die Attraktivität gesprochen, sagt Hvorecký, aber auch die lange Wissenschaftsgeschichte dort. Allerdings muss man bis ins Jahr 1934 zurückgehen, um auf eine Veranstaltung von ähnlicher Bedeutung in Prag zu stoßen. Damals richtete die Stadt den achten Internationalen Philosophenkongress aus.

„Seit den 1930er Jahren hat sich die Philosophie als Disziplin aber sehr gewandelt. Damals bekämpften sich die einzelnen Denkschulen sehr stark, wir versuchen sie stattdessen heute zu vereinen und in eine gemeinsame Front zu bringen“, so Juraj Hvorecký.

Selbst beschäftigt er sich in seiner eigenen Arbeit vor allem mit Fragen von Denken und Sprache. Und auf welche Themen freut er sich bei dem Kongress am meisten?

Technische Universität  (Foto: Jakub Šilhavý,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)
„Mich interessiert vor allem die philosophische Psychologie als wissenschaftliches Fach. Ich freue mich ganz besonders auf die Vorträge über Neuropsychoanalyse, Fragen der Verhaltensforschung und so weiter.“

Veranstaltungsort für den Kongress ist die Technische Universität im Stadtteil Dejvice.