Message auf Anoc-Kongress in Prag: Kein Pardon für Dopingsünder

Thomas Bach (Foto: ČTK)

Die internationale Sportdiplomatie war ein weiteres Mal in Prag zu Gast. Am Donnerstag und Freitag fand an der Moldau die Generalversammlung der Vereinigung der Nationalen Olympischen Komitees (Anoc) statt.

Thomas Bach  (Foto: ČTK)
Während das Internationale Olympische Komitee (IOC) nur aus etwas mehr als 100 regulären Mitgliedern besteht, sind in der Vereinigung Anoc alle Länder vertreten, die ein Nationales Olympisches Komitee haben. Auch deswegen versucht IOC-Präsident Thomas Bach, an jeder Vollversammlung des Gremiums teilzunehmen. In seiner Rede zu den Delegierten sprach Bach über viele wichtige Themen wie beispielsweise über den Verdacht der Korruption im IOC oder über die Sicherheit der Winterspiele in Südkorea. Sein dominierendes Anliegen aber war der Kampf gegen das Doping.

Das IOC hatte am Mittwoch zwei russische Skilangläufer wegen Doping-Verstößen lebenslang für Olympia gesperrt. In Prag erklärte Bach dazu:

Foto: Stefan Schweihofer,  Pixabay / CC0
„Es geht hier um die Manipulation von Proben von den Olympischen Winterspielen und des Wada-akkreditierten Labors. Sollten diese Manipulationen nachgewiesen werden können, ist das ein direkter Angriff auf die Integrität der Olympischen Spiele und des IOC.“

Der Sperre liegt ein Bericht der Untersuchungskommission unter dem Vorsitz des Schweizers Denis Oswald zugrunde. Sie prüft insgesamt 28 Fälle, in denen Athleten im Zuge der Ermittlungen des kanadischen Rechtsprofessors Richard McLaren im Auftrag der Welt-Antidoping-Agentur (Wada) der Manipulation beschuldigt werden. Bach sagte in Prag, er sei „zuversichtlich, dass wir (als IOC) alle Entscheidungen mit Bezug zu russischen Athleten im Dezember treffen können“.

Jiří Kejval  (rechts). Foto: ČTK
Der Vorsitzende des Tschechischen Olympischen Komitees, Jiří Kejval, begrüßt die Arbeit der Oswald-Kommission. Sie geschehe auf rechtlicher Grundlage und beruhe auf nachweislichen Fakten, sagte Kejval im Tschechischen Fernsehen:

„Alle bestehen darauf, dass jeder individuelle Fall sehr gründlich untersucht wird. Zur Aufklärung der Fälle wird weder an Mitteln noch an Personal gespart“, so Kejval.

Und mit dem Blick nach vorn auf künftige Sportevents ergänzte er:

„Wir haben ein klares Prinzip: Im Sport entscheidet nicht die Politik, sondern was uns Sportler vereint. Das heißt für uns zum Beispiel: Bei den nächsten Olympischen Spielen dürfen sich Dopingverstöße wie zuletzt in keinem Fall wiederholen. Das wird nicht zu 100 Prozent gelingen, denn es ist die ständige Auseinandersetzung von Gut und Böse. Aber wir wollen ausschließen, dass systematisch betrogen wird. Die Grundlage für uns ist, die sauberen Athleten zu unterstützen.“

Jiří Stanislav Guth-Jarkovský  (Foto: Public Domain)
Die Tschechische Republik hat in ihrer noch relativ jungen Geschichte schon mehrere Kongresse dieser Art ausgerichtet. 1999 und 2015 veranstaltete sie die Vollversammlung der Europäischen Olympischen Komitees, im Jahr 2003 tagte das IOC in Prag. Kejval konstatierte daher mit Zufriedenheit, dass man als Gastgeber der jüngsten Veranstaltung wieder Pluspunkte gesammelt hat:

„Die Tschechen haben in punkto Sportdiplomatie eine gewisse Bringschuld. Schließlich gehörte zu den zwölf Gründern des Internationalen Olympischen Komitees im Jahre 1894 auch der Tscheche Jiří Stanislav Guth-Jarkovský. Unsere Aufgabe ist es, die tschechische Sportdiplomatie wieder ins weltweite Gedächtnis zu holen. Diese Veranstaltung ist perfekt für dieses Gelingen.“

Autor: Lothar Martin
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