Neue Sportagentur: intransparent oder überfällig?

Foto: Tomislav Jakupec, Pixabay / CC0

Tschechische Sportler sollen einen neuen Draht zur Regierung bekommen. Das Abgeordnetenhaus hat am Dienstag in einem zweiten Anlauf einer eigenen Agentur für Sport zugestimmt. Die konservative Opposition hat aber Bedenken.

Milan Hnilička  (Foto: Alžběta Švarcová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Ob nun die Fußballer, Tennisspielerinnen, oder aber die Eishockey-Cracks – sämtliche Sportler von den Amateuren bis hin zu den Profis sollen nun eine neue Anlaufstelle bei der tschechischen Regierung bekommen. Das Abgeordnetenhaus hat am Dienstag nämlich der Schaffung einer Agentur für Sport zugestimmt, damit erhält Tschechien eine Art Ministerium sowohl für Spitzenathleten, als auch für die kleinen Dorfvereine. Besonders dafür eingesetzt hat sich der ehemalige Eishockey-Profi und jetzige Ano-Abgeordnete Milan Hnilička:

„Wenn wir wirklich etwas für den tschechischen Sport machen möchten, unsere Kinder wieder zu mehr Bewegung animieren und unseren Nationalmannschaften sowie Behindertensportlern mehr unter die Arme greifen wollen – dann ist der erste Schritt, die Sportförderung aus seiner bisherigen dunklen Ecke im Bildungsministerium herauszuholen. Wir müssen eine eigene Sport-Agentur gründen, die auch gut sichtbar ist.“

Illustrationsfoto: Tomislav Jakupec,  Pixabay / CC0
Im Grunde soll die neue Agentur die Sport-Agenda des Bildungsministeriums übernehmen. Vor allem fällt die Förderung von Sportvereinen hierzulande in die Zuständigkeit der neuen Anlaufstelle. Allein in diesem Jahr könnte sie das bisherige Sportbudget des Schulressorts in Höhe von sieben Milliarden Kronen (273 Millionen Euro) bekommen. Das Ministerium schickt mit 30 Angestellten auch einen Teil seiner Mitarbeiter in die neue Agentur, insgesamt sollen sich aber 80 Beamte in Zukunft um den tschechischen Sport kümmern.

Die Gründung der Agentur wurde erst im zweiten Anlauf beschlossen. Denn zunächst legte der Senat sein Veto gegen die neue Regierungsbehörde ein. Laut dem unabhängige Senator Pavel Štohl gibt es vor allem bei der Frage des Agentur-Chefs massive Bedenken:

Pavel Štohl  (Foto: Martin Vlček,  Wikimedia Commons,  CC BY 3.0)
„In den Anforderungen für den Vorsitzenden steht überhaupt nicht, welchen Bildungsabschluss er haben soll. Da könnte ja jemand kommen, der gerade einmal die Grundschule geschafft hat. Vereinfacht gesagt reichen für den Posten fünf Jahre im Sportmanagement. Gewählt wird der Chef der Agentur aber auf sechs Jahre, ist kaum abzuberufen und verwaltet während einer Amtszeit Fördergelder in Höhe von rund 50 Milliarden Kronen.“

Das sind immerhin knapp zwei Milliarden Euro. Abgesehen davon befürchtet Štohl mehr Bürokratie und Ineffizienz bei der Förderung von Vereinen. Doch auch im Abgeordnetenhaus ist die neue Agentur hoch umstritten, vor allem die konservative Opposition übte scharfe Kritik. Unter anderem Top-09-Chef Miroslav Kalousek befürchtet intransparentes Gebaren:

„Hier steht folgender Vorschlag im Raum: Sechs Milliarden Kronen der Steuerzahler werden einer kleinen Gruppe von großkopfigen Sportfunktionären anvertraut. Diese verfährt ausschließlich nach ihren eigenen Regeln und ist damit sicher vor beispielsweise Strafanzeigen.“

Sowohl Premier Andrej Babiš (Partei Ano) als auch der Vater der Sportagentur, Milan Hnilička, lehnten jegliche Kritik ab. Im nächsten Schritt soll nun der Chef der Agentur gewählt werden, dieser erhält im Übrigen ähnliche Kompetenzen und eine ähnliche Vergütung wie ein Minister. Und gerade der ehemalige Eishockey-Torwart Milan Hnilička gilt als einer der heißesten Kandidaten für den Posten.

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