„Ich will mal im Bereich Medien arbeiten…“
Im Juni können wir Sie zu einem zweiten Hörerforum einladen. Bevor wir in Ihren Briefen stöbern, wollen wir Ihnen aber noch eine junge Dame vorstellen. Leni Feindseisen kommt aus Bayern und hat im Mai für eine Woche ein Praktikum in unserer Redaktion gemacht.
„Ich komme aus Lappersdorf, das ist eine Stadt in Bayern in der Nähe von Regensburg. Ich mache hier ein Praktikum, weil es eine Kooperation zwischen der Deutschen Schule Prag und meinem Gymnasium gibt. Deshalb wohne ich bei einer Schülerin, die auf die Deutsche Schule Prag geht, und ihrer Familie.“
Macht euer Gymnasium häufig solche Fahrten? Und arbeitet es auch mit Schulen in anderen Ländern zusammen?
„Ja, da gibt es mehrere Kooperationen, zum Beispiel mit einer Schule in einer Kleinstadt namens Avelino in Italien. Da gibt es auch jährlich einen Austausch. Ich habe bisher noch an keiner solchen Fahrt teilgenommen. Aber ich werde nach meinem Besuch in Prag auch zu dem Austausch nach Italien mitfahren.“
Bis du jetzt zum ersten Mal in Prag?„Nein, ich war schon vor ungefähr einem Jahr mit meinen Eltern hier. Ich hatte mir für ein paar Tage die Stadt angeschaut. Ich finde Prag sehr schön, vor allem die ganzen Straßen und die Häuser, es ist nicht zu modern, sondern es hat einfach einen schönen Charme.“
Was konkret macht ihr jetzt mit der Schule in Prag? Wie sieht die Partnerschaft aus?
„Dieses Jahr sind die deutschen Schüler nach Tschechien gefahren und leben hier jetzt bei Gastfamilien. Nächstes Jahr kommen die tschechischen Schüler nach Deutschland und werden bei uns wohnen und ebenso ein Praktikum absolvieren.“
Du bist aber nicht in einer gewöhnlichen tschechischen Gastfamilie gelandet…„Meine Gastfamilie kommt aus Vietnam. Es gab auch schon vietnamesisches Essen. Sie sind alle sehr nett. Meine Gastschwester heißt Jana und sie hat noch eine Schwester Hana. Sie sind wirklich immer sehr freundlich zu mir und bemühen sich, dass ich mich in Tschechien wohlfühle.“
Ein wichtiger Programmpunkt während deines Aufenthalts ist das Praktikum bei Radio Prag. Hast du dich selbst dafür entschieden, das Praktikum gerade beim Radio zu machen?
„Ja, wir hatten mal einen Informationsabend bei uns an der Schule über das Praktikum in Prag. Da gab es einige Vorschläge, wo man es machen könnte. Da war eben auch Radio Prag dabei. Und da habe ich mir gedacht, das wäre ja eigentlich perfekt für mich, weil ich später auch mal im Bereich Medien arbeiten will.“
Du sagst jetzt, du willst in den Medien arbeiten. Was stellst du dir konkret vor?
„Ich weiß noch nicht, ob genau Radio oder Fernsehen. Auf jeden Fall könnte ich mir beides gut vorstellen, vor allem in irgendeiner Weise als Moderatorin. Das würde mir gefallen.“
Habt ihr in Lappersdorf ein Schulradio? Oder hast du schon eine andere Erfahrung in den Medien gemacht?
„Wir haben in Regensburg ein Planspiel für Kinder, das nennt sich Mini-Regensburg. Da können Kinder für drei Wochen in das Erwachsenenleben hineinschnuppern und ein paar Berufe probieren. Da war ich eben in einem TV-Studio, und habe dort als Moderatorin gearbeitet. Aber das ist kein echtes TV-Studio, sondern mehr eine Simulation für Kinder.“Jetzt hast du eine Woche lang die Arbeit im Rundfunk beobachtet. Was hat dich denn besonders begeistert?
„Ich fand es sehr interessant, bei den Aufnahmen zuzuhören. Ich durfte auch einige Interviews verschriftlichen, das fand ich auch sehr schön. Ich finde aber auch das Gebäude sehr schön. Eigentlich fand ich ja alles gut.“
Jetzt sitzt du selbst im Studio. Wie fühlst du dich?
„Also es geht noch. Ehrlich gesagt, ich dachte, ich wäre aufgeregter. Es ist schon ganz schön cool hier, das alles jetzt mal von innen zu sehen und nicht nur das fertige Ergebnis zu hören, sondern wirklich mal bei der Produktion dabei zu sein.“
Und nun zu Ihren Briefen und E-Mails, liebe Hörerinnen und Hörer. Die Wahl zum Europa-Parlament war im Mai in ganz Europa ein großes Thema. Dieter Feltes hat uns seine Meinung zur Europäischen Union geschrieben:
„Ja, auch bei uns sind die Diskussionen im Gang. Bei den TV-Duellen wird gestritten und es kommt nichts dabei heraus. Viele Leute nervt es, dass von der EU der Bevölkerung fast in jeder Hinsicht vorgeschrieben wird was sie tun muss. Ich finde es nicht richtig. Jedes Land soll doch selbst entscheiden.“
Fritz Andorf aus Meckenheim hat in seiner Zuschrift das aktuelle Geschehen in Tschechien kommentiert:
„In der tschechischen Politik ist wohl zurzeit nicht alles in Ordnung, wie aus den heftigen Demonstrationen gegen die neue Justizministerin und den Premier geschlossen werden kann. Es ist ja auch verwunderlich, wie ein ehemaliger Mitarbeiter des kommunistischen Geheimdienstes eine solch hohe Stellung erzielt hat und wie er durch zweifelhafte Manipulationen mit EU-Fördergeldern zu solch unerklärlichem Reichtum gelangen konnte.“Fritz Andorf hatte aber nicht nur die Politik in Tschechien im Blick:
„Interessant waren die Berichte über die Forschungen der tschechischen Wissenschaftlerin im Eis der tropischen Gletscher und die Aktivitäten des Tschechischen Zentrums in Bayern. Das eine oder andere würde mich sicher interessieren, wenn es nicht so weit weg wäre. Aber vielleicht lege ich mir das erwähnte Buch ‚Die Welt im Frühling verlassen‘ von Herma Kennel zu, eine sicher sehr bewegende Geschichte von einer jungen Frau, die ihren Widerstand gegen die Nazis mit dem Tode bezahlen musste.“
Ein Kommentar von Lutz Winkler aus Schmitten im Taunus betrifft unseren Beitrag über die Geschichte der Seifenfirma Schicht aus Ústí nad Labem / Aussig:„Wie ich gehört habe, ein Unternehmen mit einer großen sozialen Verantwortung – einerseits für die Mitarbeiter und andererseits für die Gesellschaft, in Form der Bildungs- und Kunstförderung. Leider ist ein Großteil der Unternehmen heutzutage von diesem sozialen Ethos weit entfernt. Mit dem Bau von Werkswohnungen für die Mitarbeiter und der Kunstförderung haben sich ja auch in Deutschland in der Zeit vor und zwischen den Weltkriegen viele Unternehmen hervorgetan. Ein Beispiel war Krupp in Essen. Meine Mutter schwärmte immer von den Häusern, die in Essen gebaut wurden. Leider haben die aktiengetriebenen Konzerne keinen Sinn für solch ein Engagement. In einigen Bereichen wird aber wieder über Mitarbeiterwohnungen nachgedacht – weil sich beispielsweise in München sonst keine Arbeitskräfte finden lassen. Ein sehr interessanter und gut präsentierter Beitrag – vielen Dank dafür.“
Und abschließen wollen wir heute die Postschau mit einer Zuschrift von Frank Unglaube aus Hamburg:„Jetzt muss ich Ihnen doch wieder einmal schreiben. Monatelang war ich einfach viel zu faul. Deshalb gelobe ich heute wieder Besserung. Ihre Programme sind für mich nach wie vor sehr wichtig. Kriegt man doch hierzulande wenig von Tschechien mit. Wenn Unglücke passieren, dann ja. Ansonsten finde ich persönlich, dass Tschechien in den deutschen Medien kaum vorkommt beziehungsweise schon recht stiefmütterlich behandelt wird. Auch wenn ich Ihnen schon lange nicht mehr geschrieben habe, gehört habe ich Sie allemal. Es vergeht nahezu kein Tag ohne Radio Prag.“
Und das war's für heute. Wir freuen uns auf Ihre Empfangsberichte, E-Mails und Briefe. Schicken Sie uns diese an die Adresse: Radio Prag – Deutschsprachige Redaktion, Vinohradská 12, 120 99 Prag 2, Tschechische Republik, oder per E-Mail an: [email protected]. Auf Wiederhören!