„Freundschaft und Miteinander sind mir wichtig“
Die bayerische Landtagsabgeordnete Sylvia Stierstorfer ist derzeit zu Besuch in Prag. Als Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler interessiert sie sich insbesondere für Initiativen, die zum tschechisch-deutschen Dialog beitragen. Am Montag nahm die CSU-Politikerin an der Eröffnung einer Ausstellung in der Bayerischen Repräsentanz in Prag teil. Die Schau präsentiert Geschichten von deutschen und tschechischen Familien, die eigentlich in ein und demselben Haus leben oder gelebt haben – einmal vor und einmal nach der Vertreibung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Ein Gespräch mit Sylvia Stierstorfer.
„Ich bin begeistert davon, was die jungen Menschen von der Organisation Antikomplex auf die Beine gestellt haben. Besonders, wie sie die Lebensgeschichte der sudetendeutschen und der tschechischen Familien dargestellt haben und wie diese Familien zusammengetroffen sind.“
Sie bleiben einige Tage in Prag, was alles steht auf Ihrem Programm, mit wem werden Sie sprechen?
„Ich habe schon mit den Vertretern der Ackermann-Gemeinde gesprochen, soeben habe ich mich mit den Mitarbeitern von Antikomplex getroffen. Zudem stehen Gespräche mit einigen Regierungsvertretern sowie Treffen mit den Vertretern der deutschen Minderheit auf dem Programm. Ich habe hier eigentlich insgesamt 17 Gesprächspartnerinnen und -partner.“
Haben Sie selbst auch sudetendeutsche Familienwurzeln?
„Ja. Mein Vater und mein Opa stammen aus Blatnitz (Blatnice, Anm. d. Red.), Kreis Mies (Stříbro, Anm. d. Red.), und meine Oma aus dem Dorf Tuschkau (Touškov, Anm. d. Red.). Mein Vater war neun Jahre alt, als die Familie das Land verlassen musste. Mein Opa und mein Urgroßvater waren sogar Bürgermeister von Blatnitz, mein Urgroßvater hat den dortigen Friedhof gegründet. Deshalb ist es für mich eine besondere Ehre, dass ich hier sein kann, weil mir die Freundschaft und das Miteinander sehr wichtig sind.“Besuchen Sie manchmal den Heimatort Ihres Vaters und Großvaters?
„Ja, ich war schon mehrmals dort. Zuletzt habe ich Blatnitz vor zwei Wochen mit meinem Vater, der 83 Jahre alt ist, und der ganzen Familie besucht. Wir haben uns alles angeschaut, es war ein wunderbarer Tag für uns. Der Hof, von dem mein Vater stammt, ist sehr gut in Stand gesetzt worden. Ich glaube, dass ihn ein Landschaftsgärtner erworben hat, der ihn sehr schön hergerichtet hat. Meinen Vater hat es gefreut, dass der Hof erhalten bleibt. Ich kann mich daran erinnern, wie mein Opa seinen Heimatort noch sehen wollte – das war noch vor der Wende. Ich war damals neun Jahre alt, als wir hingefahren sind. Es kamen damals Menschen zu uns – vielleicht waren es Deutschböhmen –, und sie sagten: ,Unser Bürgermeister ist wieder da.‘ Das hat mich tief beeindruckt.“
Der Sudetendeutsche Tag findet an Pfingsten in Regensburg statt, also nicht weit von der Grenze zu Tschechien. Rechnen Sie damit, dass mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Tschechien kommen als früher?„Das würde mich sehr freuen, denn ich komme aus dem Landkreis Regensburg. Es ist der 70. Sudetendeutsche Tag, und er hat natürlich eine besondere Bedeutung. Denn Regensburg hat enge Beziehungen zu Tschechien und vor allem zur Partnerstadt Pilsen. Wir freuen uns darauf, dass viele Besucher aus Tschechien kommen und dass auch neue Freundschaften entstehen.“