Regierung beschließt mehr Tierschutz
In Tschechien heißen sie in den Medien meist „Vermehrungsstellen“ – es geht dabei um illegale Aufzuchtbetriebe für Hunde oder Katzen. Oft leben die Tiere dort unter miserablen Zuständen. Die Regierung will dem mit einem neuen Gesetz nun einen Riegel vorschieben.
Dutzende Käfige mit abgemagerten Hündinnen und Welpen, die in ihren eigenen Exkrementen vegetieren – Bilder wie diese erschüttern regelmäßig die Öffentlichkeit in Tschechien. Nach wie vor sind sogenannte Vermehrungsstellen vor allem für Rassehunde wie Chihuahuas ein blühendes Geschäft. Die Tiere werden in Massen gezogen und für viel Geld verkauft – unter anderem nach Deutschland.
Schon lange wird in der tschechischen Politik über Maßnahmen gegen solche Vermehrungsstellen diskutiert. Am Montag schließlich hat das Kabinett von Premier Andrej Babiš (Partei Ano) eine entsprechende Gesetzesnovelle auf den Weg gebracht, illegale Hunde- und Katzenzuchten sollen damit verboten werden. Der Text stammt aus der Feder von Landwirtschaftsminister Miloslav Toman (Sozialdemokraten):
„Jeder, der mindestens drei Zuchthündinnen hat, muss dies den zuständigen Behörden melden. Außerdem darf jedes Tier nur drei Würfe im Jahr haben. Dasselbe gilt natürlich auch für Katzen.“
Sollte jemand dem Gesetz zuwiderhandeln, dann erwarten ihn saftige Strafen. Im Spiel sind Summen von bis zu einer halben Million Kronen (13.000 Euro).
Auch die Tierschutzorganisation Animal Eye hat lange Lobbyarbeit für strengere Regeln gemacht. Die Aktivistin Zuzana Rennerová erklärt, warum der jetzige Vorstoß der Regierung ein echter Durchbruch ist.
„Erstmals ist nun der Begriff der ‚Vermehrungsstelle‘ tatsächlich definiert worden. Davor war er ja eher ein Schlagwort in den Medien. Damit ist auch der Kreis jener erweitert worden, die sich an die Gesetze zur Zucht von Hunden und Katzen halten müssen.“
Das Verbot betrifft sowohl kommerzielle Betriebe als auch Privathaushalte. Damit soll der Tierquälerei aus falsch verstandener Tierliebe entgegengewirkt werden. Wer aber seinen Lebensunterhalt mit der Zucht von Hunden verdient, der muss in Zukunft viel sorgfältiger sein bei der Bürokratie. Denn die neuen Regeln sollen mehr Transparenz schaffen beim Handel mit den Tieren. Dazu Landwirtschaftsminister Toman:
„Jeder Züchter muss seinem Kunden einen Nachweis darüber erbringen, wie das Tier gepflegt wurde, was es zu fressen bekam und welche Impfungen es erhalten hat.“
Wer seinem Kunden das alles nicht verrät, muss mit einer Geldstrafe von bis zu 50.000 Kronen (2000 Euro) rechnen. Ausgenommen davon sind jedoch Tierheime.
Mit der Verschärfung der Gesetze reagiert das Kabinett auf die aktuelle Tierschutzdebatte in Tschechien. Diese ist nach Skandalen um Privat-Zoos entflammt. Einmal war ein Ring von Tiger-Schlachtereien aufgeflogen, ein anderes Mal waren gefährliche Tiger aus ihrem Gehege ausgebrochen. Deshalb umfasst der Gesetzentwurf auch Passagen zu Großkatzen und anderen exotischen Tieren. Nun muss noch das Abgeordnetenhaus dem verschärften Regeln zustimmen. Nichts deutet derzeit aber auf eine Ablehnung durch die Parlamentarier hin.